The Wayback Machine - https://web.archive.org/web/20150911125852/http://www.nofretete-geht-auf-reisen.de/chronolo.htm

Nofretete in Berlin: Eine Chronologie

1912

Ausgrabung

1913

in Berlin

1924

R�ckgabeforderung

1925

Verhandlungen

1939

Evakuierung

1945

Nachkriegszeit

1973

Deutsch-deutscher Streit

1984

Kritische Stimmen

1992

Europ�ische Kampagne

2003

Kunstaktion Biennale

2006

Ausleihe erbeten

2007

100 Jahre DAI

1912

Entdeckung der Nofretete-B�ste

Am 6. Dezember 1912 wurde die B�ste der Nofretete mit einer Reihe weiterer Fundst�cke durch den deutschen Arch�ologen Prof. Ludwig Borchardt bei Ausgrabungen in der Bildhauerwerkstatt des Thutmosis in Tell el-Amarna entdeckt. Borchardt war von der B�ste sofort begeistert: "Beschreiben n�tzt nichts, ansehen!", schrieb er kurz nach dem Fund in sein Tagebuch.

Vor Ort lag die �berwachung aller arch�ologischen T�tigkeiten in den H�nden der �gyptischen Altertumsverwaltung. Diese wurde zur Zeit der Ausgrabung von den Franzosen gestellt, obwohl �gypten seit 1882 unter britischer Herrschaft stand. �gypten als autarke Staatsmacht existierte zu dieser Zeit nicht.

1913

Inspektion und Teilung des Fundes durch die �gyptische Altert�merverwaltung

Nach jahrelangen Pl�nderungen hatten die �gypter neue Regeln f�r Fundteilungen eingef�hrt. Danach mussten nach einer Grabung alle Funde der �gyptischen Altert�merverwaltung vorgelegt werden. Sie erhielt den Zugriff auf die besten St�cke, sowie die H�lfte der Gesamtgrabung.

Bei der Grabung Borchardts entsandte der franz�sische Generaldirektor der Altertumsverwaltung Gaston Maspero am 20. Januar 1914 den Inspektor Gustave Lefebvre zur Teilung des Fundes. Dieser gab sp�ter zu Protokoll, dass er sich nicht gut an die Teilung erinnern k�nne. Die genauen Umst�nde der Fundteilung sind bis heute nicht eindeutig gekl�rt.

Sp�testens am 11. Januar 1913, also neun Tage vor der Teilung, fand Borchardt eine gro�e Kalksteintafel mit einer farbenpr�chtigen Darstellung Nofretetes und Echnatons, die eine starke �hnlichkeit mit der B�ste aufwies. Ihm muss demnach klar gewesen sein, dass die B�ste ein Abbild der Nofretete ist. Dar�ber hinaus macht auch der Eintrag in sein Tagebuch deutlich, dass er die Besonderheit der B�ste sofort nach ihrem Fund erkannt hatte.

1913

Nofretetes Reise nach Berlin

Die B�ste wurde mit den anderen Fundst�cken verschifft und erreichte im Laufe des Jahres Berlin. Dr. James Simon, Finanzier der Grabung und damit ihr Besitzer, stellte die B�ste zun�chst in seiner Wohnung aus. Im Oktober 1913 �bergab er sie zusammen mit den anderen Funden aus der Grabung als Dauerleihgabe an das Berliner Museum.

1913-1914

Ausstellung aller Funde - au�er Nofretete - in Berlin

Die komplette Sammlung der Tell el-Amarna Grabung wurde im Winter 1913/14 in einer gro�en Ausstellung im �gyptischen Museum Berlin der �ffentlichkeit vorgestellt. Die B�ste der Nofretete war noch zwei Tage zuvor beim Empfang von Kaiser Wilhelm II. Bestandteil der Ausstellung, wurde jedoch wieder entfernt. Auf Wunsch Borchardts, der Schwierigkeiten mit �gypten bef�rchtete, wurde sie verheimlicht.

1918

Streit um die �ffentliche Pr�sentation der Nofretete

Es entbrannte ein museumsinterner Streit um die Geheimhaltung der Nofretete. Einen H�hepunkt bildete ein Beschluss der Sachverst�ndigen-Kommission vom 01.06.1918. Darin wurde gefordert, die Geheimhaltung zu beenden, "da diese den Verdacht erweckt habe, dass es bei der Erwerbung nicht mit rechten Dingen zugegangen sei."

Borchardt pl�dierte trotzdem f�r die weitere Geheimhaltung. Er bef�rchtete anderenfalls Einschr�nkungen von Ausfuhrerlaubnissen f�r aktuelle Grabungen und die Verweigerung neue Grabungsgenehmigungen.

1920

Schenkung von Nofretete an das Berliner Museum

James Simon wandelte die Dauerleihgabe der Grabungsfunde in eine Schenkung an das Museum um. Insgesamt umfasste seine Schenkung 5000 Objekte.

1923-1924

�gypten erf�hrt erstmals von der Existenz der B�ste der Nofretete

Borchardt konnte eine Geheimhaltung der B�ste nicht l�nger durchsetzten. Daraufhin stellte er sie detailliert, mit eindrucksvollen Photos in seiner Ver�ffentlichung "Portr�ts der K�nigin Nofret-ete" vor. Die auf 1923 datierte Darstellung erschien 1924. Im selben Jahr wurde die B�ste im Berliner Museum der �ffentlichkeit zug�nglich gemacht.

�gypten reagierte mit Verbl�ffung und Emp�rung. Als man in Kairo den �ber zehn Jahre zur�ckliegenden Betrug erkannte, forderte die �gyptische Regierung die B�ste zur�ck.

1924

�gyptens Reaktion

P. Lacau (Nachfolger Masperos) versch�rfte im Mai erwartungsgem�� die Bestimmungen f�r Grabungskonzessionen und schaffte den bisherigen Teilungsmodus ab. Gleichzeitig versuchte er den Sachverhalt aufzukl�ren. Borchardt, auf die Umst�nde der Teilung angesprochen, antwortete, er habe sich nicht als befugt angesehen, �gyptische Beamte �ber ihre Pflicht aufzukl�ren, wozu er als Mitglied des �gyptischen Comite d�Egyptologie jedoch verpflichtet gewesen w�re.

1925

Der Beginn langj�hriger Verhandlungen

�gypten schlug die Einschaltung eines Schiedsgerichtes vor, um den Fall zu kl�ren. Dieses wurde jedoch von deutscher Seite abgelehnt.

Borchardt wurde eine weitere Grabung in Amarna verweigert, bis der Fall gekl�rt sei. Die Grabung in Amarna war bis heute die letzte, die das Berliner Museum in �gypten durchf�hrte. Jahrelang waren deutsche �gyptologen in �gypten persona non grata.

1926

Neue Verhandlungsposition �gyptens

�gypten trat mit einer neuen Position auf: Die Teilung sei seiner Zeit zwar von beiden Seiten nach bestem Wissen vorgenommen worden, aber beide Seiten m�ssten sich geirrt haben. Aus Gr�nden der Moral m�sse daher der Kopf zur�ckgegeben werden. Diese Haltung beinhaltete die Chance f�r beide Seiten, ohne Gesichtsverlust eine gemeinsame L�sung zu finden. Die Deutschen beharrten jedoch auf der nach ihrer Ansicht rechtm��igen Teilung.

1929

Prinzipielle Einigung auf ein Tauschgesch�ft

Im Oktober 1929 kam Lacau zu Unterredungen mit dem Direktor des �gyptischen Museums Prof. Sch�fer nach Berlin. In Anwesenheit des Generaldirektors der Staatlichen Museen W. Waetzoldt einigte man sich prinzipiell auf ein Tauschgesch�ft mit der B�ste: Die B�ste der Nofretete sollte gegen das lebensgro�e Standbild des Ranofers eingetauscht werden. �gypten lenkte ein und bot Berlin den Ranofer und weitere hochwertige St�cke aus dem Museum in Kairo zum Tausch an. S�mtliche Fachleute, die der preu�ische Kulturminister Adolf Grimme konsultierte, beurteilten die angebotenen St�cke als hochwertiger und bef�rworteten den Tausch, allen voran Prof. Sch�fer.

1929-1930

Politisches Ringen um den Tausch der Nofretete

Den Gegnern der R�ckgabe der B�ste gelang es, eine Pressekampagne gegen Sch�fer zu entfesseln, die den Generaldirektor der Staatlichen Museen, Geheimrat Waetzoldt, und Grimme dazu brachte, zu kapitulierten und den Tausch abzulehnen. Daraufhin meldete sich der fr�here Besitzer der B�ste James Simon zu Wort und ver�ffentlichte in der Abendausgabe des 'Berliner Tageblatts' vom 28. Juni 1930 einen offenen Brief. Er sprach sich f�r einen Tausch aus, da �gypten genau die Objekte anbot, die zuvor von deutscher Seite gefordert worden waren. Die letzte Entscheidungsinstanz waren jedoch der Landtag und das Ministerium.

1933-1935

Weitere Bem�hungen �gyptens

Die �gyptische Regierung setzte ihre Bem�hungen um die R�ckf�hrung der B�ste auch gegen�ber der Nationalsozialistischen Regierung fort.

Hermann G�ring, als preu�ischer Ministerpr�sident f�r die Berliner Museen zust�ndig, plante die R�ckgabe der Nofretete an �gypten f�r den 10. Oktober 1933 und informierte die �gyptische Botschaft. Dann kam es jedoch zu einer Kontroverse: Hitler wollte die B�ste auf jeden Fall in der Reichshauptstadt behalten. Nach langem Tauziehen beendete Adolf Hitler den Disput 1935 mit einem Machtwort. Die Gespr�che mit �gypten wurden abgebrochen und die B�ste blieb in Berlin.

1935

�gypten wurde unabh�ngig

�gypten wurde formal unabh�ngig von der Britischen Kolonialmacht, die jedoch weiter Truppen im Land stationiert hielt.

1939

Evakuierung der Nofretete

Mit Kriegsbeginn wurden im August 1939 die Museen geschlossen und die Kunstsch�tze evakuiert. Nofretete wurde im September 1939 zun�chst in den Keller der Preu�ischen Staatsbank und im Herbst 1941 in den Gesch�tzturm eines Flakbunkers in Berlin eingelagert.

1945

Nofretetes Reise in den Westen

Angesichts des Vormarsches der sowjetischen Truppen drohte Berlin zum direkten Kriegsschauplatz zu werden. Auf der Basis eines 'F�hrerbefehls' vom 6. M�rz 1945 wurden Nofretete und andere Kunstsch�tze darum in das Bergwerk Merkers/Kaiseroda in Th�ringen umgelagert.

Noch im selben Monat verbrachten amerikanische Truppen die B�ste zusammen mit den Gold- und Silberreserven Preu�ens nach Frankfurt.

Am 20. August wurde die B�ste von dort in das Sammellager f�r Kunstsch�tze nach Wiesbaden �berf�hrt.

1945

Innerdeutscher Konflikt um Nofretete und den preu�ischen Staatsbesitz

Nach dem Krieg entwickelte sich eine deutsch-deutsche Kontroverse um den Besitzstatus der Nofretete und der anderen kriegsbedingt verlagerten Kulturg�ter des Preu�ischen Staatsbesitzes.

Die Vertreter der �stlichen Zone waren der Auffassung, die Altbest�nde der Staatlichen Museen w�rden ihnen durch die Auslagerungen im Zweitem Weltkrieg in den Westen unrechtm��ig vorenthalten. Dabei bezog man sich auf das Provenienz-Prinzip und verlangte die R�ckkehr von Kunstwerken und B�chern an den exakten Vorkriegsstandort.

Die Vertreter der westlichen Zonen beharrten auf der bundesdeutschen Rechtslage und verweigerten eine Auslieferung der B�ste.

1946

R�ckgabeforderung �gyptens an die Amerikaner

Anfang des Jahres 1946 ersuchte der �gyptische Premierminister offiziell um Unterst�tzung der amerikanischen Regierung und forderte die Auslieferung der Nofretete.

Das Museum of Modern Art schlug dem State Department vor, die B�ste nach New York zu bringen, eine spektakul�re Ausstellung zu veranstalten und sie dann nach �gypten zur�ckzuf�hren.

Im Mai lehnte das State Department die R�ckgabe an �gypten ab. Die Entscheidung l�ge au�erhalb ihrer Zust�ndigkeit. Es handele sich um eine juristische Frage, die mit der zuk�nftigen deutschen Regierung vor internationalen Gerichtsh�fen gekl�rt werden m�sse.

Im Februar wurde Nofretete im Rahmen einer Ausstellung des Sammelpunktes Wiesbaden erstmals wieder der �ffentlichkeit vorgestellt.

1952-1955

Andauernde Bem�hungen �gyptens

�ber die Botschaften in Washington und Berlin wurde versucht, doch noch eine R�ckgabe der Nofretete zu erreichen - erfolglos. Die Regierung der BRD bestand beharrlich darauf, dass an ihrem Besitztitel nicht zu zweifeln sei.

1955

�gypten erhielt volle Souver�nit�t

Die ehemalige britische Kolonialmacht zog ihre Truppen aus �gypten ab. �gypten erlangte damit erstmals seine volle Souver�nit�t.

B�ste wieder in Berlin

Die B�ste wurde aus Wiesbaden nach Berlin �berf�hrt und am 22. Juni offiziell an Berlin �bergeben. Sie wurde zun�chst im Museum in Dahlem ausgestellt.

1956

Gr�ndung der 'Stiftung Preu�ischer Kulturbesitz'

Die Stiftung wurde von der Bundesregierung und den ehemals west-alliierten L�ndern gegr�ndet. Ihr wurden alle Verm�genswerte des ehemaligen Landes Preu�ens �bertragen. Die Verf�gungsgewalt �ber Nofretete und die anderen Objekte liegt jedoch bis heute nicht bei der Stiftung, sondern beim Deutschen Bundestag und den L�ndern.

Die DDR protestierte gegen die �bergabe der Sammlungen an die Stiftung Preu�ischer Kulturbesitz und erneuerte ihren Anspruch.

1959

Neues Tauschobjekt angeboten

�gypten versuchte, wieder Bewegung in die festgefahrenen Gespr�che zu bringen und bot den Marschallstab Rommels als neues Tauschobjekt an.

1965-1972

Abbruch der diplomatischen Beziehungen

Trotz westdeutschem Alleinvertretungsanspruch unterhielt �gypten Kontakte zur DDR. Die BRD f�hlte sich provoziert und strich �gypten die Wirtschaftshilfe.

�gypten f�hlte sich durch die westdeutschen Waffenlieferungen an Israel ebenfalls provoziert. Als die BRD zudem diplomatische Beziehungen zu Israel aufnahm, brachen fast alle arabischen Staaten, unter ihnen auch �gypten, ihre diplomatischen Beziehungen zur BRD ab.

1967

Umzug Nofretetes

Die B�ste wurde jetzt im �gyptischen Museum in Charlottenburg ausgestellt.

1972

�gypten schenkt Deutschland das Kalabsha-Tempeltor

Pr�sident Sadat schenkte der Bundesrepublik im Namen des �gyptischen Volkes die Bl�cke des Kalabsha-Tores, als Dank f�r die deutsche Beteiligung an der Rettung der vom Assuan-Stausee bedrohten nubischen Tempel.

1973-1975

Nofretetes symbolische Bedeutung f�r die Ost-West-Teilung

Der Streit um den ehemaligen Preu�ischen Staatsbesitz erreichte mit den deutsch-deutschen Verhandlungen �ber ein Kulturabkommen einen neuen H�hepunkt. Sie wurden nach drei Jahren erfolglos abgebrochen. Da Berlin, auch aufgrund des 'Inselstatus', zunehmend an Bedeutung verlor, hatte die BRD den Verbleib bedeutender Kulturg�ter in Westberlin vehement verteidigt. Nofretete wurde zur Repr�sentantin dieser Sch�tze und zum damit zu einem Symbol der Stadt.

1975

�gyptens Intervention in den innerdeutschen Streit

�gypten griff in den innerdeutschen Streit ein und fordert beide Parteien auf, Nofretete zur�ckzugeben.

1976

Ausstellung 'Nofretete - Echnaton'

Kairo stellte 71 Leihgaben f�r diese Ausstellung zur Verf�gung. Sie konnten u.a. in M�nchen und in Berlin bewundert werden.

1980-1981

Ausstellung 'Tutanchamun' in Deutschland

Unter der Schirmherrschaft des �gyptischen Pr�sidenten El-Sadat und von Bundespr�sident Karl Carstens wurde die Tutanchamun-Ausstellung er�ffnet. Kairo bot f�r einige Monate die M�glichkeit, die faszinierenden Sch�tze aus der Grabkammer des legend�ren Pharaos in Deutschland zu sehen. Die Besucherzahlen �berstiegen alle Erwartungen.

1984

'Nofretete will nach Hause'

Gerd v. Paczensky, bekannter Journalist, und Herbert Ganslmayr, Direktor des Bremer �bersee Museums, ver�ffentlichten das gleichnamige Buch. Sie hinterfragten darin die Rolle Europas als Schatzhaus der 'Dritten Welt' und untersuchten die Berechtigung der R�ckgabeforderungen der Ursprungsl�nder. Nofretete stand dabei im Mittelpunkt. Dieses Buch avancierte in den Folgejahren zu einem Grundlagenwerk.

1984-1985

'Nofret' die Sch�ne: die Frau im Alten �gypten

Im Rahmen einer Ausstellungstournee l�sst die �gyptische Altert�merverwaltung erneut Kulturg�ter nach Deutschland reisen.

1989

Der �gyptische Staatspr�sident Hosni Mubarak besichtigt die B�ste und erkl�rt, Nofretete sei die beste Botschafterin �gyptens in Berlin.

1991

Zusammenf�hrung der �gyptischen Sammlungen

Seit dem Krieg waren die �gyptischen Sammlungen auf West- und Ost-Berlin verteilt. Nun wurden diese, zun�chst organisatorisch, wieder vereint. Die schrittweise Zusammenf�hrung der Museumsbest�nde soll ihren Abschluss 2009 im wiederhergestellten Neuen Museum an ihrem urspr�nglichen Standort auf der Museumsinsel finden.

1990-1992

Kampagne zur R�ckgabe der Kulturg�ter von medico international

Ende 1990 startete medico international eine Kampagne, die bis 1992 zum 500. Jahrestags der Eroberung Lateinamerikas eine 'Bewegung zur R�ckgabe von Kulturg�tern' ins Leben rufen sollte. In hoher Auflage wurden neben Flyern auch einige Kapitel aus dem Buch 'Nofretete will nach Hause' als Brosch�re aufgelegt. Das Thema wurde in verschiedenen Veranstaltungen aufgegriffen. Au�erdem wurden V�lkerkundemuseen in Deutschland angeschrieben und aufgefordert, Teile ihrer Sammlungen an die Herkunftsl�nder zur�ckzugeben. Die wenigen Museumsvertretern, die �berhaupt reagierten, lehnten diese Forderung kategorisch ab.

Politische Initiative der Gr�nen

Brigitte Schumann, kulturpolitische Sprecherin der Fraktion 'Die Gr�nen' im Landtag von NRW, wendete sich 1992 mit einem Schreiben an die Stiftung Preu�ischer Kulturbesitz. Darin �u�erte sie Zweifel an der "vollst�ndigen Rechtm��igkeit des Verbleibes der B�ste in Berlin" und griff die Forderung von Gerd von Paczensky auf, dass sie zumindest abwechselnd in Kairo und Berlin auszustellen sei. Ihr Kollege, Albert Eckert von der Alternative Liste der Gr�nen in Berlin, sprach sich jedoch grunds�tzlich gegen eine R�ckgabe der B�ste aus.

1995

R�ckgabeforderung f�r neues Museum in �gypten

In einem Interview mit dem Spiegel (20/1995) forderte der �gyptische Kulturminister Farouk Hosny die R�ckgabe der Nofretete. Als besonderen Anlass verwies er auf den geplanten Neubau eines der gr��ten und modernsten Museen der Welt in �gypten. Die B�ste sei als Ausstellungsst�ck f�r das Museum unerl�sslich.

2002

�gyptens R�ckgabekampagne

�gypten begann eine massive Kampagne f�r die R�ckgabe von Altert�mern aus internationalen Museen. Seit dem Amtsantritt von Zahi Hawass als Chef der �gyptischen Altertumsverwaltung verst�rkte diese ihre Anstrengungen, Ausstellungsgegenst�nde der Pharaonenzeit aus verschiedenen internationalen Sammlungen zur�ck zu erhalten.

2003

Nofretete als Kunst-Event

Dietrich Wildung, Direktor des �gyptischen Museums in Berlin, stellte dem ungarischen K�nstlerduo Andr�s G�lol und B�lint Havas die B�ste f�r eine Kunstaktion zur Verf�gung. Dabei wurde die B�ste auf einen fast nackten Bronzek�rper gesetzt und fotografiert. Die Montage wurde sp�ter auf der Biennale in Venedig pr�sentiert und sorgte auf �gyptischer Seite f�r eine Welle der Emp�rung.

Der �gyptische Kulturminister Farouk Hosny vertrat die Ansicht, die Kunstaktion sei ein Sabotageakt und Nofretete sei in Berlin "nicht in sicheren H�nden". In den letzten Jahren h�tten die �gypter auf erneute R�ckgabeforderungen "wegen der guten Beziehungen zu Deutschland" verzichtet, doch das j�ngste "Fehlverhalten" k�nne nicht akzeptiert werden.

Wildung und seine Frau, Direktorin des �gyptischen Museums in M�nchen, erhielten f�r die Zukunft ein Grabungsverbot in �gypten, und der Kontakt mit Ihnen sollte von der Seite �gyptischer Amtstr�ger abgebrochen werden.

Die �gyptische Regierung entschloss sich, die Hilfe der UNESCO f�r die R�ckgabe der Nofretete in Anspruch zu nehmen und sandte einen dringenden Protestbrief an den Generaldirektor.

In Berlin beantwortete das �gyptische Museum zun�chst keinerlei Anfragen und nahm dann ohne Kommentar die Ank�ndigung des Kunstevents von ihrer Webseite. Gegen�ber dem �gyptischen Botschafter beschrieb Wildung das Event als befristete Werbeaktion f�r das Museum.

09/2003

Zuspitzung der Positionen

Die �gyptische Zeitung 'Egypt Today' berichtete, dass Hawass die B�ste der Nofretete als das wichtigste Kulturgut bezeichnete. Sie werde zur�ckgefordert, da sie �gypten illegal verlassen habe. Hawass sprach offiziell von Betrug im Zusammenhang mit den Geschehnissen von 1913.

Dietrich Wildung bezeichnete Hawass' Reaktion als unn�tig aggressiv und unkooperativ. Eine R�ckgabe stehe nicht zur Diskussion.

Das Thema wurde seitdem fast nur noch �ber die Medien er�rtert.

2004

Baubeginn f�r das Nationalmuseum der �gyptischen Zivilisation

In �gypten begann der Bau des gr��ten Museums der arabischen Welt. Es entsteht auf der arch�ologischen St�tte El Fustat s�d�stlich Kairos. Die Kosten von 500 Millionen US-Dollar werden durch den �gyptischen Staat getragen. Dieses Museum soll auch den heimkehrenden Altert�mern geb�hrenden Platz bieten.

02/2004

"B�ste nicht legal ausgef�hrt"

Die neue Direktorin des �gyptischen Museums in Kairo Wafaa El-Saddik forderte die R�ckgabe der B�ste. Ihrer Meinung nach war die B�ste 1913 nicht legal nach Deutschland ausgef�hrt worden und muss deshalb zur�ck nach �gypten.

06/2004

Nofretete als Leihgabe

Wafaa El-Saddik erbat von Deutschland die B�ste als Leihgabe f�r eine zweimonatige Ausstellung, jedoch ohne Erfolg.

2004-2005

"Das goldene Jenseits. Tutanchamun - Grabsch�tze aus dem Tal der K�nige"

Nach �ber 20 Jahren waren die faszinierenden Sch�tze erstmals wieder in Europa zu sehen, zusammen mit weiteren Funden. Von November 2004 bis Mai 2005 zeigte die Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn die 120 wertvollen Leihgaben aus dem �gyptischen Museum in Kairo.

2005

Nofretete vor dem UNESCO-Komitee

Bei dem Treffen des 'Intergovernmental Committee for Promoting the Return of Cultural Property to its Countries of Origin' der UNESCO in Paris pr�sentierte der Vorsitzende der �gyptischen Altertumsverwaltung Hawass den Fall von f�nf Kunstgegenst�nden des kulturellen Erbes �gyptens, darunter die B�ste der Nofretete aus dem Museum in Berlin. Er bat um Vermittlung. Da die Deutsche Seite nicht bereit war, �ber die Forderung zu verhandeln, konnte die UNESCO ihre T�tigkeit bislang nicht aufnehmen.

Hawass schlug L�ndern mit R�ckgabeforderungen ein gemeinsames Vorgehen vor und regte an, im ersten Schritt eine gemeinsame Liste der geforderten kulturellen Objekte zu erstellen.

Nofretete wieder auf Reisen

Die Nofretete-B�ste verlie� im Februar 2005 Charlottenburg, und war als n�chstes in der Sonderausstellung 'Hieroglyphen um Nofretete' im Kulturforum zu sehen. Danach reiste sie weiter in das �gyptische Museum auf der Museumsinsel.

02/2006

Gemeinsame Nofretete-Ausstellung von Kairo und Berlin angefragt

Die Direktorin des �gyptischen Museums in Kairo El-Saddik wiederholte w�hrend ihres Besuches in Berlin die grunds�tzliche Forderung nach der R�ckgabe der Nofretete. Aktuell schlug sie jedoch eine Nofretete-Ausstellung vor, bei der die B�ste der Nofretete und Nofretete-Darstellungen aus �gypten zusammengef�gt werden und sowohl in Berlin als auch in Kairo ausgestellt werden k�nnten. Sie betonte: "Die Angst, wir w�rden Nofretete in �gypten behalten, ist unbegr�ndet."

In Kairo wird an der Restaurierung des Sarkophages von Echnaton gearbeitet. Saddik erbat daher ein Fragment desselben aus dem Berliner Museum. Direktor Wildung wollte die Frage der Stiftung vorlegen und k�nnte sich eine positive Reaktion vorstellen.

05/2006

'�gyptens versunkene Sch�tze' und Ausleihwunsch der Nofretete

Im Mai pr�sentierte �gypten erstmals der Welt�ffentlichkeit die neuesten spektakul�ren Unterwassersch�tze in einer Ausstellung im Gropius-Bau in Berlin. Mehr als 450.000 Zuschauer bewunderten allein beim Auftakt in Berlin die einzigartigen Kunstsch�tze.

Bei der Austeilungser�ffnung waren sowohl Staatspr�sident Mubarak als auch Bundespr�sident K�hler anwesend. Hawass trug den Wunsch nach "einem Besuch der K�nigin Nofretete" vor.

F�r den November 2007 wird in Kairo eine Ausstellung anl�sslich der 100-Jahr-Feier des Deutschen Arch�ologischen Instituts geplant. Hawass m�chte in dieser Ausstellung die Nofretete zeigen und bot im Gegenzug f�r diesen Zeitraum "ein sch�nes St�ck aus �gypten" an. Gleichzeitig erkl�rte sich die Altert�merverwaltung bereit, alle �blichen internationalen Garantien zu geben, die sicherstellten, dass Nofretete nach Beendigung der Ausstellung wieder nach Berlin zur�ckk�me.

Auch die Bitte nach einer befristeten Ausleihe wurde von deutscher Seite br�sk abgelehnt. Ein Sprecher der Staatlichen Museen in Berlin reagierte mit den Worten, "die Dame ist nach 3000 Jahren nicht mehr reisewillig". Auf den Vorfall gab es ein breites Presseecho in den deutschen Medien. Der Berliner Museumsdirektor ging ebenfalls nicht auf die Bitte ein, sondern wiederholte nur die Aussage, dass Nofretete Deutschland nicht verlassen "wolle!" und dass alle anerkannten internationalen Vereinbarungen Deutschlands legale Besitzrechte an der B�ste best�tigen.

09/2006

Erneute R�ckgabeforderung

Hawass k�ndigte an, mit Unterst�tzung von Arch�ologen aus aller Welt daf�r zu sorgen, dass Nofretete nach �gypten kommt. Daher lud er China, Griechenland, Mexiko, Italien, Syrien und den Libanon zu einem Treffen nach Kairo ein, um gemeinsam eine internationale Liste der St�cke zu erstellen, die sie gemeinsam als Leihgabe oder grunds�tzlich zur�ckfordern.

12/2006

"1 Euro der Eintrittsgelder f�r �gypten"

Museumsdirektorin El-Saddik brachte einen neuen Gedanken ins Gespr�ch: "Wir �berlegen jetzt, mit den Museen in der ganzen Welt zu reden, die �gyptische Objekte ausstellen und Eintrittskarten verkaufen. Pro Ticket sollte �gypten k�nftig einen Euro oder einen Dollar bekommen. Denn diese Museen verdienen viel Geld mit den Kunstsch�tzen, die aus �gypten stammen."

2006-2007

'Lepsius - die deutschen Expeditionen an den Nil'

Mit einer gro�en dreimonatigen Ausstellung im �gyptischen Museum in Kairo w�rdigte �gypten den deutschen �gyptologen und setzte damit ein neues kulturpolitisches Signal. F�r diese Ausstellung hatte Berlin nur Zeichnungen als Leihgabe zur Verf�gung gestellt und keines der 1500 arch�ologischen Objekte aus Lepsius' Sammlung, die u.a. drei ganze Grabkammern enth�lt.

02/2007

Ratifizierung des UNESCO Abkommens und Verabschiedung von Durchf�hrungsgesetz

Am 1. Februar beschloss der Bundestag die Ratifizierung des 'UNESCO-�bereinkommens �ber das Verbot und die Verh�tung der rechtswidrigen Einfuhr, Ausfuhr und �bereignung von Kulturgut' von 1970 und ein Durchf�hrungsgesetz, das dessen Umsetzung regelt. Das Gesetz bietet die rechtliche Grundlage f�r R�ckgabeforderungen zwischen den Staaten, die das �bereinkommen ratifiziert haben. Es hat f�r die Nofretete-B�ste jedoch keine Relevanz, da es nicht r�ckwirkend ist.

04/2007

Start der Kampagne 'Nofretete geht auf Reisen'

Den Auftakt der Kampagne bildete ein offener Brief an Kulturminister Bernd Neumann am 12. April. Bereits am n�chsten Tag nahm dieser dazu Stellung und lehnte die geforderte Ausleihe mit der Begr�ndung ab, die B�ste sei "aus konservatorischen Gr�nden" nicht transportierbar. Am 14. April reagierte der Chef der �gyptischen Altert�merverwaltung Zahi Hawass. Er kritisierte Neumanns Reaktion im �gyptischen Parlament und k�ndigte Sanktionen an, sollte eine Ausleihe der B�ste von deutscher Seite verhindert werden. In einem Brief an den Kulturstaatsminister werde er die Ausleihe der B�ste f�r die Er�ffnung des neuen Museums bei den Pyramiden 2012 fordern. Kulturminister Hosny kommentierte: Deutschland begehe einen "Fehler", wenn es die Ausleihe ablehne. "Die �gypter haben das Recht, die seltenen St�cke aus ihrer Antike, die sich im Ausland befinden, zu bewundern".

Seit dem Beginn der Kampagne gab es eine umfangreiche Berichterstattung in den Medien, auch international. Die Kampagne wurde auch zum Anlass f�r eine parlamentarische Initiative im Bundestag genommen.

Am 5. April 2007 er�ffnete zudem die Ausstellung '�gyptens versunkene Sch�tze' in Bonn.

11/2007

100-j�hriges Jubil�um des Deutschen Arch�ologischen Instituts (DAI) in Kairo

Die Feierlichkeiten werden gemeinsam von dem DAI und der �gyptischen Altert�merverwaltung ausgerichtet. Am 12. November wird eine Sonderausstellung im �gyptischen Museum Kairo er�ffnet, die ausgew�hlte Funde aus verschiedenen Grabungen des Instituts pr�sentieren wird. Hawass erbat f�r diese Ausstellung die Nofretete als Leihgabe. Vom 11. bis 15. November 2007 finden zudem offizielle Feierlichkeiten und ein internationales Symposium statt.

2009

Wohin reist Nofretete?

Im Zuge der Umgestaltung der Museumsinsel soll die Nofretete im Neuen Museum in Berlin ihren endg�ltigen Platz finden.

Auch �gypten hat f�r die Nofretete-B�ste einen Platz im neuen Nationalmuseum der �gyptischen Zivilisation reserviert, das 2009 er�ffnet werden soll.

Quellen

sowie zahlreiche Pressemeldungen

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