��bersicht �ber die zwischen 1945
und 1959 im Saarland t�tigen Parteien und Gruppierungen
�
��
Abk.
|
�Name der Partei
oder Gruppierung |
�Vorsitzender
|
�Gr�ndung
am
|
�Zeitung/ Organ/
Sonderblatt �
|
Stellung
zum
Saar-
statut
|
Entwicklung
nach der Volks-
befragung
1955
|
�Die Regierungsparteien:
|
CVP
|
�Christliche
Volkspartei des Saarlandes
|
�Johannes Hoffmann
|
10.1.1946
|
�"SVZ" *),
�"Wir sagen
Ja!"
|
JA
|
1959 in der CDU aufgegangen
|
SPS
|
�Sozialdemokratische
Partei des Saarld.
|
�Richard Kirn
|
im Oktober 1945 inoffziell;
6.1.1946 offiziell
|
�"Volksstimme",
�"Unter
der Lupe"
|
JA
|
1956 mit DSP
-->�SPD-Saar
|
�Die
"pro-deutschen" Parteien (sie
schlossen sich am 3. September 1955 zum
Heimatbund
zusammen):
|
�
�
|
CDU-
Saar
|
�Christlich-Demokratische
Union Saar
|
�Hubert
Ney
|
1952 inoffiziell
7.8.1955 offiziell
|
�"NN" *),
�"Im Kreuzfeuer"
|
NEIN
|
blieb CDU-Saar
|
DSP
|
�Deutsche
Sozialdemokratische Partei
|
�Kurt Conrad
|
24.2.1952 inoffiz.
25.7.1955 offiziell
|
�"AZ" *),
�"Die Wespe"
|
NEIN
|
1956 mit SPS
-->�SPD-Saar
|
DPS
|
�Demokratische
Partei Saar
|
�Heinrich Schneider
|
26.10.46 als DVS
28.2.47 als DPS
|
�"Deutsche Saar"
|
NEIN
|
--> �FDP/DPS
|
�Andere
Parteien:
|
��
|
�
�
|
KPS
|
�Kommunistische
Partei des Saarlandes
|
�Fritz Nickolay, ab
�1950 Fritz B�sel
|
13.12.1945 ������
|
�"Neue
Zeit"
|
NEIN
|
wurde am 9.4. 1957 verboten
|
DDU
|
�Deutsche
Demokratische Union �(linksgerichtet)
|
� ?
|
28. 9.1955
|
�"Nein
zu jedem ����Saarstatut"
|
NEIN
|
ab 1961: DFU, Landsverbd
Saar
|
FDP/
Saar
|
�Freie Deutsche
Partei
�(liberal, aber nicht
zu verwechseln mit der Bundes-FDP �=��Freie
�Demokratische Partei)
|
� ?
|
3.9.1955
|
--
|
JA, aber NEIN zur
Regierung
|
--
|
CSU-
Saar
|
�Christlich-Soziale Union
(Splitterpartei;
ohne ��Mitwirkg. und Billigung
der bayrischen CSU gegr�ndet)
|
Carl Friedrich Eckert
|
22.9.1955
|
--
|
JA
|
1957 mit der CVP vereinigt
|
�Sonstige
Gruppierungen �(die aber keine Parteien waren):�
|
��
�
|
MRS
|
�Mouvement
pour le Rattachement de la �Sarre à
la France� (mehr dazu ganz unten in 2f)
|
�Friedrich Pfordt,
�Dr. Sender
|
Fr�hjahr
1945 �
|
"Die Neue Saar"
|
--
|
--
|
DSB
|
�Deutscher
Saarbund e.V.,
�(von der BRD
aus t�tig, Sitz in Frankfurt/Main)
|
�
|
�
|
"Deutsche Saar-
����� Zeitung"
|
JA
|
--
|
� |
�andere, kleinere Gruppierungen
|
siehe unter 2g) |
� |
� |
� |
� |
������������Europa-Bewegung des Saarlandes
�
��������������(setzte
sich mit Hilfe von z. T. gro�formatigen Zeitungsanzeigen und anderen
Druckwerken f�r die Annahme des Saarstatuts ein.)
|
JA
|
--
|
�
|
�*) Abk�rzungen von Zeitungsnamen: SVZ = Saarl�ndische Volkszeitung;
AZ = Allgemeine Zeitung;
NN = Neueste Nachrichten�
|
|
�
�
2) Die Entwicklung
der einzelnen Parteien und Gruppierungen
�
Inhalt: ��a)�CVP und CDU-Saar���� b)�DPS �� c)�SPS
und DSP �� d)�KPS
�� e) kleinere Parteien und Gruppen �� f)
MLS und MRS
�
a) Christliche Parteien: CVP (Christliche Volkspartei)� und CDU-Saar� (Christlich Demokratische Union Saar)
�
�
Von 1946 bis 1952 war die Christliche Volks-Partei (CVP) die
einzige christliche Partei im Saarland. Nach dem Entstehen der CDU-Saar
mussten sich die beiden Parteien mit der Spaltung des christlichen
Lagers
ausein- andersetzen, die bis zur Verschmelzung beider Parteien im Jahre
1959 bestand. Dabei nahmen beide f�r sich in Anspruch, ihre politischen
Zielvorstellungen aus der �berzeugung des Christentums abzuleiten, und
dies hat die Auseinandersetzungen an der Saar vor, w�hrend und nach der
Volksabstimmung gepr�gt und versch�rft.
�
�
Die Anf�nge der CDU im Saarland
�
Innerhalb
der CVP hatte sich in den ersten Jahren des Hoffmann-Regimes eine
innerparteiliche Opposition herausgebildet, die mit dem Vorantreiben
des wirtschaftlichen Anschlusses und der politischen Autonomie des
Saarlands durch Johannes Hoffmann unzufrieden war. Aus dieser
Opposition formierte sich 1952 ein Gr�ndungsausschuss, der am 6.
Februar 1952 den Antrag auf Zulassung
der Christlich Demokratischen Union-Saar stellte. Zun�chst musste aber
noch ein neues Parteiengesetz geschaffen werden, das die Zulassung
weiterer Parteien im Saarland erm�glichen sollte. Es wurde zwar
bereits im M�rz 1952 durch den Landtag verabschiedet, seine Verk�ndung
hat die Regierung aber hinausgez�gert, so dass der Gr�ndungsausschus
erst am 4. Juni 1952 zu seiner ersten konstituierenden Sitzung zusammentreten konnte.
244 Gr�ndungsmitglieder leisteten (im Langwiedstift zu Saarbr�cken) die laut Parteiengesetz f�r die Zulassung einer neuen Partei notwendigen
Unterschriften. Diese
Gruppe setzte sich mehrheitlich (164) aus Arbeitnehmern zusammen. Der Rechtsanwalt Dr. Hubert Ney aus Saarlouis wurde zum ersten Landesvorsitzenden gew�hlt und Karl Walz,
Gewerkschaftssekret�r aus Saarbr�cken, zu seinem Stellvertreter. Beide
waren ehemalige Mitglieder der CVP, die gegen den Kurs der Regierung
opponiert hatten, und von denen der eine deswegen freiwillig aus der
Partei ausschied
und der andere ausgeschlossen wurde.
�
Durch
die Regierung geschickt in die L�nge gezogene weitere Verhandlungen und
Auseinandersetzungen um die Zulassung der CDU-Saar f�hrten dazu, dass
diese es nicht mehr schaffte, an der Landtagswahl im Oktober 1952
teilzunehmen, die ebenso geschickt kurzfristig terminiert worden war.
Hintergrund f�r die Verz�gerungen war stets die Forderung, dass sich
die um Zulassung strebende Patei zur saarl�ndischen Autonomie bekennen
sollte, wie es in der Verfassung festgeschrieben stand. Da die CDU
dieses Bekenntnis - nat�rlich - nicht ablegen wollte, hatte die
Regierung einen guten Vorwand, ihr die Zulassung zu verweigern. Deshalb
war die CDU-Saar von Beginn an als Partei illegal, und dieser Status
sollte bis zur endg�ltigen Zulassung aller pro-deutschen Parteien im
Jahre 1955 fortdauern. Die Auseinandersetzungen um die Zulassung der
CDU-Saar war der Ursprung des vergifteten Klimas innerhalb der
christlichen Parteien, was dazu f�hrte, dass die politische
Gegnerschaft zwischen ihnen von pers�nlichen Feindschaften gepr�gt war.
Das Bild oben zeigt das Abzeichen der CVP� (Nachlass Minister Erwin M�ller; Foto: Jan M�ller, Saarbr�cken)
�
Erst
als im Saarabkommen vom 24. Oktober 1954 die Voraussetzungen f�r die
offizielle Zulassung derjenigen Parteien geschaffen wurde, die f�r die
Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik eintraten, konnte
sich die CDU-Saar endlich als offizielle Partei gr�nden. Am 7. August 1955 fand
man sich im Johannishof in Saarbr�cken zusammen, um Dr. Hubert Ney,
der die Partei ja schon w�hrend der Zeit der Illegalit�t gef�hrt hatte,
zum Landesvorsitzenden zu w�hlen. Als Ehrenvorsitzender wurde der 1948
aus dem Saarland ausgewiesene Pfarrer Bungarten ernannt. Schon zu
diesem Zeitpunkt zeigte sich die enge Verbundenheit zu den anderen
pro-deutschen Parteien, denn die Vorsitzenden von DPS und DSP, Heinrich
Schneider
und Kurt Conrad, konnten an die anwesenden 600 Delegierten ihre
Gru�worte richten. Folgender Satz aus einem der ersten Aufrufe der
CDU-Saar an ihre Mitglieder zeigte ganz deutlich das Verh�ltnis zu der
anderen christlichen Partei (CVP) auf
und legte die Marschroute zur Volksabstimmung fest:
�
"Der Weg nach Europa f�hrt nicht �ber die Verleugnung des Vaterlandes - deshalb: Kein Europa ohne Vaterland!"
�
�
Die CDU-Saar und das Europ�ische Statut
�
Das
gro�e Problem der CDU-Saar hinsichtlich des Saar-Statuts bestand darin,
dass sie es als pro-deutsche Partei ablehnte, w�hrend die Bundes-CDU um
Konrad Adenauer es jedoch bef�rwortete; denn dieser hatte es ja mit der
franz�sischen Regierung ausgehandelt. Somit sah sich die Saar-CDU
st�ndig zur Legitimation ihrer Haltung
gezwungen. Sie musste ferner daf�r sorgen, dass ihre politischen Gegner
aus der CVP nicht als Partner Konrad Adenauers auftreten konnten.
Entscheidend begr�ndet wurde die Ablehnung des Europ�ischen Statuts von
den saarl�ndischen Christdemokraten durch die christliche Pflicht zur Vaterlandsliebe und -treue.
Diese Treue zum Vaterland wurde als absoluter Wert angef�hrt und H�rern
und Lesern politischer Agitationen oftmals als "Gewissensfrage"
dargestellt.
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�
Die Auseinandersetzung zwischen CDU-Saar und CVP zur Zeit des Abstimmungskampfes
�
Am 5. September 1955 schlossen sich die drei pro-deutschen Parteien CDU-Saar, DPS und DSP zum "Deutschen Heimatbund" zusammen. Ihr politisches Ziel war es, die Ablehnung des Saar-Statuts
zu erreichen. Dies gelang den drei Parteien dadurch, dass sie es
schafften, in ihrem Abstimmungskampf den Saarl�nderinnen und
Saarl�ndern zu suggerieren, dass
sie mit ihrem Votum auch �ber das Schicksal der Regierung Hoffmann und
seiner CVP entscheiden w�rden.
In diesem Sinn sprachen Hubert Ney und Heinrich Schneider unentwegt von
"der Abrechnung mit dem separatistischen Joho-Regime" und von dem Ziel,
"die Macht der herrschenden Parteidiktatur zu beenden". Au�erdem gelang
es ihnen, den Eindruck zu erwecken, als gehe es bei der Volksbefragung
nicht um die Annahme oder Ablehnung des Europ�ischen Statuts, sondern
um ein Ja oder Nein zur Wiedervereinigung des Saarlands mit
Deutschland. Somit trug das eine christliche Lager (Saar-CDU) durch
Agitationen auf emotionaler Ebene gegen die politischen Ziele des
anderen christlichen Lagers (CVP) zur unvers�hnlichen
Auseinandersetzung beider Lager bei.
Im
Verlauf des Abstimmungskampfes wurde immer deutlicher, dass die CVP der
Emotionskampagne der Heimatbundparteien, und insbesondere der Saar-CDU,
nichts Vergleichbares entgegensetzen konnte. Zudem war die regierende
CVP durch ihr langj�hriges Machtmonopol an �ffentliche Kritik und
Opposition nicht mehr gewohnt und zu wenig flexibel, um der polemischen
Agitation der Gegner wirkungsvoll entgegenzutreten.
�
�
Nach der Volksbefragung
�
Unmittelbar
nach der Volksbefragung forderte der Trierer Bischof �Dr. Wehr die
beiden christlichen Parteien auf, eine Einigung herbeizuf�hren. Eine
geplante schnelle Einigung von CVP und CDU-Saar wurde im April 1956
durch den CVP-Vorstand verhindert, weil die CVP-Unterh�ndler Beratungen
mit CDU-Vertretern ohne R�ckendeckung ihrer Partei aufgenommen
hatten. Die Verhandlungen gingen aber unter der neuen CDU-F�hrung (Egon
Reinert und Franz-Josef
R�der) weiter. Anders als bei den beiden sozialdemokratischen Parteien
SPS und DSP vollzog sich die Vereinigung der beiden christlichen
Parteien aber nur schleppend und unter Vorbehalt vieler Politiker, da
sich doch viele Unvers�hnlichkeiten und gar Feindseligkeiten auftaten
und erst einmal �berwunden werden mussten.
�
Im
Februar 1959 trat die CVP mit ihrem Minister Schnur in eine
CDU/SPD/CVP-Regierung ein. Auf lokaler Ebene hatten sich CDU und CVP
schon vorher an vielen Orten zusammengeschlossen. Im April 1959 gab
Johannes Hoffmann als Ehrenvorsitzender der CVP auf dem 12. Parteitag
der CVP seinen Parteifreunden die Empfehlung, die CVP aufzul�sen und
der CDU beizutreten.
�
___________________
�
Literaturhinweise:
- Bauer, Gerhard: Die CDU im Saarland. Saarbr�cken 1981.
- Repgen, Konrad:
Die Saar-Frage im Bundesparteivorstand der Christlich Demokratischen
Union Deutschlands 1950-1955. �ber die ��Verschr�nkung von
Innen- und Au�enpolitischem in der Politik Konrad Adenauers. In:
Altermatt / Garamv�lgy
(Hrsg.).: Innen- und ��Au�enpolitik: Primat oder
Interdependenz? Festschrift zum 60. Geburstag von Walther Hofer.
Stuttgart, 1980. S. 87-123.
- Freymond, Jacques. Die Saar 1945-1955. M�nchen 1961.
�
�
b) DPS - Demokratische Partei
Saar
��
�bersicht
�
Am 28. Februar 1947 wurde die
seit dem 26. Oktober 1946 bestehende DVS ("Demokratische
Vereinigung des Saarlandes") in "Demokra- tische Partei des Saarlandes"
(DPS) umbenannt.
W�hrend ihr Parteiprogramm anfangs den W�nschen
der Besatzungsmacht entsprochen hatte, begann sie bald
damit, gegen Frankreich Propaganda zu machen. Deswegen
wurde sie auf eine Aufforderung der Franzosen hin
von der Saar-Regierung am 21. Mai 1951 verboten.
Als Begr�ndung hie� es, die Partei sei verfassungswidrig,
weil sie "insbesondere den wirtschaftlichen Anschlu�
der Saar an Frankreich und die politische Unabh�ngigkeit
des Saarlandes von Deutschland ablehne". Nach der
Zulassung pro-westdeutscher Parteien wurde die DPS am
5. 5.1955 wiedergegr�ndet.
�
Nach dem Beitritt des Saarlandes
als Bundesland zur Bundesrepublik Deutschland schloss
sich die DPS am 11. August 1957 als saarl�ndischer
Landesverband der FDP an. Der Name dieses Verbandes
lautet heute noch korrekt "FDP/DPS", satzungsgem��
wird aber nur noch die Bezeichnung "FDP" verwendet.
�
Welche Rolle spielte die DPS
im teilautonomen Saarland? Betrachten wir zun�chst
die Ideologie der Partei. Ihr Programm kann in drei
Phasen aufgeteilt werden:
�
1945-1950: liberal,
�
1950-1957: national-konservativ,
�
ab 1957: Versuch der Anpassung der weltanschaulichen
Ausrichtung, beruhend auf spezifisch saarl�ndischen Verh�ltnissen, an
die westdeutsche FDP.�
�
�
Gr�ndung, historische Tradition,
Entwicklungsgeschichte
�
Die am 26. Oktober 1946 als "Demokratische
Vereinigung des Saarlandes" (DVS) zugelassene und am
28. Februar 1947 in "Demokratische Partei des Saarlandes"
(DPS) umbenannte Partei stand in der Tradition der national- liberalen
"Deutsch-Saarl�ndischen Volkspartei"
(DSVP; sie war 1933 in der von den Nazis gesteuerten
"Deutschen Front" aufgegangen).
�
Die Personengruppe, die sich
1945/46 um die Zulassung einer liberalen Partei im Saarland
bem�hte, stand auf dem Standpunkt, dass die Saar ein Bestandteil
Deutschlands war. Dieser Einstellung konnte die damalige
franz�sische Besatzungsmacht allerdings nicht zustimmen.
Dem musste man sich f�gen, und man akzeptierte
zun�chst den wirtschaftlichen Anschluss des Saarlandes an Frankreich
und seine politische Trennung von Deutschland, um im
Gegenzug daf�r die Lizenz zu bekommen.
�

|
Die entscheidende Wendung in der Entwicklung der DPS wurde Anfang 1950 durch den Eintritt von Heinrich Schneider (Bild links), Richard Becker (Bild rechts), Paul Simonis und einigen anderen
in die Partei eingeleitet. Da an die Gr�ndung einer eigenst�ndigen oppositionellen Partei nicht zu denken war, wollten sie die
DPS im Sinne einer "deutsch ausgerichteten Opposition" unterwandern und
umkrempeln, legitimiert durch die urspr�nglichen Ziele und Grunds�tze
bei der Gr�ndung der Partei und vor dem Hintergrund, dass die DPS
bislang noch keine
konstituierende Mitgliederversammlung durchgef�hrt hatte.
|
|
Die "Becker-Schneider-Richtung"
verdr�ngte somit innerhalb der Partei diejenigen,
die den frankophilen Kurs tolerierten, und es wurde
ein neuer Parteivorstand mit Richard Becker als Vorsitzendem
und Heinrich Schneider als Beisitzer gew�hlt. Letzterer
hielt sich, obwohl er als Motor der Partei galt, zun�chst
gerne im Hintergrund.
�
Doch es ging der neuen F�hrung
nur vordergr�ndig darum, die fallengelassene nationale
Komponente von 1947 wieder aufzugreifen. Vielmehr lag
ihre Absicht darin, die DPS zum Sammelbecken aller nationalen
Kr�fte an der Saar zu machen und den Namen "DPS"
nur aus lizenzrechtlichen Gr�nden weiterzuf�hren.
�
Die regierende CVP um den Ministerpr�sidenten Hoffmann erkannte sehr schnell die heranwachsende Konkurrenz
und versuchte zun�chst durch ein Verbot DPS-interner
Rundschreiben die �ffentliche Verbreitung von Zielen
und Vorstellungen der Partei zu verhindern. Man ging
davon aus, dass die DPS sich dieser Rundschreiben zur
"Verbreitung pro-deutschen Gedankenguts" bediente,
da sie noch nicht �ber eine Parteizeitung verf�gte,
die man h�tte zensieren oder verbieten k�nnen.
�
Eine Gro�kundgebung der
Partei am 6. Mai 1951 wurde verboten, da man angeblich
die �ffentliche Ordnung gef�hrdet sah. Hierauf
folgte auch ohne Umwege das Parteiverbot - anhand von
hierzu gef�lschten Diffamierungen: Es tauchte ein
Telegramm auf, welches die DPS in Verbindung mit der
in der BRD wieder erstandenen SRP (Sozialistische Reichspartei)
bringen und somit in ein neofaschistisches Licht r�cken
sollte. Heinrich ("Heini") Schneider, dem
f�hrenden Kopf der DPS, waren nationalistische
T�ne im �brigen nicht fremd; denn vor 1937
war er zeitweise NSDAP-Mitglied gewesen. Obwohl sich
das fragliche Telegramm bald als von der Joho-Regierung
fingiert herausstellte, wurde am Verbot der Partei festgehalten.
Als Begr�ndung diente die Behauptung, dass diese
Partei gegen die Verfassung versto�e. Grundlage
hierzu war die erste Ausgabe der Parteizeitung, die
einen pro-deutschen Vorschlag zur L�sung der Saarfrage
brachte - und damit gegen die Pr�ambel der saarl�ndischen
Verfassung verstie�, in der der wirtschaftliche
Anschluss an Frankreich festgeschrieben war. Hinzu kam
die Vorhaltung, die Umformierung der Partei sei auf
undemokratische Weise geschehen und diese habe mit der
urspr�nglich erlaubten Partei nichts mehr zu tun.
�
Das Verbot der DPS kam f�r
das Hoffmann-Regime einem Pyrrhus-Sieg gleich, denn
zu offenkundig war seine politische und juristische
Unhaltbarkeit.
�
So blieb die DPS geschickt im
Hinter- und Untergrund, lie� ihre Absichten nicht
mehr klar und offensichtlich erkennen und bediente sich
der regelm��ig auftretenden Widerspr�che
Johannes Hoffmanns in der Saarfrage, um ihn und seine
Politik anzugreifen.
�
Folgende Gewinne zog die DPS
aus ihrem Verbot:
Sie
hatte die Europa- und Autonomievorstellungen der Hoffmannregierung
als idealistische Gedankengebilde entlarvt, die viele
f�r unrealistisch und unrealisierbar hielten.
�
Ihr Verbot dokumentierte die
innenpolitische Schw�che und die mangelhafte demokratische
Legitimation des saarl�ndischen politischen Systems.
�
Die juristische Auseinandersetzung
um das Verbot dauerte mehr als zwei Jahre. In dieser
Zeit konnte die DPS sich immer wieder in illegal verbreiteten
Schriften �u�ern und damit ihre Legitimation
einfordern.
�
Das Verbot verschaffte der DPS
einen "M�rtyrernimbus", der es ihr erm�glichte,
zum Kern der deutschen Opposition an der Saar zu werden
und ihren Einfluss weit �ber ihre eigentliche liberale
Anh�ngerschaft hinaus auszudehnen.
�
In dieser Zeit der Illegalit�t
versuchte die DPS, von innen und au�en Einfluss
auf die Entwicklung der Saarpolitik zu nehmen: Sie wollte
im Saarland eine Oppositionsbewegung gegen das Hoffmann-Regime
organisieren und lie� in der BRD Flugbl�tter
und Brosch�ren produzieren, die meist illegal ins
Saarland geschleust und verbreitet wurden. Sie sollten den
Standpunkt der saarl�ndischen Opposition gegen�ber
Adenauer auf Bundesebene vertreten.
�
Als den bislang verbotenen oder gar nicht
erst zugelassenen pro-deutschen Parteien im Juli 1955
(drei Monate vor der Volksbefragung) die Teilnahme am
Abstimmungskampf gestattet wurde, schlossen sich alle
nicht-kommunistischen und pro-deutschen Parteien im
Heimatbund zusammen, um gegen das von Frankreich und
der BRD ausgehandelte Saarstatut Stellung zu beziehen.
Die Grundlagen f�r diese Zusammenarbeit waren schon
in der Phase der Illegalit�t geschaffen worden.
�
Im Heimatbund war die DPS neben
CDU-Saar und DSP die f�hrende Kraft, weil sie mit
Heinrich Schneider als Vorsitzendem �ber einen
energischen Politiker seiner Zeit verf�gte und
weil die von vielen Saarl�ndern ersehnte R�ckgliederung
der Saar an Deutschland das zentrale programmatische
Ziel der DPS war.
�
Durch die Agitation der DPS bekam
die Volksabstimmung
am 23. Oktober 1955 einen ganz anderen Sinn, als ihr eigentlich
zugedacht war. Aus der Abstimmung �ber das Statut, dessen Ablehnung zun�chst nur
die Wahrung des Status quo bedeutet h�tte, machten die Heimatbund-
Parteien eine Abstimmung �ber die Frage, ob das Saarland zu Deutschland
zur�ckkehren sollte oder nicht. Nach dem Sieg des Nein zog die Politik
die Konsequenz, dass die politische Trennung des Saarlandes von
Deutschland nicht mehr l�nger aufrecht erhalten werden k�nne. Dadurch
wurde die Bedeutung, die die Heimatbundparteien der Abstimmung im
Vorfeld gegeben hatten, best�tigt.
�

|
Das Abstimmungsergebnis zahlte sich nat�rlich auch parteipolitisch f�r die DPS aus, denn sie wurde bei der Landtagswahl von 1955
mit 24,2 % der Stimmen hinter der Saar-CDU (25,4%) zweitst�rkste
Partei. In der Folgezeit war die Partei bestrebt, dieses gute Ergebnis
zu wahren, und brachte sich mit mehreren Vorschl�gen zur
gesamtdeutschen Wiedervereinigung
- vom Modellfall der Saar ausgehend - auf Bundesebene ein.
�
___________________
�
Literaturhinweise:
�
St�ss, Richard
(Hrsg.). Parteienhandbuch. Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland
1945-80. Band 2: ���CSU-DSU. Opladen, 1983.
Schneider, Heinrich:
Das Wunder an der Saar. Stuttgart 1974.
�������������������������
��
< Foto der DPS-Fahne: Volker Felten
�
Auf unserer Seite "Zeitungen" finden Sie ganz unten einen interessanten Artikel von Heinrich Schneider aus der "Deutschen Saar" �ber
die "Gefahren des Saarstatuts".
|
�
�
c)
Der schwierige Weg der Sozialdemokratie im teilautonomen Saarland:
�
SPS - Sozialdemokratische Partei des Saarlandes �und �DSP - Deutsche Sozialdemokratische Partei
�
Vorgeschichte:
�
Von vornherein gilt es zu bemerken,
dass die Geschichte der Sozialdemokratie in ihren Anf�ngen nicht
nur im Saarland, sondern auch in der angrenzenden Pfalz,
wohl gar im ganzen S�dwesten Deutschlands, eine
sehr wechselvolle war. Vor dem ersten Weltkrieg, zur
Zeit des Deutschen Reiches, galt die Saargegend zwar
als drittgr��tes Schwerindustrierevier nach
dem Ruhrgebiet und Oberschlesien, doch der patriarchalische
F�hrungsstil der privatkapitalistischen saarl�ndischen
Unternehmen im Stummschen und R�chlingschen Sinn
- ihre Unternehmenspolitik war gleichzeitig Sozialpolitik
- lie� eine organisierte Sozialdemokratie nur sehr
schwer aufkommen. Zentrum und Nationalliberale bestimmten
das parteipolitische Leben. Die SPD konnte im Saarland auch deshalb nicht
Fu� fassen, weil die Berg- und H�ttenarbeiter
im 19. Jahrhundert zu einer konservativen Haltung gewisserma�en
erzogen wurden, denn sie hatten wegen der isolierten Lage der
Industriedistrikte die Stellung von gewohnheitsrechtlich
bevorzugten Knappen. Die Arbeiter wurden durch
Privilegien an die bestehende Ordnung gebunden und durch
die Tatsache, dass sie in der n�heren Umgebung
keine Wahl eines anderen Besch�ftigungsverh�ltnisses
hatten. Dies hat Auswirkungen bis in die heutige Zeit.
�
Der Zusammenbruch des Kaiserreichs
zum Ende des Ersten Weltkriegs war zwar zugleich
auch das Ende des "K�nigreichs Stumms",
aber die danach aufkeimende strukturierte
Sozialdemokratie
wurde schon bald wieder vom n�chsten System, diesmal
dem faschistischen System der Nazis, unterdr�ckt.
�
�
I) Die Sozialdemokratische Partei des Saarlandes (SPS)
�
Nach dem Zweiten Weltkrieg
wurde dann im Hinterzimmer einer Saarbr�cker Gastst�tte Ende Oktober
1945 die SPS inoffiziell gegr�ndet. Offiziell nannte man sich ab Januar
1946 Sozialdemokratische Partei,
Bezirk Saar. Diese Abtrennung von der deutschen
Mutterpartei erfolgte unter franz�sischem Druck
in Hinsicht auf die Gew�hrung der Zulassung. Diese
Trennung f�hrte aber nicht zur Verabschiedung eines
eigenen Programms.
�
Es waren vor allem pragmatische
Gr�nde, die die F�hrungsgruppe der Sozialdemokratischen
Partei der Saar um den Parteivorsitzenden Richard Kirn in der Nachkriegszeit dazu bewogen,
unverz�glich f�r einen wirtschaftlichen
Anschluss an Frankreich einzutreten, bei gleichzeitiger
politischer Trennung von Deutschland im Sinne einer
Autonomie.
�
Dies sollte in der Folgezeit
in der SPS zu zahlreichen innerparteilichen Auseinandersetzungen
f�hren. Es gab drei verschiedene Str�mungen in der Partei:
�
- Viele aktive Mitglieder
gaben sich mit einem wirtschaftlichen Anschluss an Frankreich
nicht zufrieden und forderten die v�llige Integration
in den franz�sischen Staat.
�
- Dem gegen�ber gab es in
einem anderen Lager viele, die eher zur Bundesrepublik
tendierten und die "separatistischen Implikationen"
in der Partei verurteilten.
�
Aus der letztgenannten pro-deutschen Opposition heraus entwickelte sich unter Ernst Roth
eine gr��ere, ernst zu nehmende Richtung. Roth wurde aber im Vorstand
der SPS total isoliert und schlie�lich dazu gezwungen, seine
Partei�mter aufzugeben. An seine Stelle trat nun der einflussreiche Kurt Conrad, dessen Gruppe 1951 so stark war, dass sie es wagte, Richard Kirn auf einem Parteitag herauszufordern. Conrad kandidierte gegen Kirn um den Vorsitz, und es gab auch einen innerparteilichen
Kampf um das Amt des zweiten Vorsitzenden.
�
Diese
beiden Versuche scheiterten, doch die Tatsache, dass Kirn nicht mehr
wie bisher einstimmig gew�hlt wurde, legte die Bedrohung und Zerr�ttung
der Partei offen. Die Zeit spielte f�r
die inner-parteiliche Opposition, denn der pro Deutschland orientierte
Fl�gel befand sich in stetigem Wachstum. In autorit�re Denkstrukturen
vergangener Zeiten verfallend, leitete man auch ein
Parteiordnungsverfahren
gegen
Conrad mit dem Ziel des Ausschlusses ein, dem dieser jedoch mit seinem
Austritt zuvorkam.
�
Bei der ersten Landtagswahl nach dem Referendum im Dezember 1955 erhielt die SPS nur noch 5,8 % der Stimmen Die logische Konsequenz war die rasch vollzogene Verschmelzung mit der anderen sozialdemokratischen Partei DSP (s.u.) zur SPD-Saar am 18. M�rz 1956. - Bild rechts: SPS-PIN zur Volksabstimmung 1955 (Foto: Aline Edelmann)
|
�
�
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�
�
II) Die Deutsche
Sozialdemokratische Partei (DSP)
�
Die F�hrung der SPS war
zweifellos nicht im Unrecht, wenn sie diese innerparteiliche
Opposition der Sympathie oder sogar der aktiven Unterst�tzung
der DSP verd�chtigte, deren Zulassung am 14. M�rz
1952 beantragt wurde. Zwar wurde die Gr�ndung dieser
neuen Partei zun�chst (wie bei der Saar-CDU) durch
b�rokratische Schikanen verz�gert, doch der
gef�hrliche Aspekt dieser Aktion �berwog den der Bequemlichkeit: Die SPS
erging sich in Illusionen �ber ihre wirkliche St�rke,
was sich, wie beschrieben, in der Landtagswahl nach
dem Referendum r�chte.
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Der Zulassungsantrag der DSP wurde wurde zwar offiziell nicht zugelassen,
operierte aber �hnlich im Untergrund wie die DPS
unter Schneider, begann mit einer Kampfansage an die
allgemeine Politik: "Die Bev�lkerung des Saarlandes
besitzt keine nationale Eigenst�ndigkeit und ist
Teil des deutschen Volkes." Doch musste die DSP,
ebenso wie die anderen pro-deutschen Parteien, bis zum
Juli 1955 warten, bis sie ihre Auffassungen offiziell
als nunmehr zugelassene Partei im Rahmen des Abstimmungskampfes
um das Saarstatut propagieren konnte, was sie, zusammen mit
den anderen beiden Heimatbundparteien DPS und CDU-Saar,
auch tat.
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Wie
oben beschrieben, fusionierten SPS und DSP 1956 und bildeten gemeinsam
die neue Sozialdemokratische Partei, Landesverband Saar (SPD-Saar).
Dies geschah einerseits durch Druck der Basis und andererseits des
Bonner SPD-Parteivorstandes. Denn sonst drohte angesichts der
Wahlergebnisse die saarl�ndische Sozialdemokratie wieder in der
Bedeutungslosigkeit zu versinken.�
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�Auch so wird Saar-Geschichte dokumentiert:
Diese
beiden Bilder zeigen Vorder- und R�ckseite ein und desselben
Messingschildes vor und nach dem 18. M�rz 1956. Es misst 50 x 30 cm und
tr�gt auf der einen Seite den alten Parteinamen "Deutsche
Sozialdemokratische Partei" (DSP). Nach dem Namenswechsel (siehe Text oben) wurde - wohl wegen Materialmangels - kein neues Schild angefertigt, sondern
einfach der neue
Name (SPD) auf der R�ckseite eingraviert. Hergestellt wurde das Schild von der Firma Wwe. E. Ernst, Saarbr�cken.
(Fotos:
www.auktionshaus-goetz.net; das Schild wurde im Juli 2011 dort zum
Verkauf angeboten. Wir danken f�r die Abbildungs-Genehmigung!.
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Literaturhinweis:
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Dingel, Frank.� Die Sozialdemokratische Partei
des Saarlandes. In: Richard St�ss (Hrsg.). Parteienhandbuch. Die Parteien der Bundes-
republik Deutschland 1945-1980. Band 4. NDP - WAV. Opladen, 1986.Seiten 2217-2240.
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d) KPS�-�Kommunistische Partei, Landesverband Saar
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Gastbeitrag von Patric Bies, Peter Imandt Gesellschaft/Rosa Luxemburg Stiftung-Saar
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Da die franz�sische KP im dortigen Parlament eine ziemlich starke Stellung hatte, sahen sich die Franzosen veranlasst,
auch an der Saar eine kommunistische Partei zuzulassen. So wurde hier die KPS schon w�hrend der Besatzungszeit der Franzosen lizenziert, n�mlich am 13. Februar 1946. Vorsitzender war zun�chst Fritz Nickolay, ab 1950 Fritz B�sel. Das Parteiorgan
trug den Namen "Neue Zeit".
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Die KPS war die einzige zugelassene Partei, die die
Abtrennung der Saar von Deutschland und ihre wirtschaftliche Vereinigung mit Frankreich ablehnte. Sie trat am 15. September 1946 bei den Kommunalwahlen
an (Ergebnis 9,1 %) und am 5. Oktober 1947 bei den Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung (8,4 %).
Ihr bestes Wahlergebnis erlangte sie bei
der Landtagswahl 1952, als sie 9,5 % der Stimmen
und damit vier Mandate erreichte.
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Auf unserer Seite "Letzte Saar-Nachrichten" k�nnen Sie (unten als vorletzte Meldung vor dem "Atomwetter") eine
Polizeiliche Anordnung vom 19. Mai 1950 �ber das Verbot eines
Flugblatts aus dem Verlag des Parteiorgans "Neue Zeit" der KPS lesen.
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Bei der Volksbefragung 1955
k�mpfte die KPS gegen die Annahme des Saarstatuts, allerdings nicht an
der Seite des Heimatbundes. Sie wollte die Billigung des Statuts um
jeden Preis verhindern, weil die aus ihr resultierende St�rkung der
Autonomie des Saarlandes eine Voraussetzung f�r die Verwirklichung des
Schuman-Plans und der Pariser Vertr�ge gewesen w�re.
Damit w�re auch eine baldige Aufnahme der Bundesrepublik in die NATO
erm�glicht worden, was nat�rlich nicht im Sinne der Kommunisten gewesen
w�re.
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Die
Partei erreichte zwar ihr erstrebtes Ziel bei der Volksbefragung, denn
das Saar-Statut wurde abgelehnt. Die wichtigste Folge dieses Ergebnis
war der Anschluss des Saarlandes an die Bundesrepublik am 1.1.1957.
Aber dieser f�hrte sehr schnell zum Ende der KPS: Da inzwischen in der
Bundesrepublik die KPD verboten war (seit 17. August 1956), konnte auch
die KPS im neuen Bundesland
Saarland nicht weiterbestehen.
Das saarl�ndische
Innenministerium l�ste sie am 9. April 1957 auf.
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Weitere Infos zur Rolle der KP im Saarland finden Sie auf unserer Seite �ber das gescheiterte Briefbomben-Attentat auf Johannes Hoffmann.
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Die saarl�ndischen Kommunisten und die Saarfrage
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Bei der
Volksabstimmung am 23. Oktober 1955 �ber den k�nftigen Status des Saarlandes
ging es um die Frage, ob die Saarbev�lkerung dem das Saarland
betreffenden Passus in den Pariser Vertr�gen (also das sogenannte Saarstatut) zustimmt oder nicht.
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Nach
den Vorstellungen von Adenauer und den Westm�chten sollten die Pariser Vertr�ge
das Besatzungsregime in Westdeutschland offiziell beenden. Neben Fragen zur
Souver�nit�t regelte das Vertragswerk auch den Beitritt der Bundesrepublik zur WEU und zur NATO, und es
erm�glichte Adenauer, die
Wiederbewaffnung einzuleiten.
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Aber
auch die Zukunft des Saarlandes sollte eine Regelung erfahren, wobei alle
Unterzeichner davon ausgingen, dass diese an die Seite Frankreichs f�hren w�rde
und eine Volksabstimmung mehr oder weniger reine Formsache sei. Nicht ohne
Grund warfen viele Kritiker Bundeskanzler Adenauer vor, zum Preis der
„Westintegration“ das Saarland aufzugeben, denn der angestrebte „Europ�ische Status des
Saarlandes“ erfuhr keine n�here Erkl�rung, bedeutete aber in jedem Fall die
Abtrennung von Deutschland und die Fortsetzung der �konomischen Verschmelzung mit Frankreich.
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20
Jahre sp�ter trafen nun viele der damaligen Protagonisten erneut aufeinander.
Johannes Hoffmann, Christliche Volkspartei (CVP), und Richard Kirn,
Sozialdemokratische Partei Saar (SPS), verfochten als gestandene Hitlergegner
und Antifaschisten die Idee der Fortf�hrung des Saarstaates.
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Die
Ablehner scharten sich um die ehemaligen NSDAP-ler, allen voran Heinrich
Schneider, denen es mit Un- oder Halbwahrheiten gelang, erfolgreich gegen den
Autonomie-Kurs Stimmung zu machen.
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Und
da gab es noch die �berschaubare Schar von Kommunisten, die sich seit Gr�ndung
des Saarlandes 1947 gegen eine weitere Zersplitterung Deutschlands als Folge
des Zweiten Weltkriegs sperrten. In der �berf�hrung der saarl�ndischen Gruben und
H�tten in die franz�sische Wirtschaftszone, also in der Auswechslung der
deutschen Kapitalisten durch franz�sische, hatten sie schon damals keine
Vorteile gesehen. Warum sich fremden Herren ausliefern? Mit den eigenen hatte
man ja genug zu tun. Eine Politik, die selbst in Frankreich zahlreiche
Unterst�tzer fand: Die einflussreiche Kommunistische Partei Frankreichs wandte
sich seit 1947 gegen die Inbesitznahme des Saarlandes durch die franz�sische
Gro�industrie. Deren damaliger Vorsitzender Maurice Thorez (1900-1964) f�rchtete einen
k�nftigen Zankapfel zwischen Frankreich und Deutschland, wie es die Erfahrungen
mit Elsass und Lothringen von 1870 bis 1918 oder dem Versailler Vertrag nach
dem 1. Weltkrieg bef�rchten lie�en.
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Einzig die Saar-Kommunisten standen seit Gr�ndung des Saarstaates im Jahr 1947 zu
diesem anvisierten Status in Opposition und traten gegen ihn auf. Doch was dann in den Monaten vor
und nach der Abstimmung am 23. Oktober 1955 an Dynamik gewann, weckte
Erinnerungen an die Auseinandersetzungen von 1935, als es um die Frage
„Anschluss an Hitler-Deutschland“ oder �bergangsweise Fortf�hrung des
V�lkerbundmandats, also den „Status quo“, ging. Damals standen die auf Ausgleich mit
Frankreich bedachten Bev�lkerungsteile denen mit deutschnationalen
Parolen und Positionen unvers�hnlich gegen�ber.
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In den 50er-Jahren keine einfache Position, herrschte doch kurz nach dem Krieg
noch tiefes Misstrauen gegen das entstehende Westdeutschland mit ihrem
Bundeskanzler Konrad Adenauer, der eine gegen die Linke restaurative Politik
betrieb und dabei auf die alten Machteliten aus der NS-Zeit setzte. Deshalb
konnte es auch kein einfaches „Pro oder Contra Deutschland“ geben. Die
Kommunisten setzten ihre Hoffnungen auf ein geeintes Nachkriegsdeutschland,
das, wenn es schon keinen sozialistischen Weg ging, wenigstens neutral und
demilitarisiert blieb.
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Die
Niederlage von Hoffmann und Kirn bei der Volksabstimmung 1955 bedeutete daher
keinen Sieg f�r die Saar-Kommunisten. Ihr Hauptziel, n�mlich die Option auf ein
geeintes Deutschland, blieb zwar gewahrt, wurde aber vor dem Hintergrund der
Rollback-Politik negiert. Die gro�en Saarparteien CVP und SPS wurden als
Ergebnis des Referendums innerhalb k�rzester Zeit durch die sogenannten
„pro-deutschen Parteien“ CDU und SPD marginalisiert. Gro�er Aufsteiger war die
Demokratische Partei Saar (DPS), sp�ter FDP, unter ihrem Vorsitzenden Heinrich
Schneider.
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Schon
am 24. Oktober, einen Tag nach dem R�cktritt der Regierung von Johannes
Hoffmann, geh�rten dem Kabinett des �bergangs-Ministerpr�sidenten Heinrich
Welsch keine Nazigegner mehr an. Ganz im Gegenteil. Eine einstige Mitgliedschaft
in der NSDAP f�rderte jetzt politische Karrieren. Welsch selbst war bis 1935
Leiter der Gestapostelle in Trier und als „Spezialist“ zust�ndig f�r die
Verfolgung von Hitlergegnern und ihre entsprechende „Behandlung“.
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Auszug
aus: Patric Bies: Kein Stadtteil f�r Hermann R�chling. Eine
Nahaufnahme. Ver�ffentlicht in: Gerhard Bungert (Hrsg.): Stra�en im
Saarland, Nationalisten
und Militaristen als Namensgeber. Saarbr�cken 2014, Seiten 90ff.
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e) kleinere Parteien und Gruppierungen
� Arbeiter- und Bauernpartei Saar - sie war linksgerichtet, k�mpfte aber f�r das Saarstatut.
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CSU-Saar: Sie hatte sich
Mitte der 50er-Jahre ohne Mitwirkung und Billigung der bayrischen CSU
im Saarland gebildet, blieb eine unbedeutende Splitterpartei
und erreichte bei der Landtagswahl 1955 nur 0,6 Prozent.
1957 vereinigte sie sich mit der CVP, und diese 1959 mit der CDU. Die CSU-Saar war f�r die Annahme des Saarstatus.
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DDU - Deutsche Demokratische Union: eine linksgerichtete kleine Splitterpartei im Saarland; Nein zum Statut
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DSB (Deutscher Saar-Bund):� war keine Partei; von der BRD aus t�tig, Sitz in Frankfurt/Main; k�mpfte
f�r die Annahme des Saarstatuts.
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DV oder DVP: �Im Oktober 1952 gr�ndete sich die Deutsche Volkspartei und wurde am 7.11.1952 registriert. Bei der gut drei Wochen danach stattgefundenen Landtagswahl (am 30.11.1952) erreichte sie 3,4
%. Wegen der erstmals eingef�hrten 5%-Klausel erhielt
sie keine Sitze im Landtag. Sie l�ste sich 1955 auf und fusionierte mit der
damals wiedergegr�ndeten DPS.
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Europa-Bewegung des Saarlandes �- war keine Partei, unterst�tzte aber die Annahme des Saarstatuts
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EU - europ�ischen
Organisation; wurde wie die NEI laut Verf�gung der Regierung hinsichtlich der Benutzung
von Plakatw�nden wie eine politische Parten betrachtet.
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FDP Saar (Freie Deutsche Partei Saar)��- �liberal, hatte aber keine Verbindung zur bundesdeutschen FDP
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NEI - siehe unter EU
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UAPS �(Unabh�ngige
Arbeiterpartei Saar)
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�EVPS �(�bernationale Europ�ische Volkspartei Saar) - nahm 1955 an den Landtagswahlen teil und erhielt 0,4% der g�ltigen Stimmen.
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f) MLS, sp�ter MRS
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Neben den Parteien gab es als politische Bewegung das am 25. M�rz 1945 von Exilsaarl�ndern in Paris gegr�ndete MLS (Mouvement pour la Lib�ration de la Sarre - Bewegung f�r die Befreiung
der Saar). Es wurde ab etwa Juli 1945 im Saarland
aktiv. Etwa Ende 1945 benannte man es um in MRS (Mouvement pour le Rattachement de la Sarre à la France - Bewegung f�r den Anschluss der Saar an Frankreich).
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Das MLS bzw. MRS� trat f�r die v�llige Einverleibung
der Saar durch Frankreich ein. Eine solche vollst�ndige
Eingliederung, die m�glicherweise urspr�nglich auch von verschiedenen
franz�sischen Politikern angedacht war, stie� bei den Alliierten,
besonders bei den Russen und den Amerikanern, auf heftigen Widerstand.
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Literaturhinweis:
Becker, Winfried. Die Entwicklung der politischen Parteien im Saarland 1945 bis 1955 nach franz�sischen Quellen.
In: Hudemann, Rainer, Poidevin, Raymond (Hrsg.). Die Saar 1945–1955.
Ein Problem der europ�ischen Geschichte. M�nchen, 1992. Seiten 253–296.
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> zu unserer Seite Geschichtlicher �berblick (Tabellarische �bersicht �ber die wichtigsten politischen Ereignisse im Saarstaat)�
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Diese Seite wurde begonnen am 13. August 2008 und zuletzt bearbeitet am 12.8.2020
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