Dopingverfahren UCI legt Einspruch gegen Contador-Freispruch ein

Radprofi Contador: Unter Dopingverdacht
Foto: JOSEP LAGO/ AFPHamburg - Nun muss der Internationale Sportgerichtshof Cas eine Entscheidung treffen. Der spanische Radsportverband hatte Radprofi Alberto Contador seine Version von verunreinigtem Fleisch im Dopingverfahren noch geglaubt - und den Spanier freigesprochen. Der Weltverband UCI hegt jedoch weiterhin Zweifel und legte wie erwartet Einspruch ein.
"Ich wusste von der Entscheidung der UCI, als ich die Ziellinie überquerte", sagte Contador am Rande der Katalonien-Rundfahrt, gestand aber auch: "Ich habe mir natürlich gewünscht, dass es keinen Einspruch gibt. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich den Fall vor dem Cas lösen kann. Die Experten und Wissenschaftler sehen keinen Dopingfall."
Am zweiten Ruhetag der Tour de France 2010 war Contador in A- und B-Probe positiv auf das muskelbildende Mittel Clenbuterol getestet worden. Dem Toursieger drohen nun wieder eine zweijährige Sperre und die Aberkennung seines Titels im vergangenen Jahr.
"Unsere Anwälte waren in den vergangenen Wochen sehr beschäftigt. Unsere Politik war immer, die Betrüger auszusortieren und die ehrlichen Fahrer zu beschützen", sagte UCI-Boss Pat McQuaid. "Ich meine nicht nur die Affäre Contador. Da sind auch Riccardo Ricco und Patrik Sinkewitz. Es gibt immer noch Betrüger. Die jungen Fahrer, die kommen, müssen wissen, dass Doping keine Antwort ist."
Das Contador-Lager zeigte sich von dem Einspruch vorerst unbeeindruckt. "Wir sind vorbereitet", sagte Contadors Bruder Fran, gleichzeitig Manager des 28-Jährigen. Contador, der stets seine Unschuld beteuert, hofft mit einem Freispruch auch auf Änderungen im Kontrollsystem.
"Ich mache das nicht nur für mich, sondern auch für andere Sportler. Wenn Kontrollen aus Mexiko oder Argentinien ins Labor nach Köln geschickt werden, möchte ich nicht wissen, welche Ergebnisse herauskommen", sagte Contador, in dessen Probe erst durch ein extrem feines Analyseverfahren in Köln geringe Spuren an Clenbuterol nachgewiesen worden waren.
Verunreinigtes Fleisch oder Eigenbluttransfusion?
Dass die Substanz durch eine kurz zuvor durchgeführte Eigenbluttransfusion in seinen Körper gelangt sei und dass sogenannte Weichmacher in Contadors Probe gefunden worden seien, dementiert der Spanier. Er habe kein Problem damit, dass seine Proben eingefroren werden und zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal kontrolliert werden.
Unabhängig von dem laufenden Verfahren darf Contador bis zum Cas-Urteil weiter Radrennen bestreiten. Im Mai will er beim Giro d'Italia starten. Dass bis zum Start der Tour de France am 2. Juli ein Urteil fällt, ist unwahrscheinlich.
Derzeit steht der Saxo-Bank-Profi bei der Katalonien-Rundfahrt kurz vor dem Gesamtsieg. Damit steckt die UCI ähnlich wie im Vorjahr beim Fall Alejandro Valverde in einem Dilemma. Auch Contadors Landsmann hatte der RFEC freigesprochen, ehe ihn der Cas nach monatelangem Prozess aus dem Verkehr zog.
Erst am vergangenen Freitag war bekanntgeworden, dass der einstige Doping-Kronzeuge Sinkewitz beim GP di Lugano am 28. Februar positiv auf das Wachstumshormon HGH getestet worden ist. Dem früheren Deutschland-Toursieger droht eine lebenslange Sperre.