Bürgerliche Bündnisse mit mäßigem Erfolg

Von Diethart Goos
Veröffentlicht am 25.09.2001Lesedauer: 3 Minuten

Der erste Zusammenschluss brachte keine Mehrheit, der zweite scheiterte nach drei Jahren

Ein Bündnis bürgerlicher Parteien als Gegengewicht zur traditionell starken Hamburger SPD ist in der Hansestadt nicht neu. Zwei Mal gab es in der Nachkriegsentwicklung solche Zusammenschlüsse, allerdings von sehr unterschiedlicher Dauer und wechselndem Erfolg.

Eine Hamburgensie exotischer Art und Namensgebung war 1949 der "Vaterstädtische Verband Bund Hamburg" (VHB). Unter seinem Dach vereinigten sich CDU, FDP und die schon viele Jahrzehnte nicht mehr exis-tente Deutsche Konservative Partei (DKP). Bei der Bürgerschaftswahl am 16. Oktober 1949 kam der VHB auf 40 Mandate, reichte aber bei weitem nicht an die SPD mit ihren 65 Sitzen in der Bürgerschaft. Die DKP, von Parteiforschern als Sammelbecken von "Rechtsextremisten unterschiedlicher Prägung bis hin zu Anhängern des Nationalsozialismus" eingestuft, hatte sich in Hamburg und Schleswig-Holstein erfolglos bereits an der ersten Bundestagswahl vom 14. August 1949 beteiligt. Schnell zerfiel die DKP, ihre wenigen Mitglieder liefen zur Deutschen Partei (DP) und zu den Freien Demokraten über.

Vier Jahre nach dem ersten vergeblichen Versuch, die sozialdemokratische Bastion Hamburg zu stürmen, schlossen 1953 die Bürgerlichen ein neues Bündnis. Als "Hamburg-Block" traten Christdemokraten, Freie Demokraten und die Deutsche Partei (DP) bei der Bürgerschaftswahl am 1. November 1953 an. Sie kamen auf stattliche 62 Sitze in der Bürgerschaft und konnten so die Sozialdemokraten mit ihren 58 Mandaten schlagen. Zum Ers-ten Bürgermeister wurde der angesehene Jurist Kurt Sieveking gewählt. Eine seiner Vorfahren war Amalie Sieveking, die 1831 durch ihren Einsatz während der Cholera-Epidemie in Hamburg und die Gründung der weiblichen Diakonie berühmt wurde.

Neun Abgeordnete des Hamburg-Block erhielten höhere Weihen über die Stadt hinaus. Denn sie nahmen am 17. Juli 1954 in Berlin an der Bundesversammlung teil, die Theodor Heuss für seine zweite Amtsperiode als Bundespräsident wählte. Doch daheim in Hamburg hatte Bürgermeister Sieveking keine leichten Regierungsgeschäfte mit seinem zusammengewürfelten Bündnis. Schon bald kam es unter den Partnern zu Differenzen. Vor allem die Freien Demokraten fühlten sich von Sieveking oft nur unzureichend in die Regierungsgeschäfte einbezogen und schlecht unterrichtet. Auch konnte sich die FDP nur schwer mit deutsch-nationalen Strömungen der DP identifizieren. Nach drei Jahren im Hamburg-Block wurden die Absetzbewegungen der Liberalen immer deutlicher. Aus Angst vor einer empfindlichen Wahlschlappe bei der anstehenden Bürgerschaftswahl verließ die FDP noch vor Ablauf der Legislaturperiode das Bündnis, um frühere Eigenständigkeit zurückzugewinnen.

Diese rechtzeitige Lösung vom nationalkonservativen Lager zahlte sich für die FDP bei der Bürgerschaftswahl am 10. November 1957 aus. Sie kam auf 8,6 Prozent und erhielt zehn Sitze. Obwohl die SPD mit 69 Mandaten deutlich mehr als die zur Alleinregierung erforderliche absolute Mehrheit erreicht hatte, nahm sie das Angebot der Liberalen an und bildete mit ihnen einen sozialliberalen Senat. Diese Koalition unter den SPD-Bürgermeistern Max Brauer und Paul Nevermann hielt bis 1966 und wurde nach vierjähriger Unterbrechung von 1970 bis 1978 mit den Bürgermeistern Herbert Weichmann, Peter Schulz und Hans-Ulrich Klose fortgesetzt.


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