Sport

Sportelite kritisiert späte Doping-Reue Ullrich verwundert über den Wirbel

Jan Ullrich gibt zu: "Ja, ich habe Fuentes-Behandlungen in Anspruch genommen."

Jan Ullrich gibt zu: "Ja, ich habe Fuentes-Behandlungen in Anspruch genommen."

(Foto: picture alliance / dpa)

2012 spricht der Internationale Sportgerichtshof CAS Jan Ullrich schuldig. Er hat gegen die Anti-Doping-Regeln verstoßen, so das Urteil. Nun räumt der Radsportler in einem Interview Blutdoping beim umstrittenen spanischen Sportmediziner Fuentes ein. Für Kritiker kommt dies zu spät. Nur Doper Armstrong findet aufmunternde Worte.

Jan Ullrich hat sich verwundert über die große öffentliche Wirkung seiner Doping-Beichte gezeigt. "Ich bin überrascht und finde es schade, dass meine Worte wieder für so viel Wirbel sorgen. Gerade jetzt, eine Woche vor der Tour, sollten die deutschen Radfahrer im Mittelpunkt stehen, die in Frankreich um Etappensiege kämpfen wollen", sagte der ehemalige Tour-de-France-Sieger der "Bild am Sonntag".

"Im Grunde habe ich nur in anderen Worten das wiederholt, was ich schon vor einem Jahr gesagt habe und wofür ich auch verurteilt worden bin", sagte Ullrich weiter.

Ullrich hat einem Medienbericht zufolge Blutdoping-Behandlungen beim umstrittenen spanischen Sportmediziner Eufemiano Fuentes zugegeben. "Ja, ich habe Fuentes-Behandlungen in Anspruch genommen", sagte der 39-Jährige dem Nachrichtenmagazin "Focus". Der Ex-Radprofi behauptet aber, keine anderen Dopingmittel als sein eigenes Blut verwendet zu haben.

Betrugsvorwürfe wies Ullrich trotzdem erneut zurück. "Fast jeder hat damals leistungssteigernde Substanzen genommen. Ich habe nichts genommen, was die anderen nicht auch genommen haben", sagte Ullrich. "Betrug fängt für mich dann an, wenn ich mir einen Vorteil verschaffe. Dem war nicht so. Ich wollte für Chancengleichheit sorgen."

Ullrichs PR-Berater Falk Nier sagte, die Interpretation, dass es sich um ein Blutdoping-Geständnis handle, sei "zulässig". Nach Jahren voller verklausulierter Aussagen zum Thema Doping befinde sich Ullrich in einem "Reifeprozess und Verarbeitungsprozess", sagte Nier: "So, wie sich in den letzten eineinhalb Jahren die Geschichte des Radsports entwickelt hat, ist nie Ruhe eingekehrt." Auch das sei ein Grund für seinen Klienten, reinen Tisch zu machen.

Lobende Worte von Armstrong

Für Rudolf Scharping, Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer, kommt das Doping-Geständnis Ullrichs Jahre zu spät. "Er hätte dem Radsport helfen können, wenn er frühzeitig und komplett reinen Tisch gemacht hätte Jetzt ist es nur noch die Wiederholung von längst Bekanntem zu einem viel zu späten Zeitpunkt, aber aus seinem Munde.", sagte Scharping.

Als erster und bisher einziger Deutscher gewann Ullrich 1997 die Tour de France. Aufgrund seiner Verwicklung in den Fuentes-Skandal wurde er von der Tour de France 2006 ausgeschlossen und sein Vertrag fristlos gekündigt. Nach jahrelangen Verfahren wurde er 2012 vom Internationalen Sportgerichtshof CAS des Dopings schuldig gesprochen worden, gegen die Anti-Doping-Regeln verstoßen zu haben. Alle Erfolge Ullrichs seit dem 1. Mai 2005 wurden annulliert.

Der gefallene Radsport-Star Lance Armstrong schickte seinem alten Rivalen Ullrich einen aufmunternden Gruß und schwärmte von den früheren Duellen: "Jan Ullrich? Ein warmherziger Mensch, ein erstaunlicher Athlet, ein großartiger Wettkämpfer. Ich habe es geliebt, gemeinsam mit Dir den Ton anzugeben, mein Freund", schrieb der 41 Jahre alte Texaner bei Twitter.

Armstrong hatte jahrelangen Dopingmissbrauch auch mit EPO zugegeben. Dem Amerikaner wurden daraufhin sämtliche sieben Toursiege aberkannt. Ullrich hatte ihn nach der Beichte scharf angegriffen. Er sagte der "Sport-Bild": "Ich habe immer gesagt, Lance wird nicht davonkommen. Der liebe Gott richtet alles".

Quelle: ntv.de, sid

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