Wüstenstädte in Abu Dhabi, die Oldtimersammlung des Scheichs oder die Baustellen für die Fußball-WM in Katar – auf seiner Reise entlang der arabischen Halbinsel zeigen die Gastgeber Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), was sie zu leisten imstande sind. Anlässlich eines Besuchs von Baustellen für die Fußball-WM sprach der Vizekanzler von Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen, die der Westen auch sehen müsse.
"Wir wissen, dass es in der Vergangenheit erhebliche Verstöße gegeben
hat", sagte er in Doha. Der Westen solle aber anerkennen, dass Katar
auf Druck von Gewerkschaften und der UN-Arbeitsorganisation ILO viel
für die Wanderarbeiter verbessert habe. "Ich finde, das
gehört auch zur Wahrheit."
Der Minister besichtigte in Doha eine
Großbaustelle für einen neuen Stadtteil, wo auch das Stadion für die
Eröffnung der Fußball-Weltmeisterschaft entstehen soll.
Unter anderem die UN hatten die Arbeitsbedingungen für die vielen Wanderarbeiter in Katar als unmenschlich bemängelt. Hauptkritikpunkte sind einem Report vom April 2014 zufolge die schlechte Bezahlung und schikanöser Umgang mit den derzeit etwa 13.000 ausländischen Arbeitskräften, denen die Arbeitgeber zum Teil auch die Pässe abnahmen. Amnesty International nennt dieses System eine moderne Form von Leibeigenschaft.
Gabriel mahnte hier Verbesserungen an. Eines der Hauptprobleme, die Katar
zu lösen habe, sei das Sponsorensystem, bei dem Arbeitgeber von
ausländischen Wanderarbeitern hohe Provisionen verlangten und diesen oft
den Pass abnähmen, sagte Gabriel. Das sei jedoch in der ganzen
Golfregion so. Zugleich nahm er die Verantwortlichen des Emirats in Schutz: Man müsse berücksichtigen, wo Katar herkomme, sagte er. "Es
ist ein Land, (...) obwohl es sehr reich ist, auf dem Niveau eines
Entwicklungslands, und das keinerlei Erfahrung mit Arbeitsrecht hat."
"Nicht alles perfekt in Katar"
Die katarische Regierung steht auf dem Standpunkt, die Verantwortung für die Probleme liege zum großen Teil in den Händen ausländischer, auch deutscher Unternehmen. Sie verweist auf eigene Untersuchungen: Zwischen März und August 2014 besuchten Inspekteure demnach 700-mal Arbeiterunterkünfte. Dabei hätten die Kontrolleure 827 Verstöße gegen katarische Vorschriften geahndet, heißt es in einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Schreiben des katarischen Botschafters in Berlin, Abdulrahman Bin Mohammed Al-Khulaifi.
In dem Brief wirft der Botschafter einzelnen Medien vor, teilweise einseitig und polemisch rund um die WM 2022 und die Baustellenproblematik zu berichten. Er räumt darin aber auch ein: "Wir sind weit davon entfernt, zu behaupten, dass in Katar alles perfekt ist und keine Fehler gemacht werden." Noch in diesem Jahr würden Reformen der Arbeitsgesetze umgesetzt.