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HENGSBACH, Franz: Bischof von Essen, Kardinal, * 10.9. 1910 in Velmede (Sauerland), 24.6. 1991 in Essen. - H. wurde auf einem landwirtschaftlichen Anwesen als erstes Kind der Eheleute Johann und Theresia Hengsbach geboren. Sieben weitere Kinder folgten ihm. 1916 kam er in die Schule. 1922 besuchte er seinen priesterlichen Onkel Konrad in Schalke und kam dabei zum ersten Mal mit der Welt eines Pfarrers und der Großstadt überhaupt in Berührung. 1926 wechselte er in die Obertertia an das Gymnasium Theodorianum in Paderborn. Zugleich nahm er Wohnung im Knabenseminar zu Paderborn. Paderborn wurde für H. zu einer zweiten Heimat - eigentlich während seines ganzen Lebens. Am 6. März 1931 machte er das Abitur und trat im selben Jahr in das Erzbischöfliche Theologenkonvikt ein. Dort studierte er Philosophie und Theologie - mit einem unvergeßlichen Außenstudium an der Universität in Freiburg im Breisgau. Dieses begann 1933 und schuf auch wertvolle Kontakte zum Katholischen Studentenleben, vorab zur Verbindung Hercynia. 1934 kehrte er wieder nach Paderborn zurück und wurde dort am 13. März 1937 von Erzbischof Dr. Kaspar Klein zum Priester geweiht. Seine erste Stelle erhielt er im Ruhrgebiet, in St. Marien in Herne-Baukau. Bereits in dieser Zeit war H. der polnischen Sprache mächtig, was später von großer Bedeutung werden sollte. 1944 promovierte er bei Prof. Adolf Donders in Münster zum Doktor der Theologie mit der in Herne verfassten Dissertation: »Das Wesen der Verkündigung - Eine homiletische Untersuchung auf paulinischer Grundlage.« 1946 wurde er Generalsekretär der Akademischen Bonifatius-Einigung in Paderborn. 1947 wurde er Generalsekretär des Zentralkomitees zur Vorbereitung der deutschen Katholikentage. 1948 übernahm er die Leitung des Erzbischöflichen Seelsorgeamtes in Paderborn. 1952 wurde er Generalassistent des Zentralkomites der deutschen Katholiken und Päpstlicher Hausprälat. 1953 Titularbischof von Cantano und Weihbischof in Paderborn. In seinem Bischofsring war ein Stück Kohle aus der Schachtanlage Hannover-Hannibal in Bochum, darauf eine Münze aus Ravenna aus dem Jahre 435 mit dem Kreuze im Lorberrkranz und der Unterschrift: »Alter alterius onera portate« (Gal. 6,2). 1958 wurde er Bischof von Essen. 1960 berief ihn Johannes XXIII. in die Konzilsvorbereitungskommission für die Laienarbeit, 1961 wurde er Militärbischof. 1961 wurde er auch mit der Leitung des neu gegründeten Hilfswerkes Adveniat beauftragt. 1963 wurde er Mitglied des Generalrates der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika. 1971 kaufte er als Mittelsmann Aldi-Chef Theo Albrecht mit 7 Millionen Mark frei. 1973 wurde er Mitglied der römischen Kongegation für den Klerus und des Zentralkommitees für das Heilige Jahr. Am 29. Mai 1988 verkündete Johannes Paul II. seine Ernennung zum Kardinal. Bereits vorher, 1980, wurde H. Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft. Sehr bekannt wurde er auch als Initiator der Essener-Gespräche zum Thema Staat und Kirche. Am 21. Februar 1991 trat er als Bischof von Essen zurück. Sein Grab findet sich in der neuen Bischofsgruft des Münsters zu Essen. Von seiner ganzen Art her war H. der letzte Vertreter einer Art von Bischöfen, die durch hoheitsvolles Auftreten in der Öffentlichkeit, das aber zugleich verbunden war mit echter Volksverbundenheit, dem Ansehen der Kirche von damals sehr nützten. Als geistlich-ritterliche Gestalt war er zutiefst durchdrungen von der Verpflichtung zur Treue Christus und seiner Kirche gegenüber. Er tat sich äußerst schwer mit dem Gedanken, daß Lösung einer Bindung an Christus im Priester- und Ordensleben überhaupt gerechtfertigt werden könnte. H. starb in höchstem Ansehen bei Klerus und Volk, Staat und Kirche, Groß und Klein.
Werke: Schriftenverz.: B. Hermans: Ber. u. Beiträge. Btm. Essen. Essen 1990.
Lit.: LThK3 Bd. 4, Sp. 1421 (E. Gatz); - Christuszeugnis der Kirche. FS F. H. Essen 1970; - Zeugnis und Dienst. FS F. H. Bochum 1980; - Ein Mann von der Ruhr. FS. Essen 1985; - H. J. Brandt-K. Hellmich: Zeitzeuge Kard. F. H. Essen 1991; - V. de Vry: Veritas liberabit vos - Die Wahrheit wird euch frei machen (Joh 8, 32; -) Die Jugend- und Studienjahre von Franz Kardinal Hengsbach: Freiburger Diözesan-Archiv, 120. Bd., 200, 295-315.