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Die "besten" Himbeer-Preisträger: "...noch geschmackloser als Las Vegas selbst!"

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Anti-Oscar Prädikat "Besonders wertlos"

Rambo macht auf Country-Sänger, Halle Berry maunzt im Katzenkostüm: Seit 1981 werden die lächerlichsten Hollywood-Filme des Jahres mit der "Goldenen Himbeere" prämiert. einestages sprach mit dem Erfinder des Peinlich-Preises - und zeigt ein Best-of der ausgezeichneten Leinwandkatastrophen.
Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig?

Sichtlich fassungslos vor Glück trat Halle Berry am 26. Februar 2005 auf die Bühne, um im Blitzlichtgewitter den Preis entgegenzunehmen. Ihre Hände zitterten, als sie die goldene Trophäe ergriff. Während das Publikum sie mit stehendem Applaus feierte, rang sie nach Worten, stammelte nur: "Oh mein Gott! Oh mein Gott!" Den Tränen nahe sammelte sie sich schließlich und sagte atemlos: "Ich danke Euch so sehr! Ich hätte im Leben nicht geglaubt, dass ich eines Tages hier oben stehen würde!"

Viele Menschen, so Berry, hätten ihr geholfen, diesen Preis zu gewinnen: "Zuallererst möchte ich Warner Brothers danken. Danke, dass Ihr mich in ein gottverdammtes Stück Scheiße von einem Film gesteckt habt! Ich war ganz oben, und 'Catwoman' hat mich wieder nach ganz unten gebracht." Längst hatte sich der Applaus in schallendes Gelächter verwandelt. Denn was Berry in der Hand hielt, war kein Oscar. Sondern nur eine 4,97 Dollar teure, mit Sprühfarbe lackierte Plastikhimbeere - die Goldene Himbeere, Spitzname "Razzie", mit der in Hollywood die schlechtesten Filme des Jahres prämiert werden.

Die Schauspielerin, die drei Jahre zuvor als erste Schwarze mit einem Oscar als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet worden war, hatte als maunzende Superheldin "Catwoman" den Spitzenplatz unter den miesesten Darstellerinnen des Jahres 2004 erobert. Nun versuchte sie, mit einer humorigen Rede die Schmach herunterzuspielen. Dabei war sie in bester Gesellschaft: Seit seiner Einführung 1981 war der "Razzie" an Hunderte Filmschaffende verliehen worden - Regisseure wie Paul Verhoeven, Schauspieler wie Sylvester Stallone, Musiker wie Prince. 2004 war der "Razzie" längst eine weltweit bekannte Institution. Doch begonnen hatte alles viel kleiner - mit einem Partygag des Werbetexters John Wilson.

Im einestages-Interview verrät der "Razzie"-Erfinder, wie aus einem Jux auf einem Fernsehabend ein weltbekanntes Medienereignis wurde - und erinnert sich an die größten Momente aus 30 Jahren Filmschmähung.

einestages: Herr Wilson, seit 1981 küren Sie mit der Goldenen Himbeere die miesesten Werke der Filmindustrie. Wer ist Ihr persönlicher Spitzenkandidat für den Titel "Schlechtester Schauspieler aller Zeiten"?

Wilson: Sylvester Stallone. Ein Blick auf sein Gesamtwerk zeigt, dass 90 Prozent all dessen, was er je angefasst hat, unfassbar schlecht ist. Er macht Filme, die nicht nur dialogarm sind, sondern für Neanderthaler gemacht: Er rennt nur herum, grunzt, feuert 42.000 Kugeln aus einem Maschinengewehr ab, köpft Leute oder jagt sie in die Luft. Schon seit Jahren ist er für keine Goldene Himbeere mehr nominiert worden. Aber jetzt ist er endlich zurück - mit "The Expendables". Das Lustige ist: Die ganzen jungen Leute, die die alten Stallone-Filme nicht kennen, denken, dass der Film ein Witz ist. Die wissen nicht: Er hat das nicht als Witz gemeint - der ist einfach so!

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Die "besten" Himbeer-Preisträger: "...noch geschmackloser als Las Vegas selbst!"

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einestages: Wie ist es bei den Filmen selbst - können Sie nach den zahllosen schlechten Streifen, die Sie für die Verleihung gesehen haben, überhaupt noch einen schlechtesten nennen?

Wilson: Doch. Das war "Inchon", ein Film über den Korea-Krieg, der von dem Gründer der koreanischen Unification Church finanziert worden war. Laurence Olivier spielte darin General Douglas MacArthur - und sein Akzent wechselte von britisch zu jiddisch zu Nebraska-Slang innerhalb eines einzigen Satzes. Der Film war so schlecht, dass die Macher sogar einen Rolls-Royce unter allen verlosten, die ihn sich freiwillig im Kino ansahen. Aber selbst mit diesem Versprechen schaute ihn kaum jemand an.

einestages: Wie kamen Sie auf die Idee für den Spott-Preis?

Wilson: 1980 arbeitete ich als Werbetexter für ein Filmfestival und sah mir in diesem Jahr deswegen mehr als 250 Filme an. Der Großteil davon war totaler Müll. Dann ging ich eines Tages in eine 99-Cent-Doppelvorstellung von "Xanadu", ein Disco-Musical, in dem Musen aus der griechischen Mythologie auf der Erde landen, um die Menschen zum Bau einer riesigen Rollschuh-Disco anzutreiben, und "Supersound und flotte Sprüche", eine fiktive Musical-Biografie der Band Village People - vermischt mit einer Dreiecksgeschichte. Es war so unterirdisch, dass ich meine 99 Cent zurück wollte. Ich erinnere mich genau, wie ich nach Hause fuhr und dachte: "Diese Filme sind so schlecht, die sollten eine Auszeichnung bekommen!" Dann fing ich an, im Kopf all die miesen Filme durchzugehen, die ich in jenem Jahr gesehen hatte - und so kam ich auf die Idee.

einestages: Wie lange dauerte es dann bis zur ersten Verleihung?

Wilson: Die fand am 31. März 1981, am Abend der Oscar-Verleihung, statt - in meinem Wohnzimmer. Ich hatte Gäste für einen Fernsehabend eingeladen, und als die Preisverleihung im TV war, spielten wir unsere Version davon nach. Ich hatte ein Rednerpult aus Pappe aufgebaut und einen Schaumstoffball als Mikrofonattrappe auf einen Besenstiel gespießt. Die Gäste improvisierten dann Ansprachen zu den Spott-Preisträgern, die sie selbst gewählt hatten. Wir hatten einen Mordsspaß.

einestages: Am nächsten Tag verschickten Sie eine Pressemitteilung über die Gewinner des Preises. Hat darauf überhaupt jemand reagiert?

Wilson: Eine Zeitung schrieb einen Artikel, aber sonst hatte uns niemand auf dem Schirm. Der große Durchbruch kam erst im vierten Jahr. Da ging uns auf: Wir müssen die Verleihung am Abend vor den Oscars veranstalten. Los Angeles ist dann voll mit Journalisten, die nichts zu tun haben. Es funktionierte: Mit einem Schlag waren wir in ganz Amerika ein Thema - und ein, zwei Jahre später international.

einestages: Sie arbeiteten lange als Werbetexter für die Filmindustrie - die Sie gleichzeitig mit den "Razzies" verhöhnten. 1983 gewann mit "Karriere durch alle Betten" sogar ein Film drei Goldene Himbeeren, dessen Werbekampagne Sie persönlich betreuten. Gab es da nicht Ärger?

Wilson: Das war ein riesiger Zufall - und vermutlich die lustigste Filmvorstellung, die ich je erlebt habe. Die Produzenten des Films luden mich zur Vorführung einer Rohfassung ein. Das Publikum lag unter den Sitzen wegen der vielen unfreiwillig komischen Stellen. Die Macher waren entsprechend entsetzt. Und beschlossen, alle peinlichen Stellen herauszuschneiden. Dadurch aber wurde der Streifen fast zu einem Kurzfilm, es blieb fast nur noch Vor- und Abspann übrig. Als wir zu einer Vorstellung der gekürzten Fassung eingeladen wurden, saß zufällig der Produzent direkt neben mir. Die "Razzies" waren damals noch nicht besonders bekannt, also wusste er nicht, wer ich bin. Er fragte mich: "Und? Was halten Sie von der neuen Version?" Ich antwortete: "Also, diese Szene, in der die Köpfe aus der Schreibmaschine herauskommen und mit ihr reden - ich kann einfach nicht glauben, dass Sie die herausgeschnitten haben! Die war der Höhepunkt des gesamten Spannungsbogens! Wenn Sie die herausschneiden, funktioniert der ganze Film nicht mehr." Ich wollte, dass er die Szene behält, damit ich sie als Clip auf der "Razzie"-Verleihung zeigen kann. Und er tat es tatsächlich.

einestages: Kam es je vor, dass Sie mit dem Urteil der Jury überhaupt nicht einverstanden waren?

Wilson: Verstehen Sie mich nicht falsch: "Battlefield Earth" von John Travolta ist ein Klassiker des schlechten Films. Aber in dem Jahr fand ich einen Konkurrenten noch deutlich schlechter: Den Adam-Sandler-Film "Little Nicky", in dem er den Sohn Satans spielt - an der Seite einer sprechenden Bulldogge. In den 30 Jahren, die wir das jetzt machen, gab es nur eine Handvoll Filme, die ich nicht nur schlecht fand, sondern so hundsmiserabel, dass es schon fast moralisch verwerflich ist. Seltsamerweise bekam überhaupt nur einer dieser Filme, die ich wirklich abgrundtief verabscheute, einen Preis als "Schlechtester Film".

einestages: Welcher war das?

Wilson: "Freddy Got Fingered" von dem kanadischen Komiker Tom Green. Er kam sogar als erster Hauptdarsteller in der Geschichte des Preises zu der Zeremonie. Liebenswürdiger Kerl. Aber sein Film war einfach unfassbar dämlich und schäbig - und zudem voller Menschen, die sich sexuell an Tieren vergehen.

einestages: Nachdem Sie über drei Jahrzehnte miterlebt haben, wie aus einem privaten Spaß ein Mediengroßereignis geworden ist, nachdem Sie Hunderte von Filmen prämiert und Hollywood-Stars auf Ihrer Veranstaltung begrüßt haben - gibt es einen Moment, der Ihnen ganz besonders im Gedächtnis bleiben wird?

Wilson: Halle Berrys Auftritt von 2005. Sie zog diese unglaubliche Standup-Comedy-Nummer ab, in der sie ihren eigenen Auftritt bei der Oscar-Verleihung auf die Schippe nahm. Eigentlich hätte sie dafür einen Oscar verdient.

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