Ihre Lokalausgabe wurde erfolgreich gespeichertLokalausgabe gespeichert
Fashion Week
Berlin kommt in Mode
•
Lesezeit: 5 Minuten
Von Helga Labenski, Katrin Lange
2500 Unternehmen, mehr als 22.000 Beschäftigte – die Branche boomt. Eine Bilanz zur Fashion Week.
Berlin gilt als Aufsteiger unter den Modemetropolen. Das hat die Fashion Week gezeigt. Eine Woche lang waren internationale Designer und Einkäufer in Berlin zu Gast, auf 40 Modeschauen wurde gezeigt, was im nächsten Herbst und Winter angesagt ist. Die Modemesse spielt nach einer Studie der Investitionsbank Berlin zusätzlich 120 Millionen Euro in die Stadt, die Umsätze von Hotels und Gaststätten mit eingerechnet. „Die Veranstaltung ist international inzwischen unter den Top Five der Modestandorte etabliert“, sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD).
In der Wirtschaft Berlins ist das Geschäft mit der Mode ein wichtiger Faktor. Die Umsätze der Branche stiegen allein von 2009 auf 2013 um 118 Prozent auf rund 3,8 Milliarden Euro an. Michael Müller geht inzwischen von vier Milliarden Euro Umsatz des Fashionsektors in Berlin aus. Parallel dazu stiegen auch die Beschäftigtenzahlen um rund 50 Prozent auf 22.800 Erwerbstätige. Rund 2500 Unternehmen sind in der Hauptstadt im Modebereich tätig. Mehr als zehn Modeschulen mit jährlich circa 300 Absolventen sorgen für die nachwachsende Generation der Designer.
Bis zu eine Million Euro für Start-ups und Kleinfirmen
Die Fashion Week gehöre mit der Berlinale und der Funkausstellung IFA zu den Leitveranstaltungen in Berlin – mit hohen Besucherzahlen und hohem Anteil an auswärtigen Fachbesuchern, sagte Sven Siebert, Sprecher von Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne). Der unmittelbare Effekt der Modewoche auf die Branche sei natürlich schwer messbar. Aber durch die Strahleffekte der Fashion Week wachse auch die Modewirtschaft am Standort – insbesondere der Onlinehandel, aber auch die Modeunternehmen und die dazugehörigen Dienstleister.
Bei ihrem „Projekt Zukunft“, einer Initiative zur Förderung von Wachstumsfeldern, setzt die Berliner Wirtschaftsverwaltung jedenfalls auch auf den Modebereich. Unabhängig von Krediten der Investitionsbank vergibt das Land jährlich bis zu eine Million Euro Fördermittel an „modebezogene Formate“. So können Start-ups und Kleinunternehmen, die gerade bei den Kreativen der Branche häufig sind, Mikrodarlehen von bis 25.000 Euro erhalten. Kooperationen werden mit bis zu 15.000 Euro gefördert.
„Anderer Spirit als in den großen Modemetropolen“
Designerin Nanna Kuckuck findet es „total super, wie sich Berlin gemacht hat“. Es sei sensationell, was in den vergangenen zehn Jahren passiert sei. Berlin sei auf einem guten Weg, das habe auch die Fashion Week gezeigt. Sie wünsche sich für Berlin als Modemessestandort „mehr Unterstützung durch die Stadt und mehr internationale Designer“. An der Spree herrsche noch „ein anderer Spirit als in den großen Modemetropolen Paris, Mailand, London und New York, die sich schon viel länger etabliert haben“. Deshalb brauche die Stadt noch ein bisschen, um sich selbst zu definieren und ihren Platz zu finden.
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) sieht die Hauptstadt auf einem guten Weg. „Die Berliner Modebranche wird von drei Säulen getragen: dem Messestandort, der Präsentation nationaler Talente und etablierter Marken auf den Catwalks sowie innovativen Konferenzformaten wie der Fashion Tech. Auf diese Weise hat sich die Hauptstadt auch international einen Namen gemacht“, sagte Jürgen Schepers, Branchenkoordinator für Kreativwirtschaft der IHK. Die Berliner Wirtschaft partizipiere mit rund 200 Millionen Euro jährlich von den Messen, Schauen und Konferenzen rund um die Modewirtschaft, schätzte die IHK. „Eine Erfolgsgeschichte, die weitergeschrieben wird“, so Schepers.
Berlin ist auch international gefragt
Die Stadtvermarkter Berlin Partner werben denn auch verstärkt mit den Standortvorteilen. So böte Friedrichshain-Kreuzberg entlang der Spree besonders attraktive Räume für Ordercenter im Großhandel. Immer mehr internationale Brands richteten in Berlin vorübergehend oder fest Showrooms ein. Van Laack, Tommy Hilfiger und Phard seien nur einige Beispiele. Rund 800 überwiegend junge Designerinnen und Designer deckten inzwischen ein weites Modespektrum ab: von hochpreisiger Couture über Green Fashion bis zur Streetwear, von Einzelstücken bis hin zu breiten Kollektionen.
„Berlin als Modestandort ist auch international gefragt“, betonte Stefan Franzke, Sprecher der Geschäftsführung von Berlin Partner. Für das Startup-Austauschprogramm „Start Alliance Berlin“ habe die Wirtschaftsförderungsgesellschaft gezielt die Kreativmetropolen New York und Paris als Partnerstädte ausgesucht. „Über das Programm hat auch die New Yorker Modedesignerin Cynthia Salim mit ihrem Label Citizen’s Mark Berlin und die Berlin Fashion Week im letzten Sommer kennengelernt“, so Franzke. „Eine Fashion Week später sucht sie von Berlin aus vier Mitarbeiter für ihren Markteintritt in Deutschland.“
Auf den Laufstegen der Modemetropolen Paris und New York sind Berliner Designer vertreten. So werden ausgewählte Labels im „Berlin Showroom“ auf der Fashion Week Paris vom 3. bis 5. März ihre Kreationen für den Herbst und Winter zeigen.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.