Zum Inhalt springen

Wahl des deutschen Bundespräsidenten 1999

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
‹ 1994 • Flagge Deutschlands • 2004 ›
Wahl des Bundespräsidenten
durch die 11. Bundesversammlung
(1338 Mitglieder – absolute Mehrheit: 670)
Standarte des Bundespräsidenten
Standarte des Bundespräsidenten
Berlin, 23. Mai 1999

Johannes Rau (SPD)
Erster Wahlgang 657  
Zweiter Wahlgang 690  
51,6 %
Dagmar Schipanski (parteilos / Vorschlag CDU)
Erster Wahlgang 588  
Zweiter Wahlgang 572  
42,8 %
Uta Ranke-Heinemann (parteilos / Vorschlag PDS)
Erster Wahlgang 69  
Zweiter Wahlgang 62  
4,6 %

Bundespräsident
vor der Wahl
Roman Herzog
CDU
Sitzverteilung in der
11. Bundesversammlung
nach Fraktionen
       
Insgesamt 1338 Sitze

Am 23. Mai 1999 wählte die 11. Bundesversammlung Johannes Rau, der fünf Jahre zuvor gegen Roman Herzog unterlegen war, zum achten deutschen Bundespräsidenten. SPD-Parteichef Oskar Lafontaine hatte Rau das Versprechen gegeben, seine Wahl zum Bundespräsidenten zu forcieren, wenn er als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen zurücktrete. Trotz des Rücktritts Lafontaines im März 1999 blieb Rau SPD-Kandidat. Er konnte mit seiner Wahl rechnen, da SPD und Grünen zur absoluten Mehrheit in der Bundesversammlung nur wenige Stimmen fehlten und er überdies auch Sympathien in der FDP genoss.[1][2] Eine Wahl Raus spätestens im dritten Wahlgang, in dem eine relative Mehrheit reicht, galt als wahrscheinlich. Letztlich setzte er sich im zweiten Wahlgang mit 690 Stimmen durch und erhielt 20 mehr als in diesem nötig.

Die CDU und CSU hatten in Anbetracht der offensichtlich nicht zu gewinnenden Wahl die Ilmenauer Professorin Dagmar Schipanski nominiert, die dann Wissenschaftsministerin in Thüringen wurde.

Die PDS hatte Uta Ranke-Heinemann aufgestellt, eine Tochter des ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann und Tante von Johannes Raus Ehefrau Christina Rau.

Bundesversammlung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bundesversammlung wurde gemäß § 8 BPräsWahlG erstmals von einem Ostdeutschen, dem Präsidenten des Bundestages, Wolfgang Thierse, geleitet.

Nach Art. 54 Abs. 5 GG ist gewählt, wer im ersten oder zweiten Wahlgang „die Stimmen der Mehrheit der Mitglieder der Bundesversammlung erhält“. 1999 waren hierzu 670 Stimmen notwendig. In dem weiteren 3. Wahlgang ist der Kandidat mit den meisten Stimmen gewählt. In der Bundesversammlung verfügte die SPD mit 565 Sitzen zum ersten und bislang einzigen Mal über die meisten Delegierte in der Bundesversammlung. Zusammen mit ihrem Koalitionspartner Bündnis 90/Die Grünen mit ihren 96 Delegierten nominierte sie Johannes Rau, dem nur 9 Sitze zur absoluten Mehrheit fehlten. Die CDU/CSU verfügte über 547 Delegierten und nominierte Dagmar Schipanski. Diese hatte trotz der Unterstützung der FDP mit ihren 56 Delegierten im ersten Wahlgang kaum eine Chance gewählt zu erden. Gleiches galt für Uta Ranke-Heinemann, die von der PDS nominiert wurde. Im zweiten Wahlgang befreite die FDP-Führung ihre Delegierten vom Fraktionszwang und ermöglichte so die Wahl Raus im zweiten Wahlgang.

Partei Mitglieder
Bund Länder gesamt
SPD 298 267 565
CDU/CSU 245 302 547
Grüne 47 49 96
PDS 36 29 65
FDP 43 12 56
Republikaner 7 7
DVU 2 2
Gesamt 519 519 1038
Berlin, 23. Mai 1999 – Gesamtstimmenzahl 1338 – absolute Mehrheit 670
Wahlgang Kandidat Stimmenzahl Anteil Partei Unterstützung
1. Wahlgang Johannes Rau 657 49,1 % SPD SPD, Grüne
Dagmar Schipanski 588 43,9 % Parteilos CDU/CSU, FDP
Uta Ranke-Heinemann 69 5,2 % Parteilos PDS
Enthaltungen 17 1,2 %
Ungültige Stimmen 2 0,2 %
Keine Stimmabgabe 5 0,4 %
2. Wahlgang Johannes Rau 690 51,6 % SPD SPD, Grüne
Dagmar Schipanski 572 42,8 % Parteilos CDU/CSU
Uta Ranke-Heinemann 62 4,6 % Parteilos PDS
Enthaltungen 8 0,5 %
Ungültige Stimmen 1 0,1 %
Keine Stimmabgabe 5 0,4 %
Damit war Johannes Rau zum Bundespräsidenten gewählt.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Rau: Hoffen auf Traumjob. spiegel.de, 22. Mai 1999, abgerufen am 9. September 2015.
  2. Bundespräsidentenwahl: Liberale Legenden in der Bundesversammlung. faz.net, 30. Juni 2010, abgerufen am 9. September 2015.