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Bergsturz von Blatten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Lötschental bei Blatten am 30. Mai 2025 nach dem Bergsturz
Blatten (2007), Blick von Nord­westen. Die Eis- und Gesteins­massen kamen vom Bergbach, der oben rechts zu sehen ist, und bewegten sich weit auf den gegenüberliegenden Hang (von wo das Bild gemacht wurde). Mehrere Häuser bei der links sicht­baren Brücke über­standen vorerst das Unglück, versanken am folgenden Tag dann aber im sich rasch bildenden See.

Der Bergsturz von Blatten ereignete sich am 28. Mai 2025. Dabei wurde das Dorf Blatten im Lötschental im Schweizer Kanton Wallis durch eine Schutt- und Eislawine zerstört. Das Dorf war Tage zuvor evakuiert worden, es gab keine Berichte über verletzte oder getötete Menschen, jedoch wird ein Schafhalter vermisst.

Felssturz am Kleinen Nesthorn

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Blatten, südöstlich davon das Kleine Nesthorn, dazwischen der Birch­gletscher (Karte von 2023)
Die Nordwestseite des Bietsch­horns aus dem Lötschental gesehen, davor das Kleine Nesthorn, mit der Zunge des Birch­gletschers mittig und des Nestgletschers rechts, beide unter der Schneegrenze (2019)

Seit etwa 2019 war der untere Teil des Birchgletschers, der sich ab etwa dem Jahr 2000 vollständig vom oberen Teil zu trennen begann, um etwa 50 Meter vorgerückt, was wahrscheinlich durch die Auflast von regelmässig auf den hinteren Teil des Gletschers gestürztem und im Gletscherbecken aufgefangenem Verwitterungsmaterial verursacht worden war.[1][2] Bereits nach einem grossen Eissturz vom 18. Dezember 1993 war der Gletscher unter Beobachtung gestellt worden.[1][3]

Ab dem 14. Mai 2025 wurden erste Anzeichen von Instabilität an der Flanke des Kleinen Nesthorns (Höhe bis zum Bergsturz 3342 m ü. M.) beobachtet. Der Gipfel ist dem aus festem Granit bestehenden Bietschhorn (3934 m ü. M.) in etwa 950 Meter Abstand nordwestlich vorgelagert und Teil eines geologisch komplexen Bereichs aus Gneisen und Amphiboliten, in dem Gesteinsmassen ständig durch Erosion und Gletscherbewegungen beeinflusst werden. Dabei stürzten grosse Felsen auf den Birchgletscher und lösten einen Murgang aus, der etwa 500 Meter oberhalb der Talsohle und dem Fluss Lonza liegenblieb. Das Volumen war vergleichbar mit einer kleineren Schneelawine.[4]

Evakuierungen in Blatten

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Nach dem Murgang wurden am Samstag, den 17. Mai 2025, infolge der zunehmenden Bewegung im Gelände oberhalb Blattens 92 Personen evakuiert.

Am Montag, 19. Mai 2025, erhielten die rund 300 Bewohner von Blatten Vorwarnungen wegen der akuten Gefahr eines Bergsturzes. Binnen zwei Stunden mussten alle Dorfbewohner den Ort verlassen. Zu diesem Zeitpunkt wurden auch die meisten Nutztiere aus dem gefährdeten Gebiet getrieben. Medial bekannt wurde die lahmende Kuh Loni. Sie musste den Weg nicht gehen, sondern wurde am 20. Mai als Letzte mit dem Helikopter ausgeflogen.[5] Die beiden Weiler Weissenried und Eisten waren von der Evakuierung nicht betroffen.[6][7] Auslöser war die Tatsache, dass sich der Berg in den drei Tagen zuvor um 17 Meter bewegt hatte und ein Kollaps nicht mehr ausgeschlossen werden konnte. Geologen befürchteten einen Abbruch innerhalb von Stunden. Schliesslich rutschte die Nordostflanke des Berges in mehreren Phasen auf den anschliessenden Birchgletscher.

Bergstürze vom Kleinen Nesthorn und Zunahme der Gletscherbewegung

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Kleiner Felssturz am Kleinen Nest­horn am 19. Mai 2025 nachmittags

Grössere Abbrüche ereigneten sich am 19. und 20. Mai. Dabei rutschten insgesamt 1,5 Millionen Kubikmeter Gestein von der Nordostflanke des Kleinen Nesthorns talwärts. Das Gestein kam auf dem Birchgletscher zu liegen. Durch diesen Druck stieg die Fliessgeschwindigkeit des Gletschers bereits am 21. Mai an[8] und betrug laut einem Bericht vom 22. Mai 0,5 bis 0,8 Meter pro Tag.[9]

Der Schweizerische Erdbebendienst registrierte ab dem 19. Mai gut ein Dutzend dieser Felsabgänge, die, mit Ausnahme des Hauptereignisses vom 28. Mai, Erschütterungen mit einer indikativen Magnitude zumeist im Bereich um 1,4 und in einer Gesamtstreuung zwischen 0,3 und 1,6 auf der Richterskala erzeugten.[10] Geologen schätzten, dass bis zu fünf Millionen Kubikmeter Gestein nachrutschen könnten.

Die Fliessgeschwindigkeit des Gletschers vervielfachte sich bis zum 24. Mai auf 4 bis 4,5 Meter pro Tag, nachdem bis dahin schätzungsweise mehr als zwei Drittel der labilen Felspartien auf den Gletscher gestürzt waren. Am nächsten Tag erreichte dieser Schuttberg eine Höhe von 81 Metern und die Bewegung der Gletscherstirn in Richtung Blatten nahm nochmals rapide zu.[11] Sie betrug am 27. Mai 10 Meter pro Tag.[12] Die örtlichen Behörden schätzten, dass sich etwa neun Millionen Tonnen Schutt (entsprechend etwa 3,5 Millionen m³) auf der Gletscherfläche angesammelt hatte. Der zusätzliche Druck dieses Schutts verstärkte die Bildung von Schmelzwasser, welches als Gleitschicht zwischen dem Eis und dem Untergrund zum beschleunigten Abgleiten des Gletschers in Richtung Tal beitrug.[1] Seit dem 25. Mai brachen immer wieder kleinere Teile der Gletscherstirn ab. Am 27. Mai waren es grössere Eisabbrüche, die aber weit oberhalb des Talbodens zum Stillstand kamen.[13] Am Morgen des 28. Mai erreichte eine Eis- und Schuttmasse erstmals die Lonza. Im weiteren Tagesverlauf überwand sie, nachdem sie das Gerinne des Birchbachs gefüllt hatte, erstmals einen Ablenkdamm, der zuvor normale Schneelawinenabgänge aus dem Birchbachtal nach Westen lenkte. Das über den Damm geströmte Eis- und Schuttgemisch kam jedoch weit oberhalb des bebauten Gebietes zum Stillstand und richtete lediglich Flurschäden an.

Erwägungen, den Gletscher kontrolliert zu sprengen, um einem Grossabbruch vorzubeugen, wurden verworfen. Dies sei weder organisatorisch noch technisch machbar. Die Verdämmung von Eis sei völlig unzureichend, zudem hätten früher an anderen Gletschern unternommene Sprengversuche die Aussichtslosigkeit dieses Vorhabens gezeigt.[14]

Gletscherabbruch vom 28. Mai 2025

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Am 28. Mai glitt ein grosser Teil des Birchgletschers unter dem Druck des auf ihm lastenden Bergsturzmaterials auf dem vermehrt vorhandenen Schmelzwasser an der Gletschersohle ab, und die Schutt- und Eismassen[15][16] verschütteten in Blatten 130 Häuser wie auch die Kirche, insgesamt etwa 90 Prozent von Blatten. Die um 15:24 Uhr aufgezeichneten seismischen Wellen aus dieser Massenbewegung waren in ihrer Stärke vergleichbar mit jenen des Bergsturzes von Bondo im Jahr 2017 und entsprachen in etwa einem Erdbeben der Stärke 3,1 auf der Richterskala.[17][18] Auch mehrere, zwischen 190 km und 275 km vom Bergsturzgebiet entfernte österreichische seismologische Stationen zeichneten das Ereignis mit einer Herdzeit von 13:24:29,3 UTC auf.[19][20]

Das Volumen der mit dem Gletscher ins Tal gestürzten Felsmassen wurden nach dem Vorliegen erster Geodaten und -Modelle mit 6 Millionen Kubikmeter angegeben, dazu kamen drei Millionen Kubikmeter Eis des Birchgletschers,[21] erste Schätzungen waren von 10 Millionen Kubikmeter Gesamtvolumen ausgegangen.[22]

Ebenfalls verschüttet wurde der talwärts folgende Weiler Ried. Der am Gegenhang 200 Meter über dem Talgrund gelegene, nicht evakuierte Weiler Weissenried auf ca. 1700 m ü. M. wurde von der Schuttmasse nur knapp erreicht und blieb weitgehend unversehrt.[7] Der Weiler Eisten talaufwärts hinter Blatten blieb unberührt und liegt auch über dem maximalen Wasserstand des von der Lonza hinter der Bergsturzmasse gebildeten Sees. Die Schutt- und Eismassen bedeckten den Talboden des Lötschentals auf einer Länge von etwa 2,5 Kilometern, auf einer Breite von 50 bis 200 Meter und waren bis zu mehrere Dutzend Meter mächtig,[23] stellenweise 100 Meter.[21] Hinter der Bergsturzmasse staute sich der Fluss Lonza und flutete flussaufwärts die in der Talsohle unversehrt gebliebenen Gebäude von Blatten.[24]

Nach dem Bergsturz wurde ein Schafhalter vermisst, der kurzzeitig nach seinen 300 Meter ausserhalb der evakuierten Zone befindlichen Schafen schaute und vom Bergsturz überrascht wurde. Viele der noch im Gebiet um Blatten weidenden Tiere sollen in der Schutt- und Eislawine umgekommen sein.[25][26]

Nachfolgende Ereignisse

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Aufgestauter See hinter den Bergsturzmassen (Aufnahme 30. Mai 2025, Blick Richtung Südosten)

Stauung der Lonza

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Aufgrund der Ablagerungen stauten sich die Lonza sowie der Dorfbach Gisentella und bildeten hinter den Absturzablagerungen in Blatten einen See. Durch die entstandene Stauung wurden auch bis dahin unbeschädigte Häuser überflutet. Am 29. Mai stieg der Pegel des von der Lonza hinter der Berggsturzmasse gebildeten Sees um etwa 80 cm pro Stunde.[27] Am 30. Mai erreichte der Inhalt des Sees mit 1 Million m³ einen vorläufigen Maximalwert.[28] In der Folge begann das Wasser, sich an diesem Tag einen Weg durch die Ablagerungen zu bahnen, im unteren Bereich des Schuttkegels bildeten sich kleine Seen.[29] Der verantwortliche Geologe des Kantons sprach bei diesem beobachteten langsamen Abfluss auch durch die Schutt- und Eisablagerungen hindurch von einer relativ «günstigen» Entwicklung.[30] Noch am selben Tag floss die Lonza über und durch die gesamte Länge des Schuttkegels.[31][32] Am 1. Juni hat sich der Pegelstand stabilisiert.[33][34]

Vorsorgliche Teilevakuation in den Gemeinden Wiler und Kippel

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Am 28. Mai gegen 22:30 Uhr wurden wegen der Gefahr einer Überschwemmung durch die Lonza Bewohner von Wiler und Kippel innerhalb der Gefahrenzone entlang des Flusses evakuiert. Die vom Ablagerungskegel auf zwei Kilometer Länge zugeschüttete und an seinem nordöstlichen Ende aufgestaute Lonza drohte sich unkontrolliert durch diesen Kegel hindurchzuarbeiten oder ihn zu überströmen. Bis zum 29. Mai um 01:00 Uhr mussten sich die Betroffenen bei den entsprechenden Führungsstäben melden. Damit war die Zahl der evakuierten Menschen auf insgesamt 365 gestiegen.[35]

Weiterer Verlauf

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Erkundungsflüge am 29. Mai zeigten, dass immer noch mehrere hunderttausend Kubikmeter absturzbereites Gestein am Kleinen Nesthorn lagerten sowie weitere kleine Felsabbrüche von dort niedergingen.[23] Zudem drohten die auf den Gegenhang hinaufgebrandeten Schuttmassen in den Talgrund zurückzurutschen. Auch die Ablagerungsmasse selbst ist instabil. Aufräumarbeiten mussten deshalb vorerst unterbleiben. Somit konnte auch kein Versuch unternommen werden, einen geordneten Abfluss der Lonza durch die Bergsturzmasse zu schaffen. Schweres Gerät, das die Armee im Rhonetal bereitstellte, blieb deshalb zunächst unbenutzt.[23] Am 31. Mai war der Schuttkegel nach wie vor so instabil, dass weder Menschen noch Maschinen einen sicheren Stand darauf gefunden hätten und Aufräumarbeiten sowie Versuche zur Regulierung der Lonza im Bereich der Bergsturzmasse weiter unterbleiben mussten. Auch drohten weiterhin Nachrutschungen von beiden Talseiten sowie Steinschlag. Da die Lonza langsam über den Schuttkegel abfliesst und der Pegel des angestauten Wassers am 31. Mai um einen Meter unter seinen Maximalstand gesunken war, erscheint die Gefahr des plötzlichen Ausbrechens der angestauten Wassermassen und des Mitreissens grosser Mengen von Ablagerungsmaterial vorerst gebannt zu sein, wird aber weiterhin grundsätzlich einkalkuliert.[36][37] Am Einlauf der aufgestauten Lonza in den Schuttkegel konnte eine schwimmende Barriere auf das Wasser gelegt werden. Sie soll verhindern, dass Treibgut in das von der Lonza im Ablagerungskegel ausgespülte Gerinne gelangt und dieses verstopft.[28]

Der unterhalb gelegene Stausee Ferden wurde bereits einige Tage vor dem grossen Bergsturz vorsorglich abgelassen, um gegebenenfalls von den Bergsturzablagerungen angestautes und schwallartig abfliessendes Wasser auffangen zu können.[38][39] Am 30. Mai war das durch und seit diesem Tag auch über den Ablagerungskegel geflossene Lonzawasser dermassen mit Feststoffen verschmutzt, dass die Stromgewinnung im Kraftwerk Lötschen eingestellt wurde. Daraufhin wies der Walliser Staatsrat den Betreiber an, den Grundablass des Stausees bedarfsweise zu öffnen.[32][36] Die weiter unten liegenden Gemeinden Gampel-Bratsch und Steg-Hohtenn halten sich für eine allfällige Evakuierung von durch die Lonza bedrohten Bereichen bereit.[40]

Einige im hinteren Lötschental in den weitgehend unversehrt gebliebenen Weilern Wyssenried, Eisten und den umliegenden Alpen, u. a. der Fafleralp, verbliebene Personen, Schafe und Autos wurden am 29. Mai (Auffahrtstag) mit Helikoptern ausgeflogen, da sie der Bergsturz von der Umwelt abgeschnitten hatte.[23] Am 31. Mai wurde die Belegschaft des Hotels Fafleralp ausgeflogen.[41]

Zukunftsaussichten

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Eine kurz nach der Katastrophe gegründete Arbeitsgruppe «Neues Blatten» favorisiert ein Weiterbestehen des baulich grossteils ausgelöschten Dorfes. Ein Wiederaufbau an der bisherigen Stelle erscheint jedoch allein schon aufgrund des Ausmasses der Ablagerungsmasse und der faktischen Unmöglichkeit, sie abzutragen und an anderer Stelle abzulagern, unrealistisch. Erwogen wird ein Aufbau an einem anderen, unter dem Aspekt der Naturgefahren sorgfältig geprüften Platz im Lötschental, beispielsweise im Bereich des Weilers Weissenried.[42]

Einfluss des Klimawandels

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Die Glaziologin Mylène Jacquemart von der ETH Zürich wies darauf hin, es sei noch unklar, welche Rolle der Klimawandel für den Bergsturz spielte. Die Aussage, ein einzelnes Extremereignis sei durch den Klimawandel bedingt, sei ausserordentlich schwierig zu bewerten. Denn dafür müsste man wissen, ob das Ereignis ohne den Klimawandel gar nicht oder vielleicht erst in 100, 200, 500 oder 1000 Jahren passiert wäre. Die relevante Frage aus einer Risikomanagement-Perspektive laute, ob sich diese Ereignisse nachweislich häuften.[43]

Der Geomorphologe Jan Blöthe von der Universität Freiburg vertrat die Meinung, die aus der Verwitterung des Gesteins folgenden Sturzbewegungen seien ein ganz normaler Prozess. Dem Tiroler Landesgeologen Thomas Figl zufolge gibt es für Felsstürze meist mehrere Ursachen. Dazu gehörten einerseits geologische Phänomene, andererseits und gerade in grösseren Höhen, unter Umständen auch das Auftauen des Permafrosts. Dadurch verliere das Gestein seinen «Kleber» und werde instabiler.[44]

Der Permafrost-Experte Christophe Lambiel von der Universität Lausanne sah einen Zusammenhang zwischen der beschleunigten Bewegung des Birchgletschers und dem Klimawandel. Die 500 Meter hohe Felswand oberhalb des Birchgletschers liege in der Permafrostzone. Aufgrund der Klimaerwärmung werde das Gestein instabil, herausgebrochene Teile wiederum belasteten den Gletscher und beschleunigten diesen auf dem steilen Hang. Der ohnehin schon schnell fliessende Birchgletscher habe sich durch die Gesteinslast weiter beschleunigt und sei schliesslich zusammengebrochen. Er kenne in den Alpen keinen vergleichbaren Bergsturz.[45]

Laut Jan Beutel, Professor für alpine Kryosphäre an der Universität Innsbruck, muss man differenzieren, wenn man Klimaprojektionen mit aktuellen Ereignissen in Beziehung setzen will, denn diese fänden zwar im Kontext des Klimawandels statt, seien aber nicht immer ursächlich direkt damit verbunden. Berge würden instabil und stürzten letztendlich ab, weil sich die Materialkonfiguration und die Geometrie änderten.[46] Nordwände in den Alpen oberhalb von 3000 Metern, wie die des Kleinen Nesthorns, liegen in der Permafrostzone. Wenn Schnee und Eis in hochalpinen Bereichen durch die allgemeine Erwärmung zurückgingen, verlören die Berge an Wärmeisolation. Je mehr Niederschlag als Regen falle, desto tiefer dringe das Wasser in den Fels ein, wodurch dieser auch tiefer destabilisiert werde und der Permafrost nur tiefer im Berginnern erhalten bleibe.[47]

Der Glaziologe Mathieu Morlighem vom US-amerikanischen Dartmouth College ging davon aus, dass der Zusammenbruch des Birchgletschers wahrscheinlich auf das Auftauen des Permafrosts unterhalb und entlang der Seitenwände rund um den Gletscher zurückgeht.[48]

Auch die Vereinten Nationen (UNO) sahen einen Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und dem Bergsturz: Die Generalsekretärin der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), Celeste Saulo, sagte: «Das ist eine eindringliche Warnung vor der Erwärmung unserer Welt».[49]

Ähnliche Ereignisse (Auswahl)

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Commons: Bergsturz von Blatten – Sammlung von Bildern
  1. a b c Daniel Farinotti, Matthias Huss, Mylène Jacquemart: Birchgletscher fact-sheet. (PDF) ETH Zürich, 2025, abgerufen am 1. Juni 2025 (englisch).
  2. Christoph Bernet, Léonie Hagen: Und was, wenn der Gletscher bricht? In: aargauerzeitung.ch. 21. Mai 2025, archiviert vom Original; abgerufen am 29. Mai 2025.
  3. Walliser Bote (Hrsg.): «Keine unmittelbare Gefahr für die Ortschaft Blatten». 29. Dezember 1993 (e-newspaperarchives.ch [abgerufen am 30. Mai 2025]).
  4. Lötschental im Wallis - Blatten: konkrete Gefahr durch Bergstürze, 92 Personen evakuiert. In: srf.ch. 18. Mai 2025, abgerufen am 29. Mai 2025.
  5. Nach den Kühen werden die Autos ausgeflogen. In: 20 Minuten, 29. Mai 2025.
  6. In Blatten VS droht ein Bergsturz – ganzes Dorf wird evakuiert. In: srf.ch. Abgerufen am 1. Juni 2025.
  7. a b Wegen Bergsturz: Kühe werden nicht mehr besamt. In: schweizerbauer.ch. 29. Mai 2025, abgerufen am 1. Juni 2025.
  8. Lonza droht diese Nacht zu überlaufen + Weitere Murgänge möglich. In: watson.ch. 28. Mai 2025, abgerufen am 29. Mai 2025.
  9. Drohender Bergsturz – Wärmebildtechnik im Einsatz. In: thermfox.ch. 22. Mai 2025, abgerufen am 31. Mai 2025.
  10. SED | Schweiz. In: seismo.ethz.ch. Abgerufen am 29. Mai 2025.
  11. Neun Milliarden Kilogramm Schutt liegen auf dem Birchgletscher. In: SWI swissinfo.ch. 25. Mai 2025, abgerufen am 29. Mai 2025.
  12. Gletscherabbrüche in Blatten VS nehmen deutlich zu. In: Swissinfo.ch. 27. Mai 2025, abgerufen am 30. Mai 2025.
  13. euronews (deutsch): Blatten bleibt evakuiert, da sich Birchgletscher weiter auflöst. In: YouTube. 28. Mai 2025, abgerufen am 2. Juni 2025 (Film, der einen Gletscherbruch am 27. Mai 2025 zeigt.).
  14. Felssturz Blatten: Gletscher rutscht weiter talwärts - Tagesschau - Play. In: srf.ch. Abgerufen am 29. Mai 2025.
  15. Blatten - Ausserordentliche Mittelzusagen. Staatsrat des Kantons Wallis, 28. Mai 2025, abgerufen am 30. Mai 2025.
  16. Blatten - Lagebericht – 11.30 Uhr. Staatsrat des Kantons Wallis, 29. Mai 2025, abgerufen am 30. Mai 2025.
  17. Seismisches Netzwerk zeichnet Gletscherabbruch am Kleinen Nesthorn auf. Schweizerischer Erdbebendienst, 28. Mai 2025, abgerufen am 29. Mai 2025.
  18. Lage „sehr schlimm“: Geröllmassen verschütten Schweizer Dorf. ORF, 28. Mai 2025, abgerufen am 29. Mai 2025.
  19. https://www.zamg.ac.at/geophysik/Reports/Jahrbuch/JAHRBUCH_2013-deutsch.pdf
  20. Geosphere Austria: Aktuelle Erdbeben / Felssturz bei Brig / Schweiz. Abgerufen am 2. Juni 2025.
  21. a b Blatten – Raphaël Mayoraz: «Les masses de débris s’empilent par endroits sur plus de 100 mètres de haut.», Le Nouvelliste, 1. Juni 2025
  22. Lötschental - Lagebericht – 10.15 Uhr. Staatsrat des Kantons Wallis, 30. Mai 2025, abgerufen am 30. Mai 2025.
  23. a b c d Gletscherabbruch Blatten - Lage spitzt sich zu +++ rund 50 Armee-Angehörige mobilisiert. In: srf.ch. Abgerufen am 29. Mai 2025.
  24. Nach Gletscherabbruch: «Alles was Blatten benötigt, werden wir zur Verfügung stellen». In: srf.ch. Abgerufen am 29. Mai 2025.
  25. Blatten VS: Vom Bergsturz überrascht: Vermisster ist Schafhalter. In: 20min.ch. 30. Mai 2025, abgerufen am 31. Mai 2025.
  26. Sebastian Babic: Blatten: Warum die Evakuierungszone zu klein war. 1. Juni 2025, abgerufen am 1. Juni 2025 (Schweizer Hochdeutsch).
  27. Dorf Blatten verschüttet - Lonza steigt +++ Gampel/Steg sollen sich auf Räumung vorbereiten. Wasser bei Blatten steigt um etwa 80 Zentimeter in der Stunde (29. Mai, 18:52 Uhr). In: srf.ch. Abgerufen am 30. Mai 2025.
  28. a b Gletscherabbruch in der Schweiz: Aufgestautes Wasser fließt ab. In: tagesschau.de. Abgerufen am 31. Mai 2025.
  29. Bergsturz Blatten - Gestautes Wasser fliesst ab +++ Überschwappen nicht zu erwarten. Wasser bahnt sich Weg – Überschwappen nicht zu erwarten (09:25 Uhr). In: srf.ch. 30. Mai 2025, abgerufen am 30. Mai 2025.
  30. Angst vor Flutwelle bleibt – Wasserpegel in Schweizer Lötschental steigt weiter, in: Spiegel, 30. Mai 2024.
  31. 10 vor 10 vom 30. Mai 2025 Blatten VS: Abwarten und hoffen, in: 10 vor 10, 30. Mai 2025, Minute 3:05.
  32. a b Lötschental - Lagebeurteilung – 20:15. Staatsrat des Kantons Wallis, 30. Mai 2025, abgerufen am 30. Mai 2025.
  33. Lötschental Stand der Lage - 10.00 Uhr. Staatsrat des Kantons Wallis, 1. Juni 2025, abgerufen am 1. Juni 2025.
  34. Lötschental - Stand der Lage. Staatsrat des Kantons Wallis, 2. Juni 2025, abgerufen am 2. Juni 2025.
  35. 365 Evakuierte im Lötschental – Direkte Einsätze zu gefährlich. In: Swissinfo, 30. Mai 2025.
  36. a b Bergsturz Blatten - «Sie sind nicht allein». In: srf.ch. Abgerufen am 31. Mai 2025.
  37. ZIB 1 vom 31. Mai 2025. In: orf.at. Abgerufen am 31. Mai 2025.
  38. Gletscherabbruch Blatten - Behörden informieren live – Lonza könnte in der Nacht überlaufen. In: srf.ch. Abgerufen am 29. Mai 2025.
  39. Pascal Schmitz: „Man versucht für das Wasser Platz zu schaffen.“ - Tagesschau - Play. In: srf.ch. Abgerufen am 29. Mai 2025.
  40. Lötschental - Lagebericht – 17:30 Uhr. Staatsrat des Kantons Wallis, 29. Mai 2025, abgerufen am 30. Mai 2025.
  41. Legendäres Hotel - Abschied von der Fafleralp. In: srf.ch. 1. Juni 2025, abgerufen am 1. Juni 2025.
  42. «Die Lötschentaler haben viel Stolz – jetzt sind sie verletzt». Abgerufen am 2. Juni 2025.
  43. Kalina Oroschakoff: «Einfach brutal»: Glaziologin über die dramatischen Folgen des Bergsturzes in Blatten. In: Neue Zürcher Zeitung. 31. Mai 2025, ISSN 0376-6829 (archive.org [abgerufen am 31. Mai 2025]).
  44. Ganze Berge brechen in den Alpen: „Der Kleber ist weg“ – Phänomen nimmt Fahrt auf. In: fr.de. 30. Mai 2025, abgerufen am 31. Mai 2025.
  45. Permafrost-Experte: Klimawandel verursacht den Bergsturz von Blatten. In: watson.ch. Abgerufen am 31. Mai 2025.
  46. „Das Tauen und Schmelzen wird unweigerlich weitergehen“. In: uibk.ac.at. 29. Mai 2025, abgerufen am 31. Mai 2025.
  47. Veränderungen im Hochgebirge im Kontext des Klimawandels. In: orf.at. 30. Mai 2025, abgerufen am 1. Juni 2025.
  48. Julia Jacobo: Why glaciologists believe the Birch Glacier collapsed, burying a nearby Swiss town. In: ABC News. 29. Mai 2025, abgerufen am 1. Juni 2025 (englisch).
  49. UNO sieht Zusammenhang zwischen Klimawandel und Bergsturz (Meldung von 11:11 Uhr). In: srf.ch. 2. Juni 2025, abgerufen am 2. Juni 2025.

Koordinaten: 46° 25′ 14,1″ N, 7° 49′ 9,5″ O; CH1903: 629264 / 141096