Um neun Uhr abends ist es vorbei. "Er starb in völliger Geistesgegenwart, blickte traurig, blieb aber stumm." So beschreibt ein polnischer Oberst das Ende fern der Heimat, am 26. November 1855 in Konstantinopel. BILD
Vermutlich starb Adam Mickiewicz an der Cholera, es kursierten auch
Gerüchte, der 57-Jährige sei vergiftet worden. Der Dichter, der schon
seit Jahren im Exil gelebt hatte, war an den Bosporus gereist, um eine
jüdische Legion aufzubauen, die "Husaren Israels", die im Krimkrieg
zusammen mit Polen und Türken gegen das zaristische Russland kämpfen
sollten. Mickiewiczs Tod machte dem Plan ein Ende.
Unter den polnischen Emigranten brach Streit darüber aus, ob der
Dichter in Konstantinopel oder Paris beerdigt werden sollte; aus Angst
vor Ansteckung weigerten sich die Schiffseigner zunächst, seinen
Leichnam mit nach Frankreich zu nehmen.
Als er Ende Dezember auf das
Dampfschiff
Euphrat
gebracht wurde, einbalsamiert, in
massivem Eichensarg, spielte die Kapelle der italienischen Kolonie von
Konstantinopel Märsche, und eine riesige Menge lief zusammen, um dem
Toten die letzte Ehre zu erweisen.
Mickiewicz wurde auf dem Friedhof der polnischen Emigranten in Montmorency bei Paris beigesetzt, neben seiner wenige Monate zuvor verstorbenen Frau Celina. Viel, viel später erst, 1890, als sein 100. Geburtstag nahte, holte man ihn in die Heimat zurück, nach Krakau. In der Königsgruft des Wawel ruht er noch heute.