David Hume

�ber die Unsterblichkeit der Seele

(Of the Immortality of the Soul)

Durch das blo�e Licht der Vernunft scheint es schwer, die Unsterblichkeit der Seele zu beweisen; die Argumente daf�r werden gew�hnlich entweder metaphysischen, oder moralischen, oder physischen Gesichtspunkten entnommen. In Wirklichkeit ist es das Evangelium allein, welches �Leben und unsterbliches Wesen ans Licht gebracht hat.�

I. Es ist ein Gemeinplatz der Metaphysik, da� die Seele immateriell und da� es dem Gedanken unm�glich ist, einer materiellen Substanz anzugeh�ren.

Aber eben die Metaphysik lehrt uns, da� der Begriff der Substanz ganz verworren und unvollkommen ist, und da� wir keine andere Vorstellung von einer Substanz haben als von einem Aggregat einzelner Eigenschaften, die einem unbekannten Etwas anh�ngen. Materie und Geist sind daher im Gr�nde gleich unbekannt, und wir k�nnen nicht bestimmen, welche Eigenschaften der einen oder andern anhangen.

Ebenso lehrt sie uns, da� �ber Ursache und Wirkung nichts a priori ausgemacht werden kann; und da�, da Erfahrung die einzige Quelle unserer Urteile dieser Art ist, wir nicht irgendwo anders her wissen k�nnen, ob nicht die Materie durch ihre Struktur oder Anordnung die Ursache des Gedankens sein kann. Abstraktes R�sonnement kann keine Frage mit Bezug auf Tatsachen oder Dasein entscheiden.

Doch, geben wir zu, da� eine geistige Substanz durch die Welt verstreut sei, etwa wie das �therische Feuer der Stoiker, und da� diese das Substrat sei, welches[157] einzig den Gedanken trage, so haben wir Grund aus der Analogie zu schlie�en, da� die Natur davon in gleicher Weise Gebrauch macht, wie von der andern Substanz, der Materie. Sie verwendet dieselbe als eine Art Teig oder Ton, bildet sie in mannigfache Formen und Existenzen, l�st nach einiger Zeit jede Bildung auf und f�gt den Stoff in eine neue Form. Wie dieselbe materielle Substanz nach und nach den Leib aller Tiere bilden kann, so kann dieselbe geistige Substanz ihre Seelen bilden: ihr Selbstbewu�tsein, oder das System von Gedanken, welches sie w�hrend des Lebens bildeten, mag jedesmal durch den Tod aufgel�st werden, und nichts interessiert sie an der neuen Gestaltung. Dieselben M�nner, welche die Sterblichkeit der Seele am entschiedensten behaupteten, haben die Unsterblichkeit ihrer Substanz nie geleugnet; und da� eine immaterielle Substanz so gut wie eine materielle ihr Ged�chtnis und ihr Selbstbewu�tsein verlieren k�nne, wird zum Teil in der Erfahrung gegeben.

Nach einem Schlu� aus dem gemeinen Lauf der Dinge und ohne Annahme einer neuen Einmischung der h�chsten Ursache, welche in der Philosophie niemals zugelassen werden sollte, ist dasjenige, was unverg�nglich ist, auch unentstehbar. Wenn demnach die Seele unsterblich ist, so existierte sie auch vor der Geburt; und wenn diese fr�here Existenz uns nichts angeht, so tut es auch die folgende nicht.

Es ist kein Zweifel, da� Tiere f�hlen, denken, lieben, hassen, wollen und sogar �berlegen, wenn auch in einer weniger vollkommenen Weise als der Mensch: sind auch ihre Seelen immateriell und unsterblich?

II. Wir wollen nun die moralischen Beweise �berlegen, besonders die aus der Gerechtigkeit Gottes abgeleiteten, von dem man voraussetzt, da� er an der k�nftigen Strafe der Lasterhaften und der Belohnung der Tugendhaften interessiert sei.

Aber diese Beweise gr�nden sich auf die Voraussetzung, da� Gott Eigenschaften habe, au�er den in der Welt manifestierten, mit denen allein wir bekannt sind. Woher schlie�en wir auf das Dasein dieser Eigenschaften?[158]

Mit gro�er Sicherheit d�rfen wir behaupten, da� dasjenige, von dem wir wissen, da� Gott es wirklich getan habe, das beste sei; aber sehr unsicher ist die Behauptung, da� er allemal tun mu�, was uns das beste scheint. In wie vielen F�llen w�rde dieser Schlu�, auf die gegenw�rtige Welt angewendet, uns irre f�hren?

Wenn aber irgendeine Absicht der Natur deutlich ist, so d�rfen wir behaupten, da�, soweit wir durch nat�rliche Vernunft urteilen k�nnen, die ganze Absicht und Zwecksetzung in der Sch�pfung des Menschen auf das gegenw�rtige Leben begrenzt ist. Mit wie geringer Anteilnahme sieht er, infolge der angeborenen Natur der Seele und der Gef�hle, �ber dies Leben hinaus? Ist ein Vergleich, sei es mit Bezug auf Festigkeit oder Wirksamkeit, zwischen jener schwankenden Idee und der zweifelhaftesten �berzeugung von irgend etwas Tats�chlichem, das im gew�hnlichen Leben begegnet?

In der Tat erheben sich in einigen Gem�tern unerkl�rliche Schrecken mit Bezug auf die Zukunft; aber diese w�rden schnell verschwinden, wenn sie nicht k�nstlich durch Lehre und Erziehung gepflegt w�rden. Und ihre Pfleger, was haben sie f�r einen Beweggrund? Allein die Gewinnung ihres Lebensunterhalts und die Erwerbung von Macht und Reichtum in dieser Welt. Ihr eigener Eifer und ihr Bem�hen beweisen also gegen sie.

Welche Grausamkeit, welche Unbilligkeit, welche Ungerechtigkeit der Natur, unser Interesse und unsere Einsicht auf diese Welt zu beschr�nken, wenn uns ein anderer Schauplatz von unendlich gr��erer Bedeutung erwartet. D�rfte ein so barbarischer Betrug einem g�tigen und weisen Wesen zugeschrieben werden?

Man sehe, mit wie genauer Angemessenheit die auszuf�hrende Absicht und die ausf�hrenden Kr�fte durch die ganze Natur hindurch einander angepa�t sind. Wenn die Vernunft des Menschen ihm gro�e �berlegenheit �ber die anderen Tiere verschafft, so sind seine Bed�rfnisse in entsprechender Weise vermehrt: seine ganze Zeit, seine ganze F�higkeit, T�tigkeit, Tapferkeit und Leidenschaftlichkeit finden ausreichende Verwendung in Abwehr des Elends von seinem gegenw�rtigen Zustande. Und oft, ja fast[159] stets sind sie f�r das ihnen zugewiesene Gesch�ft zu schwach.

Ein Paar Schuhe ist vielleicht noch nie zu der h�chsten Vollkommenheit, welche dieses Bekleidungsst�ck erreichen kann, gebracht worden; und schon ist es notwendig, oder wenigstens sehr n�tzlich, da� es Staatsm�nner und Sittenlehrer, ja sogar Geometer, Dichter und Philosophen unter den Menschen gebe.

Die Kr�fte des Menschen sind, wenn wir allein dieses Leben in Betracht ziehen, seinen Bed�rfnissen nicht mehr �berlegen, als die der F�chse und Hasen im Vergleich zu ihren Bed�rfnissen und ihrer Lebensdauer. Der Schlu� aus der Gleichheit des Grundes liegt auf der Hand.

Bei der Theorie der Sterblichkeit der Seele l��t sich die Inferiorit�t der weiblichen F�higkeit leicht rechtfertigen. Ihr h�usliches Leben erfordert keine gr��eren F�higkeiten weder des Geistes noch des Leibes. Dieser Umstand kommt in Wegfall und wird ganz unerheblich bei der religi�sen Theorie: das eine Geschlecht hat die gleiche Aufgabe zu erf�llen wie das andere, ihre Verstandes- und Willenskr�fte m��ten ebenfalls gleich sein, und zwar beide unendlich gr��er als jetzt.

Da jede Wirkung eine Ursache voraussetzt, und diese wieder eine, bis wir zu der letzten Ursache aller Dinge kommen, welche die Gottheit ist, so ist alles, was sich ereignet, durch ihn angeordnet und nichts kann Gegenstand seiner Strafe und Rache sein.

Nach welcher Regel sollen Strafen und Belohnungen ausgeteilt werden? Was ist das g�ttliche Ma� von Verdienst und Schuld? Sollen wir annehmen, da� menschliche Empfindungen in der Gottheit stattfinden? Eine wie verwegene Annahme! Wir haben keine Vorstellung von andern Empfindungen.

Nach menschlichem Gef�hl sind Verstand, Mut, gute Sitten, Flei�, Einsicht, Genie wesentliche Bestandteile pers�nlicher Auszeichnung. Sollen wir demnach einen Himmel f�r Dichter und Helden erbauen, wie die alte Mythologie? Warum alle Belohnungen auf eine Art von Verdienst einschr�nken?

Strafe ohne Zweck und Absicht ist mit unseren Vorstellungen[160] von G�te und Gerechtigkeit unvertr�glich; und kein Zweck kann durch sie gef�rdert werden, wenn das ganze Spiel abgeschlossen ist.

Strafe mu�, nach unseren Begriffen, dem Vergehen angemessen sein. Warum denn ewige Strafen f�r zeitliche Vergehen eines so schwachen Wesens als des Menschen? Kann irgend jemand die Wut Alexanders billigen, der ein ganzes Volk auszurotten vorhatte, weil sie sein Lieblingspferd Bukephalus weggenommen hatten?

Himmel und H�lle setzen zwei verschiedene Arten von Menschen voraus: gute und b�se; aber der gr��te Teil der Menschen schwankt zwischen Laster und Tugend.

Wenn jemand mit dem Vorhaben die Welt durchwanderte, den Rechtschaffenen eine gute Mahlzeit, den B�sen eine t�chtige Tracht Pr�gel zu geben, so w�rde ihm oft die Wahl schwer werden und er w�rde finden, da� Tugend und Schuld der meisten M�nner wie Weiber weder das eine noch das andere zu verdienen gro� genug sei.

Einen andern Ma�stab von Billigung und Tadel als den menschlichen vorauszusetzen, verwirrt alle Dinge. Woher lernen wir, da� es so etwas wie moralische Unterscheidung gibt als von unseren eigenen Empfindungen?

Wer k�nnte, wenn er keine pers�nliche Beleidigung erfahren hat (und welcher Mensch von guter Art k�nnte es selbst dann?), allein aus der Empfindung der Mi�billigung heraus selbst nur die gemeinen gesetzlichen leichten Strafen auferlegen? St�hlt irgend etwas die Brust unserer Richter und Geschworenen gegen die Empfindungen der Menschlichkeit, als die R�cksicht auf die Notwendigkeit und das �ffentliche Interesse?

Nach r�mischem Gesetz wurden diejenigen, welche sich des Vatermordes schuldig gemacht hatten, mit einem Affen, einem Hund und einer Schlange in einen Sack getan und in den Flu� geworfen. Der Tod allein war die Strafe derer, die ihre Schuld, wie erwiesen sie sein mochte, leugneten. Ein Verbrecher wurde vor Augustus verh�rt und nach vollst�ndiger �berf�hrung verurteilt; der letzten Frage, die er stellte, gab der menschliche Kaiser eine solche Wendung, da� sie den Elenden zu einer Leugnung seiner Schuld anleitete. �Sicherlich (sagte der F�rst)[161] Ihr t�tetet nicht Euren Vater�?1 Diese Milde, selbst gegen den gr��ten Verbrecher und selbst zur Verhinderung so unerheblichen Leidens, entspricht unseren nat�rlichen Ideen von Recht. Ja, auch der bigotteste Priester w�rde, wenn er ohne Reflexion seinem nat�rlichen Gef�hl folgte, dieselbe billigen, vorausgesetzt, da� das Verbrechen nicht Ketzerei oder Unglaube w�re, denn gegen diese Verbrechen m�chte er �berhaupt keine Nachsicht kennen, da sie ihn in seinen zeitlichen Interessen und seinem Vorteil beeintr�chtigen.

Die Hauptquelle moralischer Ideen ist die Erw�gung des Interesses der menschlichen Gesellschaft. Verdienen diese so kurzen, so geringf�gigen Interessen durch ewige und unendliche Strafen gesch�tzt zu werden? Die Verdammnis eines einzigen Menschen ist ein unendlich gr��eres �bel in der Welt, als der Sturz von tausend Millionen K�nigreichen.

Die Natur hat die menschliche Kindheit besonders schwach und sterblich gemacht, als wollte sie die Vorstellung von einem Pr�fungsstand widerlegen; die H�lfte der Menschen stirbt, ehe sie vern�nftige Gesch�pfe sind.

III. Die physischen Argumente aus der Analogie der Natur sprechen deutlich f�r die Sterblichkeit der Seele; und sie sind in Wahrheit die einzigen philosophischen Argumente, welche mit Bezug auf diese Frage oder �berhaupt mit Bezug auf Tatsachenfragen zugelassen werden sollten.

Wo immer zwei Objekte so nahe miteinander verbunden sind, da� alle Ver�nderungen, welche wir an dem einen wahrnehmen von entsprechenden Ver�nderungen an dem andern begleitet sind, da m�ssen wir nach den Regeln der Analogie schlie�en, da�, wenn in ersterem noch gr��ere Ver�nderungen eintreten und es g�nzlich aufgel�st wird, eine g�nzliche Aufl�sung auch des anderen folgt.

Der Schlaf, eine sehr kleine Ver�nderung im K�rper, wird von einem zeitweiligen Erl�schen, wenigstens einer gro�en Verwirrung in der Seele begleitet.[162]

Die Schw�che des K�rpers und des Geistes in der Kindheit sind genau entsprechend, ihre Kraft im Mannesalter, ihre sympathische St�rung in Krankheit, ihr gemeinsamer allm�hlicher Verfall im Alter. Der weitere Schritt scheint unvermeidlich: ihre gemeinsame Aufl�sung im Tode.

Die letzten Symptome, in welchen der Geist sich �u�ert, sind Unordnung, Schw�che, Empfindungslosigkeit und Stumpfsinn, die Vorl�ufer seiner Vernichtung. Der Fortschritt derselben Ursachen l�scht ihn, dieselben Wirkungen steigernd, g�nzlich aus.

Wenn wir nach der gew�hnlichen Analogie der Natur urteilen, so kann keine Form die Verpflanzung aus ihren urspr�nglichen Lebensbedingungen in sehr verschiedene �berdauern. B�ume gehen im Wasser, Fische in der Luft, Tiere in der Erde zugrunde. Schon ein so kleiner Unterschied wie der des Klimas ist oft t�tlich. Was ist f�r ein Grund zu der Einbildung, da� eine so ungeheure Ver�nderung, als die Seele durch die Aufl�sung des K�rpers und aller seiner Organe des Denkens und Empfindens erf�hrt, ohne die Aufl�sung des Ganzen �berstanden werden k�nne?

Alles ist gemeinsam zwischen Leib und Seele. Die Organe des einen sind alle zugleich Organe der andern; daher mu� auch das Dasein der einen von dem des andern abhangen.

Die Seelen der Tiere sind zugestandenerma�en sterblich; und diese sind den Seelen der Menschen so �hnlich, da� die Analogie ein sehr starkes Argument abgibt. Ihre Leiber sind den unsrigen nicht �hnlicher, dennoch verwirft niemand ein Argument aus der vergleichenden Anatomie. Die Metempsychose ist daher das einzige System dieser Art, dem die Philosophie Geh�r geben kann.

Nichts in dieser Welt ist best�ndig, jedes Ding, wie fest dem Anschein nach, ist in fortw�hrendem Flu� oder Wechsel, die Welt selbst tr�gt Anzeichen von Schw�che und Aufl�sung an sich. Wie entgegen aller Analogie ist es daher sich einzubilden, da� eine einzige Form, anscheinend die schw�chste von allen und den gr��ten St�rungen unterworfen, unsterblich und unaufl�slich ist? Was[163] ist das f�r eine Theorie! Wie leichthin, um nicht zu sagen leichtsinnig aufgestellt!

Auch die Verf�gung �ber die unendliche Zahl posthumer Existenzen mu� der religi�sen Theorie Schwierigkeiten machen. Jeden Planeten jedes Sonnensystems haben wir die Freiheit als bev�lkert mit intelligenten sterblichen Wesen vorzustellen, wenigstens l��t sich eine gegenteilige Annahme nicht beweisen. F�r diese m��te demnach bei jeder neuen Generation eine neue Welt jenseit der Grenzen der gegenw�rtigen erbaut werden, oder es m��te am Anfang eine so wunderbar weite Welt geschaffen sein, da� sie diese best�ndig einstr�menden Wesen fassen kann. Darf eine Philosophie so k�hne Voraussetzungen annehmen, und zwar lediglich unter dem blo�en Vorwand der M�glichkeit?

Wenn gefragt wird, ob Agamemnon, Thersites, Hannibal, Nero und jeder stupide Bursche, der jemals in Italien, Skythien, Bactrien oder Guinea gelebt hat, jetzt noch am Leben ist, kann jemand sich einreden, da� eine Durchforschung der Natur Beweismittel an die Hand geben kann, eine so befremdliche Frage bejahend zu entscheiden? Der Mangel an Argumenten, von der Offenbarung abgesehen, begr�ndet hinl�nglich die Verneinung. Quanto facilius certiusque, sagt Plinius, sibi quemque credere ac specimen securitatis antegenitali sumere experimento.2 Unsere Empfindungslosigkeit vor der Zusammensetzung des K�rpers scheint f�r die nat�rliche Vernunft einen gleichen Zustand nach der Aufl�sung zu beweisen.

W�re unsere Furcht vor der Vernichtung eine urspr�ngliche Empfindung und nicht die Wirkung unseres allgemeinen Verlangens nach Gl�ck, so w�rde sie eher die Sterblichkeit der Seele beweisen; denn da die Natur nichts umsonst tut, so w�rde sie uns nicht Furcht vor einem unm�glichen Ereignis eingepflanzt haben. Sie kann uns Furcht vor einem unvermeidlichen Ereignis einpflanzen, vorausgesetzt, da� unsere Bem�hungen, wie hier der Fall ist, es auf einige Entfernung hinausschieben k�nnen. Der[164] Tod ist am Ende unvermeidlich; aber das Menschengeschlecht k�nnte sich nicht erhalten, h�tte uns die Natur nicht eine Abneigung gegen ihn eingepflanzt. – Alle Lehren, welche von unseren Neigungen beg�nstigt werden, sind verd�chtig und die Hoffnungen und Bef�rchtungen, welche dieser Theorie den Ursprung gaben, liegen auf der Hand.

Es ist ein unendlicher Vorteil in jeder Streitfrage die negative Seite zu behaupten. Wenn die Frage au�erhalb des gew�hnlichen erfahrungsm��igen Laufes der Natur liegt, so ist dieser Umstand meist, wenn nicht stets entscheidend. Durch welche Argumente oder Analogien k�nnen wir einen Zustand der Existenz beweisen, den niemals jemand sah und der auf keine Weise einem, der je gesehen wurde, gleicht? Wer will in irgendeine vorgebliche Philosophie so viel Vertrauen setzen, um auf ihr Zeugnis die Wirklichkeit einer so wunderbaren Welt zu gr�nden? Eine neue Art Logik ist zu diesem Zweck erforderlich, und neue Geisteskr�fte, die uns diese Logik zu verstehen bef�higen.

Nichts kann die unendliche Verpflichtung, welche die Menschheit gegen die g�ttliche Offenbarung hat, in helleres Licht setzen, als der Umstand, da� wir kein anderes Mittel finden, welches diese gro�e und wichtige Wahrheit feststellen k�nnte.[165]


Fu�noten

1 Sueton. August. cap. 33.


2 Um wieviel leichter und sicherer m�chte jeder sich selber glauben und den Beweis seiner Sicherheit vorgeburtlicher Erfahrung entnehmen. Lib. 7. cap. 56.

Quelle:
David Hume: Dialoge �ber nat�rliche Religion. �ber Selbstmord und Unsterblichkeit der Seele. Leipzig 31905.
Der bereits 1757 gedruckte Aufsatz wurde (ebenso wie die Abhandlung ��ber Selbstmord�) noch vor der Auslieferung auf Humes Wunsch unterdr�ckt. Erste Ver�ffentlichung (postum) in: David Hume: Five Dissertations. London 1777. Der Text folgt der �bersetzung durch Friedrich Paulsen von 1877.
Lizenz:
Ausgew�hlte Ausgaben von
�ber die Unsterblichkeit der Seele
Die Naturgeschichte der Religion. Über Aberglaube und Schwärmerei. Über die Unsterblichkeit der Seele. Über Selbstmord
Die Naturgeschichte der Religion. Über Aberglaube und Schwärmerei.Über die Unsterblichkeit der Seele. Über Selbstmord

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