Stürmerstar Miroslav Klose verletzt sich im Wohnzimmer beim Reinigen seiner Torjägerkanone. Schreckensmeldungen aus dem Fußball sind alltäglich geworden. Diese blieb uns bislang erspart. Nur seelische Schmerzen hat diese begehrte Kanone verursacht, aber davon wird später noch zu erzählen sein.
Meisterschütze Klose vom SV Werder Bremen wurde zuletzt mit der Torjägerkanone ausgezeichnet, die 1966 zum ersten Mal verliehen wurde. Damals an den Dortmunder Lothar Emmerich. Seitdem gehört sie zur Bundesliga wie die Tabelle und der Spielball. Der Ball hat RUND zu sein, so stand es geschrieben im Notizbuch Sepp Herbergers. Dass der Ball auch Ecken und Kanten haben kann, zeigt das Fußballmagazin RUND. RUND als Abonnement »
Da steht er, der Traum aller Torschützen, Materialwert rund 340 Euro, für den Generationen von Stürmern alle ihre Tricks auspacken. Für den eiserne Regeln gebrochen werden und unsichere Kantonisten zu Elfmeterschützen befördert werden, nur um am letzten Spieltag doch noch die Trophäe in den Händen halten zu können. Wie 1989 als die Bayern-Profis Roland Wohlfarth mit vier Toren förmlich zur Kanone getragen haben, darunter ein Elfer.
"Ich wollte sie unbedingt einmal gewinnen", erzählt Fritz Walter, einst schnauzbärtige Tormaschine des VfB Stuttgart. Sieben Zentimeter lang ist das gusseiserne Rohr, es ächzt leise, wenn man es nach unten drückt. Montiert ist es auf einen Holzuntersatz, links und rechts flankiert von zwei metallbeschlagenen Rädern. So wird die Torjägerkanone von einem fränkischen Jagdausrüster in den Olympia-Verlag nach Nürnberg geliefert, in dem das "Kicker Sportmagazin" erscheint.
Jetzt geht der Hausschreiner ans Werk und fertigt eine Lafette aus leichtem Furnierholz in den Maßen 43 auf 22 Zentimeter an, auf der die Kanone und ein gegossenes Messingschild befestigt wird, mit dem eingravierten Namen des Rekordschützen. Fertig ist das Prachtstück, bestimmt vier Kilogramm schwer.
Fritz Walter hat es 1992 jubelnd in die Höhe gereckt. Die Verleihungszeremonie sorgte für bundesweite Erheiterung. "Wo isch mei Kanon?", rief ungeduldig der freudig erregte Walter in die Runde. Gar nicht wahr, sagt er heute: "Die Zuschauer haben gerufen: Wo isch die Kanon? Daraufhin habe ich gerufen: Joa, wo isch se denn?" Diese Sternstunde des Fußballs muss wohl neu interpretiert werden.