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Karneval in Hannover

Leinespatzen ehren Hella von Sinnen mit fünf Orden

Leinespatzen-Präsident Hans-Günther Hackmann legt Hand an, Hella von Sinnen ist aus dem Häuschen, und die Juniorengarde hat ihren Spaß.

Leinespatzen-Präsident Hans-Günther Hackmann legt Hand an, Hella von Sinnen ist aus dem Häuschen, und die Juniorengarde hat ihren Spaß.

Hannover. Hella von Sinnen ist der Star des Abends, und sie tut alles, um die Karnevalisten nicht zu enttäuschen. „Ich liebe Orden“, röhrt die Kreische aus Köln. Und das Publikum im Hangar No. 5 tobt. Fünf Stück bekommt die schrille Künstlerin diesen Sonnabend verliehen. An erster Stelle steht natürlich der „Goldene Spatz“ der Leinespatzen, deshalb ist die 59-Jährige schließlich nach Hannover gekommen. Hinzu kommen im Laufe des Abends noch ein paar Vereins- und Prinzenorden, Hella strahlt wie von Sinnen. „Lieber ein Spatz in der Hand als ein Oscar im Regal“, ruft sie den knapp 400 Gästen bei der Verleihung des Oberordens zu. Die Narren sind aus dem Häuschen.

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„Es ist hinreißend“

Die gebürtige Gummersbacherin hat schon viel erlebt. In zahlreichen Fernsehserien, Shows und Quizsendungen hat die Frau mit den knalligen Outfits mitgemacht, von „Alles nichts oder?!“ bis zu „Genial daneben“. Sie hat Bambi, Deutschen Comedy- und Deutschen Fernsehpreis gewonnen, stand auch rund 60-mal als Rednerin in der Bütt – und lässt es sich trotzdem nicht nehmen, zu einer Gala-Prunksitzung nach Mittelfeld zu kommen. „Im Vergleich zur Karnevalshochburg Köln hat das hier schon eine gewisse provinzielle Anmutung“, verrät von Sinnen jenseits der Manege. Aber sie sei gerührt über die tolle Atmosphäre und den ehrlichen Frohsinn im Hangar: „Es ist hinreißend.“

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Die Laudatio an diesem Abend hält Andreas Gieseke, Chef einer Werbeagentur und später noch als Sänger auf der Bühne. Er beweist, dass man auch im Hannöverschen Kölsch sprechen kann. Hans-Günther Hackmann darf dem prominenten Gast den „Goldenen Spatzen“ und die Urkunde überreichen – mit Recht. Schließlich ist er Präsident der „1. Großen Karnavalsgesellschaft Rot-Weiß Hannover von 1954“, auch bekannt unter „Die Leinespatzen – Stadtgarde Hannover“.

Küsschen vom Präsidium

Politiker wie die Bürgermeister Bernd Strauch oder Stefan Schostok sind von den Rot-Weißen in früheren Jahren geehrt worden, 2017 waren es die Band-Brüder Kai und Thorsten Wingenfelder. „Die Lokalpolitiker wurden immer von ein paar Funkenmariechen geküsst – und ich?“, ruft die bekennende Lesbe Hella von Sinnen in den Saal. Zur Freude der Karnevalsgesellschaft übernimmt Beate Länger aus der Präsidiumsrunde diese ehrenvolle Aufgabe. „Hannover Helau“ und „Kölle Alaaf“ tönt der Saal, ganz einvernehmlich. Und auf dem Foto des Abends finden sich dann auch noch das Prinzenpaar Sascha I. und Claudia I. sowie Leinespatzen-Vize Dennis Buch wieder. Cornelia Scheel, gute Freundin und Managerin des Stargasts aus Köln, hält sich derweil dezent im Hintergrund. Vor einem Jahr waren sie und Hella von Sinnen schon mal in Hannover zu Gast, für eine Lesung am Airport Langenhagen.

Die Leinespatzen wollen ein moderner Karnevalsverein sein: Sechs Mitglieder des schunkelfreudigen Elferrats sind Frauen. Allerdings, gesteht Präsidiumsmitglied, Sänger und Discjockey Andreas Borchard, sei es nicht mehr so einfach wie früher, genügend Narren mit einem Faible fürs Vereinsleben zu finden: „Und darum ist uns Nachwuchs immer willkommen.“ Was Jugend- und Juniorengarde oder die Tanzmariechen Mia Herbst und Celina Freigang diesen Abend auf die Bühne zaubern, ist ein feiner Mix aus Show und Tanz. Beinheber und Spagat, Radschlag und Handstand: Ganz so gelenkig sind die gestandenen Karnevalisten, die noch bis in die frühen Morgenstunden über die Tanzfläche kreiseln, denn doch nicht mehr.

Saures für die Paschas

Etliche leitende Herrschaften aus dem Wirtschaftsleben der Stadt feiern bei der Gala mit, Anwaltschaft, Sport und Polizei sind prominent vertreten, und auch ein paar Lokalpolitiker werden von Präsident Hackmann begrüßt. Uta Carina erfreut die schunkelnde Schar mit der „Rose vom Wörthersee“ und der „Schützenliesel“, Beate Länger als Hausfrau alten Schlags gibt den Paschas in der Bütt Saures, und zwischendurch verleihen sich die Narren gegenseitig Orden – ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

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Derweil ist Hella von Sinnen, Profi durch und durch, für jeden Blödsinn zu haben. Sie posiert vor den Kameras ihrer närrischen Fans, schneidet Grimassen, schnauzt herum oder lacht lauthals, ganz wie es beliebt. Doch für eine Übernachtung in Hannover reicht die Zeit dann doch nicht mehr: Am Sonntag stehen die nächsten Termine an, und darum geht’s noch bei Nacht und Schneematsch zurück nach Köln.

Von Michael Zgoll

HAZ

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