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Wikipedia:60 Minuten/Workshop 60 Minuten am 26. Mai 2025

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
60 Minuten 60 Minutes – Workshop am 26. Mai 2025
Diversity
Diversity

Im Rahmen der Online-Workshop-Reihe 60 Minuten – Gender & Diversity in der Wikipedia diskutieren wir ortsübergreifend (D-A-CH-weit) Fragen um Gender und Diversity in der Wikipedia.


Montag
26.
Mai
2025
.ics
  • Termin: Montag, 26. Mai 2025, 19:00–20:00
  • Thema: Autist:innen – Aliens in der Community? Für eine respektvolle und unterstützende Beziehung mit, zu und von Autisten:innen in den Wikimedia-Projekten
    Autismus und Neurodivergenz, was ist das eigentlich? Und warum passt es so gut in die Wikimedia Projekte! DomenikaBo teilt persönliche Eindrücke. Sie stellt uns ein Tool vor, das Menschen mit und Menschen ohne Autismus die Zusammenarbeit in der Wikipedia erleichtern kann.
    DomenikaBo hat in 13 Jahren im digitalen Ehrenamt bei Wikipedia Freud und Leid dieses abwechslungsreichen Hobbys kennengelernt. Ihre tägliche Wikipedia-Freizeit beinhaltet das Schreiben von Artikeln, das eins-zu-eins Mentoring von Neulingen, Qualitätssicherung und die Präsentation von Vorträgen und Workshops. Darüber hinaus engagiert sie sich für die Belange von Menschen mit Autismus und Neurodivergenz in der internationalen Wikimedia-Community.
Technisches und Teilnahme
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  • Wir nutzen BigBlueButton mit einem von der WMDE gehosteten Konferenzraum, wobei die Organisatorinnen Moderationsrechte haben. Nach dem Beitritt (bitte als Namen Euren Wikipedia-Namen angeben) kommt Ihr zuerst in einen Wartebereich, bis Euch eine Moderatorin zulässt.
Geförderte Online-Veranstaltung: Für die Teilnahme gelten die Förderrichtlinien und Datenschutzbestimmungen von Wikimedia Deutschland und die Spielregeln für Videokonferenzen.
Ich nehme teil
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  1. --Leserättin (Diskussion) 17:40, 25. Apr. 2025 (CEST)[Beantworten]
  2. Martin (WMDE) (Disk.) 11:29, 15. Mai 2025 (CEST) Ich versuche es, bin aber mglw. noch im Zug.[Beantworten]
  3. --Lux volatica (Diskussion) 20:22, 15. Mai 2025 (CEST)[Beantworten]
  4. Unsicher, wäre aber gerne dabei. Viele Grüße, Aschmidt (Diskussion) 00:07, 16. Mai 2025 (CEST) PS. Siehe auch diese Seite.[Beantworten]
  5. --Grizma (Diskussion) 12:11, 17. Mai 2025 (CEST)[Beantworten]
  6. --Psittacuso (Diskussion) 13:14, 17. Mai 2025 (CEST)[Beantworten]
  7. --Alpenhexe (Diskussion) 20:39, 18. Mai 2025 (CEST)[Beantworten]
  8. --Peter Zlabinger (WMAT) (Diskussion) 12:11, 19. Mai 2025 (CEST)[Beantworten]
  9. --Schiplagerheide (Diskussion) 18:52, 19. Mai 2025 (CEST) mir ist ein Termin dazwischen gekommen. Ich schalte mich später ein.--Schiplagerheide (Diskussion) 17:19, 26. Mai 2025 (CEST)[Beantworten]
  10. --Nordprinz (Diskussion) 21:17, 19. Mai 2025 (CEST)[Beantworten]
  11. --Interferenzbrille (Diskussion) 11:48, 20. Mai 2025 (CEST)[Beantworten]
  12. --Annemarie Buchmann (WMAT) (Diskussion) 12:01, 20. Mai 2025 (CEST)[Beantworten]
  13. --Davida|(Diskussion) 14:13, 20. Mai 2025 (CEST)[Beantworten]
  14. --Mombacher (Diskussion) 20:07, 20. Mai 2025 (CEST) Aktualisierung: Teilnahme jetzt doch unsicher – wegen des krankheitsbedingen Ausfalls eines Kollegen springe ich kurzfristig bei einer Tagung ein und bin vielleicht verhindert. --Mombacher (Diskussion) 08:00, 26. Mai 2025 (CEST)[Beantworten]
  15. --Langusto (Diskussion) • Mitglied der Jungwikipedianer 23:34, 21. Mai 2025 (CEST)[Beantworten]
  16. --Dominik Scholl (WMDE) (Diskussion) 09:54, 22. Mai 2025 (CEST)[Beantworten]
  17. --Cin Pietschmann (WMDE) (Diskussion) 15:38, 22. Mai 2025 (CEST)[Beantworten]
  18. --Salino01 (Diskussion) 19:22, 22. Mai 2025 (CEST)[Beantworten]
    -- Perrak (Disk) 21:50, 22. Mai 2025 (CEST)[Beantworten]
  19. --Karma (Diskussion) 19:32, 23. Mai 2025 (CEST) (Vorraussichtlich)[Beantworten]
  20. --Nico (WMDE) (Diskussion) 12:49, 26. Mai 2025 (CEST)[Beantworten]
  21. ich versuche es, aber nicht sicher --Waithamai (✉bla) 16:19, 26. Mai 2025 (CEST)[Beantworten]
  22. --DarkGreenAndSunny (Diskussion) 18:33, 26. Mai 2025 (CEST)[Beantworten]
  23. --Bücherfresser (Diskussion) 18:50, 26. Mai 2025 (CEST)[Beantworten]
  24. --Sätzebau (Diskussion) 18:53, 26. Mai 2025 (CEST)[Beantworten]
Ich nehme nicht teil
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  • ...

Dieses Protokoll gibt nicht den Wortlaut wieder, sondern fasst die Aussagen sinngemäß zusammen.

Interview mit Gerd (DomenikaBo); Fragen: Leserättin
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Was bedeuten die Begriffe Neurodivergenz und Neurodiversität, die immer öfter zu hören sind?

Tatsächlich hört man diese Begriffe in letzter Zeit zunehmend. Neurodivergenz bezeichnet eine Abweichung von dem, was als „typische“ Funktionsweise des Gehirns, als „neurotypisch“ gilt. Dazu gehört Autismus.

Autismus-Diagnosen sind bei Frauen seltener als bei Männern. Das bedeutet aber nicht, dass das tatsächlich bei Männern häufiger vorkommt (wie man früher dachte), sondern Frauen lernen besser, nicht aufzufallen. Viele Frauen werden oft viel später im Leben diagnostiziert und haben erst dann die Möglichkeit, zu entdecken, wer sie sind und wie sie sich ihr Leben gut einrichten können.

Wie bezeichnest du dich selbst?

Ich selbst nenne mich Autistin. Zur Erklärung sage ich: Mein Gehirn funktioniert etwas anders als bei den meisten Menschen.

Als ich dich das erste Mal getroffen habe, wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, dass du Autistin bist. Ist das eher gut oder schlecht?

Eher schlecht! Früher habe ich mich oft bemüht, nicht aufzufallen. Mittlerweile habe ich keine Scham und Scheu mehr, zu sagen, dass ich Autistin bin und was ich deswegen brauche, und mir Rückzugsräume zu nehmen.

Die Community ist überwiegend offen. In direkten Gesprächen habe ich noch keine negativen Reaktionen erlebt. Community-Mitglieder zeigen meistens Fürsorglichkeit und Interesse.

In einem Arbeitsumfeld wäre das anders. Bei meiner Arbeit versuche ich eher, reinzupassen. In meiner Freizeit will ich, dass es mir möglichst gut geht!

Was hast du für Erfahrungen bei der Artikelarbeit und in Onwiki-Diskussionen?

In schriftlichen Diskussionen bin ich sehr auf den Kern einer Aussage fokussiert und gebe dem Zwischenmenschlichen nicht viel Gewicht. Das kann Probleme verursachen, weil ich dieselbe Sachlichkeit von anderen erwarte. Das verwirrt andere und mich selbst dann auch.

Was passiert dann?

Ich gebe dann meist nach und wundere mich still, wie Leute so unlogisch sein können. :D

Von anderen habe ich mitbekommen, dass es ihnen ähnlich geht. Oft fällt auch der persönliche Kontakt schwer.

Du hast als Titel „Aliens in der Community“ gewählt. Beschreibt das deine Erfahrung?

Im englischsprachigen Raum wurde dieser Begriff häufig gewählt (früher vielleicht mehr als heute), um autistische Erfahrungen beschreiben. Viele Autist*innen fühlen sich fremd in dieser Welt. Außerdem finde ich Aliens süß! :)

Was wünschst du dir von der Community?

Wenn jemand sagt: „Ich bin Autistin“, wünsche ich mir, dass alle eine grobe Vorstellung haben, was das ganz allgemein bedeutet, und auch wissen, wie man nachfragen kann, was das für diese konkrete Person bedeutet.

Es heißt nicht umsonst: „Wenn du einen Autisten kennst, kennste einen!“ Neurotypische Menschen sind ja auch alle unterschiedlich, so ist es bei Autist*innen auch, wir wollen nicht alle in eine Schublade gesteckt werden. Zum Beispiel gibt es das Vorurteil, dass Autist*innen ein bestimmtes Thema sehr gut beherrschen und andere dafür gar nicht. Das ist ein Vorurteil, das nicht auf alle zutrifft.

Wie soll ich denn am besten fragen, wenn ich erfahre, dass eine andere Person neurodivergent ist?

Das ist in der Tat nicht leicht!

Dafür habe ich das Neurospicy-Tool entwickelt. Damit können Autist*innen angeben, wie stark bestimmte Eigenschaften bei ihnen ausgeprägt sind, und Neurotypische können erfahren, wie sie damit umgehen können. Ich will das mal richtig als Tool programmieren lassen, damit andere es leichter benutzen können, aber bin noch nicht dazu gekommen.

Ich fände es toll, wenn mehr neurodivergente Personen in ihrem BNR eine Seite anlegen würden, auf der sie Hinweise geben, wie man gut mit ihnen kommunizieren kann. Das kann helfen, sich selbst einzuschätzen. Und man hat einen vorformulierten Text, den man auch in Diskussionen bei Bedarf verwenden kann, denn das fällt manchen schwer.

Wir wollen eine Usergroup ins Leben rufen und könnten darüber auch mein Tool weiter verbreiten.

Wie läuft die internationale Vernetzung in dieser Usergroup?

Zusammengekommen sind wir auf der Wikimania 2024. Dabei waren Teilnehmende aus Deutschland, Frankreich, Spanien Japan, … Da hatten wir die Idee einer Usergroup. Die hat aber noch keine feste Struktur. Bei der nächsten Wikimania soll es ein Meetup geben, um das zu vertiefen.

Der Anlass für unsere Zusammenkunft war ein Vortrag auf der Wikimania, mit dem wir nicht einverstanden waren. Wir wollen, dass nicht über uns, sondern mit uns gesprochen wird und dass wir selbst sprechen können.

Waren eure Erfahrungen in den verschiedenen Ländern und Projekten vergleichbar?

Ja, unsere Erfahrungen, Wünsche und Ziele haben viele Gemeinsamkeiten. Wir möchten z. B. bei Veranstaltungen den Veranstaltenden helfen, unsere Bedürfnisse zu berücksichtigen. Z. B. sind Ruhezonen für viele neurodivergente Menschen sehr wichtig. Auf der Wikimania wird das schon ganz gut gemacht, auf der WikiCon teilweise.

Wir sind begeistert von der Wikipedia und wollen mitmachen, aber dazu brauchen wir bestimmte Bedingungen.

Was weiß man über den zahlenmäßigen Anteil von autistischen bzw. neurodivergenten Menschen in unserer Community?

Soweit ich weiß, weiß man nichts Genaues. Das wäre eine interessante Untersuchung. Ich kann mir gut vorstellen, dass Autist*innen in der Wikipedia überrepräsentiert sind. Das Projekt bietet vieles, was Autist*innen entgegenkommt. Ordnung zu schaffen, Listen zu führen, Dinge zu organisieren, Informationen zusammenzutragen, Fakten zu checken, Fehler zu verbessern, das macht vielen Autist*innen Spaß. Und man kann es schön alleine machen, ohne Menschenkontakt zu haben – aber man kann ihn auch haben, wenn man will. Das ist ideal.

Wenn ich mich bei Wikiepdia-Treffen umgucke, spricht die allgemeine Merkwürdigkeit schon dafür, dass einige auf dem Spektrum sind. Die vielen merkwürdigen Charaktere machen die Community so toll! Da passt man gleich viel besser rein. Ich habe mich in der Community sofort wohlgefühlt.

Fragen aus dem Publikum
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Was ist gut oder nicht gut auf der WikiCon und bei kleineren Treffen?

Die Lautstärke ist sehr anstrengend, deshalb tragen einige Noise-Cancelling-Kopfhörer.

Der ständige Applaus ist oft sehr laut, das macht vielen Mühe. „Gebärdenklatschen“ ist eine gute Alternative.

Bei Workshops ist manchmal Arbeit in Kleingruppen vorgesehen. Da soll es OK sein, an diesen Phasen nicht teilzunehmen, sondern stattdessen die Zeit für sich zu nutzen. Workshopleitende sollten das nicht persönlich nehmen, sondern es einfach akzeptieren, auch ohne dass ich erklären muss, dass ich Autistin bin. Mehr Offenheit für alternative Workshopteilnahme!

Es ist gut, dass es bei der WikiCon akzeptiert ist, nicht am vollständigen Programm teilzunehmen, und es nicht erwartet wird, dass alle pausenlos präsent sind.

Die Youth Conference in Prag war sehr Autismus-inklusiv. Im Programm war viel Zeit für Eisbrecher eingeplant. Das kann helfen, soziale Barrieren zu überwinden. Nicht-Autist*innen hilft das auch.

Das stimmt, es ist für Autist*innen oft schwer, auf andere zuzugehen und Gespräche zu beginnen. Es ist gut, wenn das erleichtert wird.

Bei Events aus dem Team Marginalisiertes Wissen haben wir eine Auswahl von Stimming Toys.
(Es gibt eine Nachfrage, was das ist.)

Stimming Toys sind Gegenstände, mit denen man die Hände und/oder verschiedene Sinne beschäftigen kann. Ich kann ich mich so viel besser konzentrieren. Manche nehmen das so wahr, als wäre man unkonzentriert, dabei ist das Gegenteil der Fall!

Wie kann man es autistischen Referent*innen leichter machen, wenn man z. B. einen Vortrag organisiert oder auch wenn man im Publikum sitzt?

Pünktlich sein! Pünktlich anfangen, pünktlich aufhören.

Referierenden Fragen stellen wie: „Habe ich dich richtig verstanden, dass …“, um die Brücke zu schlagen zwischen der Auffassung der vortragenden Person und des Publikums.

Eine klare Struktur schaffen, z. B. festlegen, zu welchem Zeitpunkt Fragen gestellt werden können.

Nach dem Vortrag Anerkennung geben und dabei auch gerne anerkennen, wenn man gemerkt hat, dass manches der Person nicht leicht gefallen ist.

Was ist noch wichtig für die Zusammenarbeit zwischen neurotypischen und neurodivergenten Community-Mitgliedern?

Freundlich auf alle zugehen. Wikiliebe leben! Das gilt natürlich für alle Community-Mitglieder untereinander.

Man darf sich durchaus trauen zu fragen, ob jemand autistisch ist. Es kann sein, dass Autist*innen erleichtert sind, dass jemand weiß, was das ist, und bereit ist, auf Bedürfnisse einzugehen. Viele trauen sich nicht, sich von sich aus zu erkennen zu geben, und sind froh, wenn sie darüber sprechen können, ohne es selbst ansprechen zu müssen. Manche werden sogar durch eine solche Nachfrage auf ihren eigenen Autismus aufmerksam. Bei mir war das so.

Die Wikipedia-Artikel im Themenfeld Neurodivergenz sind teilweise sehr schwer zu verstehen. Hast du eine Meinung dazu?

Die habe ich mir noch nicht genau angeguckt. Ich vermute, dass sie sehr medizinisch sind. Ich schreibe gar nicht in diesem Bereich. Ich schreibe lieber über absurde andere Dinge.

Beitrag dazu aus dem Publikum: Die Artikel sind so, wie sie sind, weil sie den Regeln der Redaktion Medizin folgen. Ratgeberliteratur ist in diesen Artikeln nicht gerne gesehen, weil das in medizinischen Artikeln sonst ausufern würde. Deswegen legt die Redaktion großen Wert auf rein wissenschaftliche Literatur. Das hat den Nebeneffekt, dass manche Artikel weniger allgemeinverständlich sind und dass Erfahrungen, die in wissenschaftlicher Literatur noch nicht beschrieben sind, nicht vorkommen. Es gibt aber sehr viel Ratgeber- und populärwissenschaftliche Literatur, und es wird immer mehr, es gibt auch dauernd Neuerscheinungen auf Deutsch. Bibliotheken stellen viel davon bereit.

Lob aus dem Publikum: Die Einführung von Ruheräumen war gut, aber große Veranstaltungen sind nach wie vor sehr anstrengend für neurodivergente Teilnehmende. Gut, dass es solche Veranstaltungen wie diese hier gibt, in denen man sich austauschen und unterhalten kann, aber in einem begrenzten Rahmen!

Einladung von Nicolas Rück (WMDE): Impulsvortrag und Workshop – Offene und inklusive Zusammenarbeit in neurodiversen Communitys am 10. und 17. Juni 2025 – die Referentin ist Constanze Schwärzer, sie ist Diversity-Trainerin, Beraterin neurodiverser Paare und Teams, Barriere-Scout, Politologin, Autorin und auch Mitbegründerin Intersectional Disability Justice.