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Burg Hocheppan

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Burg Hocheppan
Burg Hocheppan von Südwesten gesehen

Burg Hocheppan von Südwesten gesehen

Alternativname(n) Castel d’Appiano
Staat Italien
Ort Missian
Entstehungszeit bald nach 1200 (Erstnennung 1211)
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Wesentliche Teile erhalten
Bauweise Bruchstein
Geographische Lage 46° 30′ N, 11° 15′ OKoordinaten: 46° 29′ 33,9″ N, 11° 14′ 31,7″ O
Höhenlage 600 m s.l.m.
Burg Hocheppan (Südtirol)
Burg Hocheppan (Südtirol)

Die Burg Hocheppan zählt zu den wichtigsten Wehrbauten in Südtirol (Italien). Sie liegt auf dem Gebiet der Fraktion Missian in der Großgemeinde Eppan im Überetsch nahe Bozen.

Die Burganlage liegt oberhalb von steilen Felswänden über Missian. Sie gehört zum Typus der Höhenburgen.

Der Burghügel war bereits in rätischer Zeit besiedelt bzw. befestigt, wie jüngere archäologische Funde verdeutlichen.

Burg Hocheppan wurde nach einer überholten Hypothese um 1125 von Graf Ulrich II. aus dem Haus Eppan als Trutzburg erbaut. Die jüngere kritische Forschung hat hingegen wahrscheinlich gemacht, dass die Burganlage aufgrund ihrer bautypologischen Merkmale (einheitlich errichtete Kernburg mit Randbebauung und fünfeckigem Bergfried, Buckelquader), aber auch vor dem Hintergrund der urkundlichen Überlieferungslage (Erstnennung 1211: in castro de Epan[1]) erst kurz nach 1200 errichtet worden sein kann, wobei die bereits bestehende Kapelle sekundär in den Bau einbezogen wurde.[2]

Kupferstich von Hocheppan 1828

Der vorherige Sitz der Grafen von Eppan in Dorfnähe von St. Pauls war wegen der Auseinandersetzungen mit den Grafen von Tirol zu unsicher geworden. Vermutlich ist nicht die Altenburg als Vorgängerburg von Hocheppan anzusehen, sondern Burg Freudenstein, die die bautypologischen Erscheinungsformen einer aus dem 12. Jahrhundert stammenden Dynastenburg aufweist (polygonaler Bering, Reste einer romanischen Burgkapelle).[2]

Nachdem die Eppaner 1158 eine päpstliche Gesandtschaft überfallen hatten, wurde eine Eppaner Burg (Freudenstein ?) durch eine Strafexpedition unter Heinrich dem Löwen zerstört, danach aber wieder aufgebaut. 1315 wurde hingegen Hocheppan an die Landesfürsten von Tirol übergeben, die in der Folge verschiedene Familien damit belehnten, unter anderem die Grafen Fuchs von Fuchsberg.

Hocheppan war Sitz eines gleichnamigen Gerichts, zu dem ein Weistum aus dem Jahr 1650 vorliegt (Verfasste ordnung im gericht Hocheppan).[3] Bereits aus dem Jahr 1490 ist die Gerichtsbezeichnung Alltenburg vnd Hocheppan urkundlich bezeugt.[4]

1834 gab Kaiser Franz I. die Burg an Martin Teimer von Wildau als Lehen. 1911 ging Hocheppan in den Besitz der Grafen Enzenberg über, die den Baubestand konsolidierten und teilweise auch restaurierten.[5] 2016 erwarb die Gemeinde Eppan die Burg zu einem Kaufpreis von rund 3,5 Millionen Euro.[6]

Der Zugang der über Jahrhunderte erweiterten Burg wird im Norden durch ein komplexes System von Vorwerken mit Geschütztürmen aus dem späten Mittelalter geschützt, das zu großen Teilen aus dem 16. Jahrhundert stammt. Außerhalb des eigentlichen Mauerberings schützt ein offenes Rondell, das mit Feuerwaffen verteidigt werden konnte, die Anlage. Dominant ist der hohe und in Tirol seltene fünfeckige Bergfried, dessen Bestand durch einen tiefen Riss im Mauerwerk gefährdet ist.

Die Fresken der Burgkapelle gehören zu den besterhaltenen Fresken Tirols. Auf Innen- und Außenwänden sind Szenen aus dem Leben Jesu und der Apostel sowie weitere biblische Szenen, wie die klugen und die törichten Jungfrauen, abgebildet.

Etwa zehn Fußminuten vor Hocheppan befindet sich der Kreidenturm, ein separates Vorwerk von Hocheppan (Standort: ). Es besteht aus einem sehr hohen, weiß gekalkten Turm aus dem 13. Jahrhundert, der wohl in ursprünglicher Höhe erhalten ist und von einer kleinen Ringmauer umgeben wird. Sein Name rührt von der früheren Funktion als mit Kreidfeuer versehenem Signalturm.

Literarische Rezeption

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1897 veröffentlichte Johann Steck seinen Roman Hocheppan, seiner Grafen Trutz und Sturz.[7] Als „geschichtliche Erzählung“ konzipiert, verarbeitete Steck darin in spätromantischer Manier, aber durchaus faktenbezogen insbesondere die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Grafen von Eppan und den Grafen von Tirol, die zum Niedergang der Eppaner führten.

  • Martin Bitschnau: Burg und Adel in Tirol zwischen 1050 und 1350. Grundlagen zu ihrer Erforschung (= Sitzungsberichte ÖAW, Band 403). Wien 1983, S. 186–196, Nr. 169.
  • Walter Landi, Helmut Stampfer und Thomas Steppan: Hocheppan: eine Grafenburg mit romanischen Kapellenfresken (= Burgen. 10). Schnell + Steiner, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-2383-4
  • Hans Nothdurfter: Burgkapelle Hocheppan: Beobachtungen zu spätantiker Herkunft und vorburgenzeitlicher Bebauung. In: Arx, 23, 2001, S. 14–18
  • Waltraud Palme-Comploy: Hocheppan. In: Magdalena Hörmann-Weingartner (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch. X. Band: Überetsch und Südtiroler Unterland. Verlagsanstalt Athesia, Bozen 2011, ISBN 978-88-8266-780-1, S. 71–116.
  • Helmut Stampfer, Thomas Steppan: Die Burgkapelle von Hocheppan. Athesia, Bozen 1998, ISBN 978-88-7014-957-9
Commons: Burg Hocheppan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Franz Huter (Bearb.): Tiroler Urkundenbuch. Abt. I, Band 2, Innsbruck: Wagner 1949, Nr. 619.
  2. a b Martin Bitschnau: Burg und Adel in Tirol zwischen 1050 und 1350. Grundlagen zu ihrer Erforschung (= Sitzungsberichte ÖAW, Band 403). Wien 1983, S. 191–192.
  3. Ignaz Vinzenz Zingerle (Hrsg.): Die Tirolischen Weisthümer. Teil 4, Band 1: Burggrafenamt und Etschland (= Österreichische Weisthümer. Band 5). Braumüller, Wien 1888, S. 291ff. (Digitalisat).
  4. Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 206, Nr. 1264.
  5. Bruno Mahlknecht: Eppan – Geschichte und Gegenwart: ein Gemeindebuch. Hrsg.: Gemeinde Eppan an der Weinstraße. Eppan a.d.Weinstr. 1990, S. 680 (tessmann.it).
  6. Gemeinde kauft Burg Hocheppan. Südtirol Online, 10. Juni 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Juli 2016; abgerufen am 19. Oktober 2018.
  7. Johann Steck: Hocheppan, seiner Grafen Trutz und Sturz. Eine geschichtliche Erzählung (Erzählungen aus Tirols Geschichte, Band II). Bozen: Alois Auer & Co., vormals J. Wohlgemuth, 1897.