Kurz und knapp – darum geht’s

Erst war sie Opfer häuslicher Gewalt, nun ist sie tot: Die zweifache Mutter Meike Gebken liegt leblos im völlig ausgebrannten Badezimmer ihres Hauses, gestorben an einer Rauchvergiftung. Ihre kleine Tochter Zoe irrt derweil allein durch das nächtliche Dortmund, bis die Kommissare Peter Faber und Rosa Herzog sie schließlich in Obhut nehmen. Schnell steht fest, dass die Tote einer Brandstiftung zum Opfer gefallen ist. Doch wo liegt das Motiv? Wenn Ehemann Jens Hielscher kein Alibi hätte, wäre er für Faber und Herzog wohl der natürliche Mörder, schließlich hat er Meike körperlich und psychisch brutal schikaniert. Sein Stiefsohn Finn ist derweil wie vom Erdboden verschluckt …

Im neuen Tatort Dortmund, der am 09.06.2025 (Pfingstmontag) um 20:15 Uhr im Ersten ausgestrahlt wird, müssen die Ermittler in einige familiäre Abgründe schauen, um den Fall zu lösen.

Inhalt der Tatort-Folge „Feuer“

„Mama und ich waren im Urlaub, in einem Haus nur für Frauen.“ Kommissar Peter Faber traut seinen Ohren kaum, als Zoe Gebken sich ihm anvertraut. Vor ein paar Stunden noch ist das sechsjährige Mädchen allein durch das nächtliche Dortmund geirrt, auf der Suche nach seiner Mutter Meike. Doch Meike Gebken lebt nicht mehr, was die kleine Zoe allerdings noch nicht weiß. Wie wird sie reagieren, wenn sie von ihrem Tod erfährt? Elendig erstickt ist sie in den Flammen ihres eigenen Hauses, als es dort in der Nacht gebrannt hat. Aber wer hat das Feuer gelegt? Und warum? Und was wollte Meike Gebken dort eigentlich? Schließlich lebte sie seit mehreren Wochen zusammen mit ihrer Tochter in einem Frauenhaus, wie das Kripoteam im Tatort „Feuer“ nach Zoes vielsagender Erklärung schnell herausfindet.

Und als Faber dem Witwer Jens Hielscher einen Besuch abstattet, wird ihm auch klar, warum Meike vor ihm geflüchtet ist: Hielscher ist ein cholerischer Macho mit kurzer Zündschnur, der keine Anstalten macht, seine Gefühlskälte und Gleichgültigkeit angesichts des Todes seiner Frau zu verbergen – und es gleichzeitig schafft, gegenüber der kleinen Zoe den perfekten, fürsorgenden und liebevollen Familienvater zu spielen. Faber, der Frau und Tochter vor Jahren auf tragische Weise verloren hat, kann seine Wut auf Hielscher kaum zurückhalten. Doch vorerst muss er die Nerven bewahren, schließlich gilt es herauszufinden, wer Meike Gebken umgebracht hat und warum. Natürlich würde das Fahnder-Duo Faber und Herzog dem ebenso impulsiven wie gewalttätigen Hielscher die Tat sofort zutrauen, doch leider hat der zwielichtige Import/Export-Händler ein wasserfestes Alibi: einen Geschäftstermin in Offenbach.

Also heißt es: weitergraben in den Abgründen dieses Familiendramas und im Umfeld der Toten. Die neugierige Nachbarin in der gutbürgerlichen Wohngegend ahnt sofort, dass im Hause Hielscher/Gebken etwas passiert sein muss, als die Polizei im TV-Krimi „Feuer“ dort aufkreuzt. Von ihr erfährt Faber quasi zufällig, dass Zoe noch einen älteren Bruder hat: Finn Gebken. Der ist allerdings schon seit Wochen wie vom Erdboden verschluckt. Nachdem die Kollegen der Streife den Teenager vor einem Späti aufgegriffen haben, versucht der raubeinige Ruhrpott-Cop auf seine ganz eigene Art, Finns Vertrauen zu gewinnen – mit mäßigem Erfolg, doch mit der wertvollen Info, dass er in den letzten Tagen bei Fanny Bellmes übernachtet hat, der besten Freundin seiner Mutter. Die ist komplett am Boden zerstört und gibt sich erstmal ordentlich die Kante, als sie von Meikes Tod erfährt. Wie es scheint, war Fanny die Einzige, der Meike sich ehrlich anvertraut hat, die wusste, was sie durchmachen musste, unter einem Dach mit dem gewalttätigen Jens. Natürlich konnte sie die Bitte ihrer besten Freundin nicht ablehnen, auf Finn aufzupassen, während Meike mit Zoe Unterschlupf im Frauenhaus suchte. Und doch scheint Fanny das schlechte Gewissen zu plagen, so, als habe sie Meike im Stich gelassen …

Auch Rosa Herzog erfährt einiges über Meikes Martyrium, und zwar aus erster Hand: von ihren Leidensgenossinnen im Frauenhaus, wo die couragierte Kommissarin undercover ermittelt – mit flauem Gefühl im Magen, jedoch auf Weisung ihrer Chefin Ira Klasnić, die ihrerseits mächtig Druck von Staatsanwalt Matuschek bekommt. Es sollen schnell Ergebnisse her im WDR-Tatort „Feuer“, da ist eben jedes Mittel recht, auch eine verdeckte Ermittlung. Immerhin hört Herzog so einiges über die vielfältigen Schicksale von Frauen, die gewalttätigen Männern ausgeliefert sind – und von den Schwierigkeiten, sich aus dieser fatalen Abhängigkeit zu befreien. Wie schwierig es beispielsweise ist, als Opfer häuslicher Gewalt vor Gericht Gehör zu finden. Nur handfeste Beweise helfen dann. Hat Meike Gebken genau danach in ihrem einstigen Zuhause gesucht – und musste sie deshalb sterben?

Hinter den Kulissen

Der Dortmund-Tatort „Feuer“ ist bereits der 28. Sonntagskrimi aus der Ruhrgebietsmetropole. Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) ermittelt zusammen mit seiner Kollegin Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) unter der Ägide der neuen Kripoleiterin Ira Klasnić (Alessija Lause). Einen kurzen Gastauftritt hat erneut Stefan Konarske in seiner Rolle als LKA-Ermittler Daniel Kossik und Ex-Kollege von Faber, denn in einem Nebenstrang wird nochmals der Mord an KTU-Chef Sebastian Haller aufgegriffen, der in der Tatort-Folge 1298 „Abstellgleis“ im Mittelpunkt stand.

Zentrales Thema dieser Episode ist jedoch das Problem der häuslichen Gewalt, das Regisseurin Nana Neul mit besonderer Sensibilität und Respekt vor den Opfern erzählen wollte, vor allem mithilfe der Rückblenden aus der Sicht des Mordopfers Meike Gebken: „Die Rückblenden sind in diesem Fall sehr wichtig, da sie das Opfer wieder auferstehen lassen und ihm eine Stimme und ein Gesicht geben. Außerdem erleben die Zuschauenden in den Rückblenden die häusliche Gewalt mit. Ohne die Rückblenden bliebe die Gewalt gegen die Frauen eher abstrakt. Wir fanden es wichtig, dass bei einem Film über häusliche Gewalt die Gewalt auch wirklich spürbar gemacht wird.“

Vom 3. September bis zum 2. Oktober 2024 fielen die Drehklappen für die WDR-Produktion in Dortmund und Köln; erstmals im TV gezeigt wird die Tatort-Episode 1305 am Pfingstmontag (!), den 9. Juni 2025, um 20:15 Uhr in der ARD.

Kritik

Die Redaktion von Tatort-Fans meint:
Keine laute Action, sondern stilles Drama – ja, auch das können sie in Dortmund. Zwar wird die Frage nach dem Tatmotiv beinahe unerträglich lange offengelassen (weshalb die Ungeduld des Staatsanwalts wohl stellvertretend für die des Zuschauers steht), aber es ist eben nicht nur ein Krimi, sondern mindestens ebenso sehr eine Familientragödie, die hier gezeigt wird. In intensiven Szenen wird das Thema häusliche Gewalt beleuchtet, und zwar konsequent aus der Opferperspektive – damit die Täter nicht das letzte Wort behalten.

Außerdem bestaunen wir einen Faber, der plötzlich (oder schon immer?) gut mit Kindern kann, und eine Rosa, die einen inneren Kampf mit sich selbst ausficht, um den sie ein großes Geheimnis macht. Fest steht: Diese facettenreichen Ermittlerfiguren sind noch lange nicht auserzählt – und das ist gut so.

Besetzung

Hauptkommissar Peter Faber – Jörg Hartmann
Hauptkommissarin Rosa Herzog – Stefanie Reinsperger
Hauptkommissarin Ira Klasnić, Kripoleiterin – Alessija Lause
Gerichtsmedizinerin Dr. Greta Leitner – Sybille J. Schedwill
Kriminaltechnikerin Rabea Sharif – Ann-Kathrin Hinz
Ermittler Otto Pösken – Malick Bauer
Staatsanwalt Matuschek – Moritz Führmann
LKA-Ermittler Daniel Kossik – Stefan Konarske
Meike Gebken – Nadja Becker
Zoe Gebken – Tesla Tekin
Finn Gebken – Caspar Hoffmann
Jens Hielscher – Sebastian Zimmler
Fanny Bellmes – Karolina Lodyga
Eva Beck-Haberer – Nina Vorbrodt
Katrin Schär – Jele Brückner
Nayla Akgün – Hannah Gharib
Ursula Bührens – Silvana Synovia
Gudrun Haus – Martina Eitner-Acheampong
Amelie Schreiners – Katharina Behrens
u. v. a.

Stab

Drehbuch – Markus Busch
Regie – Nana Neul
Kamera – Leah Striker
Musik – Dürbeck & Dohmen
Casting – Iris Baumüller
Kostümbild – Elisabeth Kraus
Szenenbild – Thomas Schmid
Maske – Jennifer Porscheng, Nicole Masztalerz
Ton – Constantin Bömers
Licht – Jochen Kratzheller
Schnitt – Stefan Stabenow
Produktionsleitung – Claudia Schurian
Produktionsleitung (WDR) – Oliver Wißmann
Herstellungsleitung – Fee Buck, Claudia Schurian
Produzentinnen – Gabriele Graf, Claudia Steffen
Redaktion – Frank Tönsmann (WDR)