Der Mann der Kerner und Pocher holte

Geschäftsführer Guido Bolten verlässt Sat.1

Veröffentlicht am 13.01.2010Lesedauer: 3 Minuten
Sat.1-Geschäftsführer Bolten geht
Guido Bolten, bisher Geschäftsführer bei Sat. 1, wird sich einen neuen Job suchen müssen. Er verlässt den SenderQuelle: dpa/DPA

Die Late-Night-Show von Oliver Pocher geht genauso auf sein Konto, wie die Talksendung von Johannes B. Kerner: Beide holte Guido Bolten zu seinem Sender Sat. 1. Und es waren keine besonders günstigen Einkäufe. Leider blieben beide neuen Stars fuhren aber eine miese Quote ein. Nun muss Bolten gehen.

Der Geschäftsführer des Privatsenders Sat.1, Guido Bolten, verlässt nach nur gut einem Jahr den Posten überraschend. Der 48-Jährige habe sich entschieden, seine Tätigkeit zum 1. Februar zu beenden, teilte die German Free TV Holding, zu der Sat.1 gehört, am Mittwoch in Unterföhring mit. Bolten soll der Sendergruppe als Berater „verbunden“ bleiben. Die Sendergeschäftsführung übernimmt zunächst Andreas Bartl zusätzlich zu seiner Funktion als Vorstand German Free TV der ProSiebenSat.1 Group.

Eine Holding-Sprecherin betonte, dass es sich um Boltens Entscheidung handele. Zu den Gründen wollte sie nichts sagen.

Bartl sagte: „Sat.1 ist unser wichtigster, weil in der Zielgruppenansprache breitester und damit auch umsatzstärkster Sender.“ Verlässlichkeit sowie das Vertrauen der Zuschauer und Werbekunden hätten „höchste Priorität“. Deshalb werde er den Sender bis auf weiteres persönlich leiten.

Bolten war seit 1997 bei der Sendergruppe tätig und hatte die Sat.1-Geschäftsführung zum 1. Dezember 2008 übernommen. Unter seiner Ägide konnte der Sender zwar prominente Neuverpflichtungen vermelden. Die Talkshow des früheren ZDF-Moderators Johannes B. Kerner, der auch bei der wiederbelebten Sat.1-Fußballmarke „ran“ im Einsatz ist, und die Late-Night-Show des früheren ARD-Entertainers Oliver Pocher erreichten aber bislang nur enttäuschende Quoten. „Kerner“ war im November 2009 nach nur drei Ausgaben von Montag- auf Donnerstagabend verlegt worden, wodurch sich der Sender mehr Zuspruch erhofft hatte.

Auch mehrere andere neue Sat.1-Formate konnten 2009 nicht bei den Zuschauern punkten. So beendete der Sender etwa die Dokusoap „Die Promi-Singles – Traumfrau sucht Mann“ vorzeitig wegen schlechter Quoten. Auch mit der Prominenten-Tanzshow „Yes we can dance“ und der Sat.1-Polittalk „Ihre Wahl! Die Sat.1-Arena“ mit Sabine Christiansen und Stefan Aust landete der Sender beim Publikum keinen Erfolg.

Bolten bedankte sich beim Sat.1-Team für „die hervorragende Arbeit und den Zusammenhalt während des schwierigen Übergangs von Berlin nach München“. Der Sender sei nach der Restrukturierung „programmlich für die Zukunft gut gerüstet“.

Bartl sagte, Bolten habe als Chefredakteur der Sender Kabel 1 und ProSieben sowie als Geschäftsführer von Kabel 1 “sehr erfolgreich gearbeitet„. Außerdem habe er Sat.1 im Jahr des Umzugs nach München “und dem damit verbundenen Wandel stabil durch ein höchst schwieriges Marktumfeld geführt.„

Zu der German Free TV-Sendergruppe gehören neben Sat.1, ProSieben, Kabel 1 und N24. Wie die Holding am Mittwoch weiter mitteilte, werden nach der Zusammenlegung nahezu aller Bereiche nun auch die Unterhaltungs- und Informationsbereiche der Sender senderübergreifend zentralisiert.

Am Dienstag war in Medienberichten bekannt geworden, dass sich N24-Geschäftsführer Torsten Rossmann im Falle eines Verkaufs des Nachrichtensenders der Sendergruppe als Käufer angeboten hat. Gemeinsam mit dem früheren „Spiegel“-Chefredakteur Stefan Aust plant Rossmann für die Übernahme eine Beteiligungsgesellschaft.

ddp/cor

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