Dieser Anfang ist kompliziert, weil ich erst einmal mit mir selbst klären muss, wann das angefangen hat. Wann genau ich die Idee zum ersten Mal hatte, einen Callboy zu buchen. Ich glaube, es war vergangenen Sommer. Eine Mutter aus der Schule kam bei uns vorbei, um ihre Tochter von der Spielverabredung mit meiner Tochter abzuholen. Wenig später saßen wir bei 30 Grad im Garten mit einem Aperol-Mischgetränk aus meiner Küche und unterhielten uns. Wir plauderten und sahen unseren insgesamt fünf Kindern zu, wie sie über den Rasensprenger sprangen. Wir arbeiteten die üblichen Themen ab: Lokalpolitik in Berlin-Zehlendorf, Straßenschilder, Schule, die Kinder, Kosmetik, Botox und plötzlich – weniger üblich – Sex. Die Mutter, eine sehr attraktive Frau, erzählte mir fast nebenbei, dass sie das Thema ausgelagert habe und nun regelmäßig einen Saunaclub im Berliner Umland besuche. Sie sei Unternehmerin, sie habe keine Zeit für eine Affäre, für SMS-Schreiben am nächsten Morgen. Während sie erzählte, bewunderte ich ihre perfekte Shellac-Maniküre in Pink. Sie sei schließlich eine berufstätige Mutter und Single, sagte sie weiter. Sie habe nur vier Stunden Babysitting alle vier Wochen, aber den unbedingten Willen, sexuell etwas zu erleben. Ich hörte ihr gebannt zu, dachte an meine Wäscheberge, meine kilometerlange To-do-Liste, die nächsten Geburtstage, die anstehende Taufe, alleine an meine nächste Woche, gepflastert mit Meetings, die in meinem Terminkalender wie bunte Legosteinchen aussehen – und dachte: Das ist auf eine absurde Art das Sinnvollste, Familienverträglichste, was ich je gehört habe.
Männliche Prostitution: Wie ich einmal diesen Mann buchte
Maniküre, Waxing, Selfcare sind alles Schritte zum besseren Ich. Kann das auch für bezahlten Sex gelten? Jede Frau will doch schließlich begehrt werden. Besonders Mütter.
Von
Caroline Rosales