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27.01.2011

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Kairo: Ägypten fordert Nofretete-Büste zurück
Ägypten fordert Nofretete-Büste zurück

Tauziehen um die schöne Königin

Die Büste der Nofretete ist eines der schönsten Artefakte aus dem alten Ägypten - und auch eines der umstrittensten. Sowohl Ägypten als auch Deutschland erheben Anspruch auf sie. Jetzt fordert Ägypten offiziell die Rückgabe der Büste und schickt die Diskussionen in die nächste Runde.

Von Esther Saoub, ARD-Hörfunkstudio Kairo

Nofretete (Foto: dpa) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Sie ist seit Jahren Zentrum der Auseinandersetzungen: Die Büste der Nofretete. ]
Nofretete, ein ägyptisch-deutsches Drama in vier oder vielleicht auch schon fünf Akten, nähert sich seinem Finale. Zahi Hawass, der Generalsekretär der Obersten Antikenverwaltung, hat bekannt gegeben, dass er die schöne Königin wiederhaben will, und damit höchst persönlich den Vorhang zum letzten Akt geöffnet.

Sie soll nicht an der Spree stehen, wo dieser Tage ihr neues Zuhause noch einmal auf Hochglanz geputzt wird, sondern am Nil in der mittelägyptischen Stadt el-Minia, unweit des Ortes also, an dem alles begann. Dass el-Minia in handelsüblichen Reiseführern nur anderthalb Seiten füllt, ist dabei Nebensache - der entscheidende Punkt heißt Tel Amarna. Dort hat der deutsche Archäologe Ludwig Borchardt die einäugige Schönheit 1912 entdeckt und mit dem gesamten Fund dem damaligen Antikeninspektor vorgestellt.

Die Büste ist heiß begehrt

Bis hierhin sind sich alle einig. Aber dann scheiden sich die Geister. Friederike Seyfried, Direktorin des Ägyptischen Museums in Berlin, sieht im Geschehenen keine Unregelmäßigkeit. Sie macht deutlich: "Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz steht auf dem Standpunkt, dass nach damaligem Recht alles seine Ordnung hatte. Das Protokoll legt dar, dass alles in Ordnung ist."

Das meint auch Außenminister Guido Westerwelle. "In der Sache ist es aus unserer Sicht so, dass sich die Büste in rechtmäßigem Eigentum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz befindet", gab er Seyfried bei seinem letzten Ägypten-Besuch Rückendeckung.

Nur die Ägypter haben schon in den 1940er-Jahren angefangen, Rückgabeforderungen zu stellen und boten zum Tausch sogar Rommels Marschallstab an - vergeblich. Für Generaldirektor Hawass ist der Fall dennoch klar: Der Antikenverwalter wurde damals hinters Licht geführt.

Ein Täuschungsmanöver?

Zahi Hawass, Generalsekretär der Obersten Antikenverwaltung in Ägypten (Foto: dpa) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Zahi Hawass möchte Nofretete in ihr Heimatland zurückholen. ]
Zunächst war da die Variante mit dem Lehm. "Die Büste hat Ägypten auf illegalem Weg verlassen, denn als der Fund am Fundort Tel Amarna geteilt wurde, war der Kopf in Stücke zerteilt und die wurden mit Schlamm bedeckt", erklärt Hawass. Erst nach der Überführung sei er wieder zusammen gesetzt worden. "Da hat die ägyptische Regierung gemerkt, dass sie über den Tisch gezogen wurde, und in einem Brief an Hitler die Büste zurückgefordert", so der Generaldirektor. Hitler sei erst einverstanden gewesen, doch als er die Statue gesehen hatte, habe er sich sofort in sie verliebt und sich geweigert, sie zurückzugeben.

Diese Variante ist längst vom Tisch. Inzwischen hat ein Expertenteam historische Dokumente wie Beschreibungen von Zeitzeugen ausgewertet, die weitere Varianten nahe legen: Borchardt habe bewusst schlechte Fotos vorgelegt, die Büste bereits verpackt präsentiert und die Kiste in eine dunkle Ecke gestellt. Oder aber, er habe durch eine auffällige Statue in der anderen Fundhälfte bewusst von der Nofretete abgelenkt.

Gesuch mit Nachdruck

Noch hat das Expertenteam keine Details seiner Recherche veröffentlicht. Man habe einen Brief an Hermann Parzinger geschickt, den Direktor der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, und auch an den deutschen Botschafter in Kairo, hieß es. In der Pressemitteilung hierzu ist zu lesen: "Dr. Hawass und die ägyptische Regierung sind zuversichtlich, dass die deutschen Behörden entsprechend der UNESCO-Konvention zur Verhinderung des illegalen Exports oder Imports von kulturellem Eigentum reagieren werden."

In den vergangenen Jahren hat Hawass eine Vielzahl von Kunstwerken aus dem Ausland zurückgeholt. Spektakulär war eine Rückgabe aus dem Pariser Louvre im Oktober 2009. Damals hatte der Antikenchef seiner Forderung Nachdruck verliehen, in dem er damit drohte, französische Grabungen in Ägypten kurzer Hand zu stoppen.

Stand: 24.01.2011 16:22 Uhr
 

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