Vermögensverteilung nach Altersgruppen
Während die verfügbaren Einkommen in Deutschland verhältnismäßig gleich verteilt sind, sieht das bei Vermögenswerten wie Immobilien und Finanzanlagen anders aus – hier sind die Unterschiede beachtlich. Einen großen Einfluss auf die Vermögensposition eines Haushalts im Gesamtgefüge hat einerseits das Alter des Hauptverdieners und andererseits, ob jemand mit Partner oder allein lebt.
- Das größte Vermögen haben in Deutschland Haushalte angehäuft, deren ältestes Mitglied kurz vor der Rente steht. Erst im Ruhestand schmilzt das Vermögen schrittweise mit dem Wegfall des Arbeitseinkommens.
- Wichtig für die Höhe der Vermögen ist ebenso die Haushaltsstruktur. Paarhaushalte haben hier deutliche Vorteile.
- Wenn die Regierung die Arbeitseinkommen gezielt entlastet, sodass die Beschäftigten mehr Netto vom Brutto haben, erlangen sie mehr Spielraum für die eigene Vermögensbildung.
Vermögen – das ist nicht nur einfach das Geld auf dem Konto. Auch Immobilienwerte und Betriebsvermögen zählen zum Beispiel dazu, genauso wie Aktien, ETFs oder Anleihen. Für eine Nettobetrachtung werden zudem Schulden wie Hypotheken und Verbraucherkredite abgezogen. Wer unterm Strich in Deutschland wie viel besitzt, hat das Institut der deutschen Wirtschaft in einer neuen Studie untersucht.
Als Grundlage dienten den Forschern Haushaltsbefragungsdaten der Deutschen Bundesbank aus dem Jahr 2023. Die Eingruppierung richtet sich stets nach dem ältesten Haushaltsmitglied. Die erste wichtige Erkenntnis (Grafik):
Das größte Vermögen haben Haushalte angehäuft, deren ältestes Mitglied kurz vor der Rente steht.
In der Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen lag der Median der Haushalte – die eine Hälfte hat weniger, die andere mehr – im Jahr 2023 bei einem Vermögen von 241.100 Euro. Keine andere Altersgruppe kam annähernd an diesen Medianwert heran. Das Medianvermögen aller privaten Haushalte lag bei rund 103.100 Euro.
Um zu den obersten 10 Prozent der 55- bis 64-Jährigen zu gehören, muss ein Haushalt mehr als 1,06 Millionen Euro an Vermögenswerten besitzen – auch das ist der Spitzenwert aller Altersklassen.
Wie viel ein Haushalt in Deutschland besitzt, hängt stark mit dem Alter zusammen, denn der Vermögensaufbau dauert häufig ein ganzes Arbeitsleben.
Über das geringste Vermögen verfügen junge Menschen, die noch am Anfang ihres Berufslebens stehen:
In der Gruppe der unter 35-Jährigen genügte im Jahr 2023 ein Haushaltsnettovermögen von mehr als 17.300 Euro, um zur vermögensreicheren Hälfte dieser Gruppe zu gehören.
Wie viel ein Haushalt in Deutschland besitzt, hängt folglich stark mit dem Alter zusammen. Die Auswertung der Daten zeigt außerdem: Der Vermögensaufbau dauert lange, häufig ein ganzes Arbeitsleben. Erst im Ruhestand schmilzt das Vermögen schrittweise mit dem Wegfall des Arbeitseinkommens. Aber auch dann haben die Haushalte noch einiges zur Verfügung: Wer 75 Jahre oder älter ist, hatte im Jahr 2023 im Median noch ein Vermögen von 172.500 Euro.
Eine große Rolle für die Vermögensbildung spielt das Eigenheim:
Während nicht einmal jeder Zehnte unter 35 Jahren im Jahr 2023 in den eigenen vier Wänden lebte, war es bei den 55- bis 64-Jährigen mehr als jeder Zweite.
Wichtig für die Höhe der Vermögen ist ebenso die Haushaltsstruktur. So haben Singles unter 35 Jahren im Median 9.800 Euro gespart, zusammenlebende Paare in dieser Altersgruppe kommen bereits auf 42.300 Euro. Ähnlich sieht es bei den 55- bis 64-Jährigen aus. Singlehaushalte besitzen im Mittel 79.800 Euro, Paarhaushalte 361.800 Euro.
Vermögensunterschiede sind bei jüngeren Altersgruppen besonders groß
Neben den Vergleichen der Altersgruppen und der Haushaltstypen gibt auch ein Blick in die einzelnen Gruppen weiteren Aufschluss über die Vermögensbildung. Um die relative Ungleichheit zu messen, wird dazu das Verhältnis des 90-Prozent-Perzentils zum Median betrachtet. Das ist unter den jungen Menschen besonders hoch:
Um zu den oberen 10 Prozent der unter 35-Jährigen zu gehören, musste ein Haushalt beinahe über das Zwölffache des Medianvermögens der Altersgruppe verfügen.
Mit zunehmendem Alter nimmt die relative Ungleichheit ab. Bei den 55- bis 64-Jährigen lag der Schwellenwert für die oberen 10 Prozent bei etwas mehr als dem Vierfachen des Medians.
Die Studie unterstreicht die Bedeutung der Erwerbsphase für den Vermögensaufbau. Entsprechend bieten sich hier politische Möglichkeiten, um die Vermögensbildung zu unterstützen. Wenn die Regierung die Arbeitseinkommen gezielt entlastet, sodass die Beschäftigten mehr Netto vom Brutto haben, erlangen sie mehr Spielraum für die eigene Vermögensbildung – etwa durch die Finanzierung einer Immobilie oder Anlagen am Kapitalmarkt.